Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Aus dem preußischen Tandtage. Mitteln, die wir so gut fabriziren, wird sich verstärken -- kurz, mau wird diese Bei alledem bleiben natürlich Conrads Verbesserungsvorschlage zu Recht Aus dem preußischen Landtage. le seit Jahren immer von neuem laut gewordene Klage über die Die Redner der Opposition kommen selten über eine kleinliche Nörgelei Aus dem preußischen Tandtage. Mitteln, die wir so gut fabriziren, wird sich verstärken — kurz, mau wird diese Bei alledem bleiben natürlich Conrads Verbesserungsvorschlage zu Recht Aus dem preußischen Landtage. le seit Jahren immer von neuem laut gewordene Klage über die Die Redner der Opposition kommen selten über eine kleinliche Nörgelei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0466" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155349"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem preußischen Tandtage.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1856" prev="#ID_1855"> Mitteln, die wir so gut fabriziren, wird sich verstärken — kurz, mau wird diese<lb/> „Arbeitsteilung in geistiger Hinsicht" kaum zu beklagen haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1857"> Bei alledem bleiben natürlich Conrads Verbesserungsvorschlage zu Recht<lb/> bestehen. Eine gewisse Beschränkung der Stndentenzahl, deren Anwachsen dnrch<lb/> die Richtung des unteren Schulwesens begünstigt wurde, dürfte immerhin am<lb/> Platze sein. Die Perspektive, die wir eröffnet habe», kann natürlich nicht nach<lb/> allen Seiten Abhilfe schaffen. So möchte auch die schon oft verlangte, vom<lb/> Verfasser wieder aufs neue betonte gesetzliche Nvrmiruug einer verlängerten<lb/> Studienzeit sehr zweckmäßig sein, denn sie würde die Leistungen der Uni¬<lb/> versitäten zu vollkommeneren gestalten. In dieser Richtung wäre die Nicht-<lb/> anrcchnung des Militärdienstjahres zum Trieunium gleichfalls eine der will¬<lb/> kommensten Maßregeln.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem preußischen Landtage.</head><lb/> <p xml:id="ID_1858"> le seit Jahren immer von neuem laut gewordene Klage über die<lb/> Fruchtlosigkeit der parlamentarischen Debatten erhält neue Be¬<lb/> kräftigung durch den Verlauf der Verhandlungen der gegenwärtigen<lb/> Session des preußischen Landtages. Am 20. November v. I.<lb/> wurde dieselbe eröffnet, und bis heute hat das Abgeordnetenhaus<lb/> fünfzig Sitzungen abgehalten. Fragen wir »ach dem positiven Ergebnis dieses<lb/> halben Hunderts von Arbeitstagen, so erhalten wir ein überaus geringes Maß<lb/> an wirklich fruchtbarer Thätigkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1859" next="#ID_1860"> Die Redner der Opposition kommen selten über eine kleinliche Nörgelei<lb/> gegenüber den Vorlagen und Maßnahmen der Regierung hinaus und berechnen<lb/> ihre oratorischen Leistungen vorwiegend für ihren Anhang außerhalb der parla¬<lb/> mentarischen Körperschaften; es sind zumeist Wahlreden, die wir im Abgeordneten-<lb/> Hause zu hören bekommen, und derartige Reden zeichnen sich bekanntlich mehr<lb/> durch ihre Länge als durch ihren sachlichen Inhalt aus. Der Reigen dieser<lb/> agitatorischen Thätigkeit der Opposition wurde eröffnet durch deu von Fort¬<lb/> schrittlern und Sezcssionisten unterstützten Antrag des Frankfurter Demokraten<lb/> Stern, betreffend die Einführung der geheimen Abstimmung bei den Wahlen<lb/> zum Abgeordnetenhause und zu den Kommnnalvertretungen. Das war ein<lb/> Antrag so recht geeignet, nur zu dem „Volke" zu reden und ihm zu zeigen,<lb/> welche „freihcitsfeiudliche" Regierung über Preußen gebiete. Da waren nicht<lb/> nur die Fortschrittler mit ihrem Freunde, dem „guten" Republikaner Stern, im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0466]
Aus dem preußischen Tandtage.
Mitteln, die wir so gut fabriziren, wird sich verstärken — kurz, mau wird diese
„Arbeitsteilung in geistiger Hinsicht" kaum zu beklagen haben.
Bei alledem bleiben natürlich Conrads Verbesserungsvorschlage zu Recht
bestehen. Eine gewisse Beschränkung der Stndentenzahl, deren Anwachsen dnrch
die Richtung des unteren Schulwesens begünstigt wurde, dürfte immerhin am
Platze sein. Die Perspektive, die wir eröffnet habe», kann natürlich nicht nach
allen Seiten Abhilfe schaffen. So möchte auch die schon oft verlangte, vom
Verfasser wieder aufs neue betonte gesetzliche Nvrmiruug einer verlängerten
Studienzeit sehr zweckmäßig sein, denn sie würde die Leistungen der Uni¬
versitäten zu vollkommeneren gestalten. In dieser Richtung wäre die Nicht-
anrcchnung des Militärdienstjahres zum Trieunium gleichfalls eine der will¬
kommensten Maßregeln.
Aus dem preußischen Landtage.
le seit Jahren immer von neuem laut gewordene Klage über die
Fruchtlosigkeit der parlamentarischen Debatten erhält neue Be¬
kräftigung durch den Verlauf der Verhandlungen der gegenwärtigen
Session des preußischen Landtages. Am 20. November v. I.
wurde dieselbe eröffnet, und bis heute hat das Abgeordnetenhaus
fünfzig Sitzungen abgehalten. Fragen wir »ach dem positiven Ergebnis dieses
halben Hunderts von Arbeitstagen, so erhalten wir ein überaus geringes Maß
an wirklich fruchtbarer Thätigkeit.
Die Redner der Opposition kommen selten über eine kleinliche Nörgelei
gegenüber den Vorlagen und Maßnahmen der Regierung hinaus und berechnen
ihre oratorischen Leistungen vorwiegend für ihren Anhang außerhalb der parla¬
mentarischen Körperschaften; es sind zumeist Wahlreden, die wir im Abgeordneten-
Hause zu hören bekommen, und derartige Reden zeichnen sich bekanntlich mehr
durch ihre Länge als durch ihren sachlichen Inhalt aus. Der Reigen dieser
agitatorischen Thätigkeit der Opposition wurde eröffnet durch deu von Fort¬
schrittlern und Sezcssionisten unterstützten Antrag des Frankfurter Demokraten
Stern, betreffend die Einführung der geheimen Abstimmung bei den Wahlen
zum Abgeordnetenhause und zu den Kommnnalvertretungen. Das war ein
Antrag so recht geeignet, nur zu dem „Volke" zu reden und ihm zu zeigen,
welche „freihcitsfeiudliche" Regierung über Preußen gebiete. Da waren nicht
nur die Fortschrittler mit ihrem Freunde, dem „guten" Republikaner Stern, im
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