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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Zur Dampfersubventionsvorlage.

s kann jedenfalls als ein günstiges Zeichen für die Zweckmäßig¬
keit des staatlichen Schutzes unsrer Handelsschifffahrt, wie er durch
das Dampfersubventionsgesetz geboten werden soll, betrachtet
werden, daß darüber in den englischen maritim-technischen Jour¬
nalen ein einstimmiger Lärm erhoben wird. Die englische Schisf-
fcchrt zieht aus dem Zwischenverkehr des deutschen sowohl wie des französischen,
italienischen und österreichischen Seehandels sehr beträchtliche Mittel zu ihrer
Prosperität, und in den maßgebenden Kreisen Englands giebt man sich keinen
Zweifeln darüber hin, daß, wie das Vorgehen Frankreichs im Dampfersubven-
tionssystcm Deutschland zur schnellen Nachfolge angeregt hat, ebenso jetzt das
deutsche Subventionsgesetz eine beschleunigte Durchführung des italienischen Schiff-
fahrtprämiengesetzes, das in gleicher Weise die Beseitigung der "stets mit Wider¬
willen ertragenen englischen Abhängigkeit" obenanstellt, veranlassen und nun¬
mehr auch für Österreich den Anstoß zur Nachahmung dieses ohnehin dort schon
lange lebhaft erwogenen Schrittes zur endlichen Reinigung seines Seeverkehrs
von der englischen Konkurrenz geben wird. England kann nicht anders als eine
schwere Schädigung seiner Schifffahrtsinteresscn aus dieser drohenden Allianz
voraussehen, umsomehr, als es einsehen muß, daß die Mittel zu einer Begeg¬
nung derselben von einer entsprechenden Vergrößerung seiner eignen staatlichen
Subvention nicht dauernd hergegeben werden können.

In den abfälligen Besprechungen der manchesterlichen Kreise drehen sich
ganz sonderbare Gedanken mich um den Punkt der militärischen Ausnutzung der
Vorlage, und im Berliner Hauptmoniteur des "deutschen Freisinns," dem "Ber¬
liner Tageblatt," begegneten wir sogar kürzlich der übrigens von andern Blättern
gleichen Schlages weidlich nachgebeteten Frage, "wie es überhaupt möglich sein


Grenzboten IV. 1334. 8


Zur Dampfersubventionsvorlage.

s kann jedenfalls als ein günstiges Zeichen für die Zweckmäßig¬
keit des staatlichen Schutzes unsrer Handelsschifffahrt, wie er durch
das Dampfersubventionsgesetz geboten werden soll, betrachtet
werden, daß darüber in den englischen maritim-technischen Jour¬
nalen ein einstimmiger Lärm erhoben wird. Die englische Schisf-
fcchrt zieht aus dem Zwischenverkehr des deutschen sowohl wie des französischen,
italienischen und österreichischen Seehandels sehr beträchtliche Mittel zu ihrer
Prosperität, und in den maßgebenden Kreisen Englands giebt man sich keinen
Zweifeln darüber hin, daß, wie das Vorgehen Frankreichs im Dampfersubven-
tionssystcm Deutschland zur schnellen Nachfolge angeregt hat, ebenso jetzt das
deutsche Subventionsgesetz eine beschleunigte Durchführung des italienischen Schiff-
fahrtprämiengesetzes, das in gleicher Weise die Beseitigung der „stets mit Wider¬
willen ertragenen englischen Abhängigkeit" obenanstellt, veranlassen und nun¬
mehr auch für Österreich den Anstoß zur Nachahmung dieses ohnehin dort schon
lange lebhaft erwogenen Schrittes zur endlichen Reinigung seines Seeverkehrs
von der englischen Konkurrenz geben wird. England kann nicht anders als eine
schwere Schädigung seiner Schifffahrtsinteresscn aus dieser drohenden Allianz
voraussehen, umsomehr, als es einsehen muß, daß die Mittel zu einer Begeg¬
nung derselben von einer entsprechenden Vergrößerung seiner eignen staatlichen
Subvention nicht dauernd hergegeben werden können.

In den abfälligen Besprechungen der manchesterlichen Kreise drehen sich
ganz sonderbare Gedanken mich um den Punkt der militärischen Ausnutzung der
Vorlage, und im Berliner Hauptmoniteur des „deutschen Freisinns," dem „Ber¬
liner Tageblatt," begegneten wir sogar kürzlich der übrigens von andern Blättern
gleichen Schlages weidlich nachgebeteten Frage, „wie es überhaupt möglich sein


Grenzboten IV. 1334. 8
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[0065] [Abbildung] Zur Dampfersubventionsvorlage. s kann jedenfalls als ein günstiges Zeichen für die Zweckmäßig¬ keit des staatlichen Schutzes unsrer Handelsschifffahrt, wie er durch das Dampfersubventionsgesetz geboten werden soll, betrachtet werden, daß darüber in den englischen maritim-technischen Jour¬ nalen ein einstimmiger Lärm erhoben wird. Die englische Schisf- fcchrt zieht aus dem Zwischenverkehr des deutschen sowohl wie des französischen, italienischen und österreichischen Seehandels sehr beträchtliche Mittel zu ihrer Prosperität, und in den maßgebenden Kreisen Englands giebt man sich keinen Zweifeln darüber hin, daß, wie das Vorgehen Frankreichs im Dampfersubven- tionssystcm Deutschland zur schnellen Nachfolge angeregt hat, ebenso jetzt das deutsche Subventionsgesetz eine beschleunigte Durchführung des italienischen Schiff- fahrtprämiengesetzes, das in gleicher Weise die Beseitigung der „stets mit Wider¬ willen ertragenen englischen Abhängigkeit" obenanstellt, veranlassen und nun¬ mehr auch für Österreich den Anstoß zur Nachahmung dieses ohnehin dort schon lange lebhaft erwogenen Schrittes zur endlichen Reinigung seines Seeverkehrs von der englischen Konkurrenz geben wird. England kann nicht anders als eine schwere Schädigung seiner Schifffahrtsinteresscn aus dieser drohenden Allianz voraussehen, umsomehr, als es einsehen muß, daß die Mittel zu einer Begeg¬ nung derselben von einer entsprechenden Vergrößerung seiner eignen staatlichen Subvention nicht dauernd hergegeben werden können. In den abfälligen Besprechungen der manchesterlichen Kreise drehen sich ganz sonderbare Gedanken mich um den Punkt der militärischen Ausnutzung der Vorlage, und im Berliner Hauptmoniteur des „deutschen Freisinns," dem „Ber¬ liner Tageblatt," begegneten wir sogar kürzlich der übrigens von andern Blättern gleichen Schlages weidlich nachgebeteten Frage, „wie es überhaupt möglich sein Grenzboten IV. 1334. 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/65>, abgerufen am 27.12.2024.