Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Ungehaltene Reden eines Nichtgewcihltsn. Rüster für neue? Auf die übermäßige Anspannung muß notwendigerweise Ab¬ Berichtigung. Der Artikel "Die Verstaatlichung der Versicherungsanstalten" Die Redaktion der Grenzboten. Ungehaltene Reden eines Nichtgewcihltsn. Rüster für neue? Auf die übermäßige Anspannung muß notwendigerweise Ab¬ Berichtigung. Der Artikel „Die Verstaatlichung der Versicherungsanstalten" Die Redaktion der Grenzboten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0540" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157465"/> <fw type="header" place="top"> Ungehaltene Reden eines Nichtgewcihltsn.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1860" prev="#ID_1859"> Rüster für neue? Auf die übermäßige Anspannung muß notwendigerweise Ab¬<lb/> spannung folgen, und nun gar, wenn so gefährliche Mittel angewandt wurden,<lb/> um die Gemüter zu erhitzen. In gewissen freien Ländern werden die Wähler<lb/> durch freien Branntwein zur Ausübung ihrer Bürgerpflicht begeistert, und so<lb/> schlimm das ist, schlimmer ist die wahre Schnapspolitik unsrer Demagogen —<lb/> sagen die Leute. Und das Schlimmste ist, daß endlich alle Parteien sich der<lb/> nämlichen verwerflichen Mittel bedienen müssen, wollen sie nicht ganz und gar<lb/> mnndtot gemacht werden. Wir haben doch noch andre Geschäfte und andre<lb/> Sorgen, als in Vereinen und Klubs uns jeden Abend versichern zu lassen, daß<lb/> wir die einzig Gelehrten, die Vaterlands- und Freiheitsfreunde seien, und alle<lb/> übrigen, vor allem die Regierenden, Strohköpfe oder ^Verräter. So sagen<lb/> die Leute, und daß Wahlbewcgungen, wie die letzten, und Debatten, wie die vom<lb/> 26. und 27. November jene Mißstimmung nur fördern können, das dürfte auch<lb/> den Herren „Klerikalsinnigcn" einleuchten. Sie lächeln über die Verstimmung<lb/> der friedlichen Bürger, welche die Faust nur in der Tasche machen? Lesen<lb/> Sie doch die Geschichte, und zwar die Geschichte einer Periode, welche vielen von<lb/> Ihnen vor allen sympathisch ist, der „großen" Revolution. Endlich kommt<lb/> immer der Tag, wo der friedliche, geduldige Bürger sich zur Energie aufrafft<lb/> und die zungenfertigen Herren, die sich ihnen als Vorsehung aufgedrängt haben,<lb/> beiseite schiebt, manchmal sogar recht unsanft. Prägen Sie ihm nur ein, daß<lb/> ihm, wenn er Ihr Regiment nicht wolle, nichts andres übrig bleibe als der<lb/> Absolutismus, dann aber wundern Sie sich nicht, falls er einmal Lust bezeigt,<lb/> nach diesem Äußersten zu greifen!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Berichtigung.</head><lb/> <p xml:id="ID_1861"> Der Artikel „Die Verstaatlichung der Versicherungsanstalten"<lb/> (Grenzboten Ur. 46) enthält die aus der Schrift „Materialien für die juristische<lb/> Beurteilung der in Konkurs befindlichen Nationale" von Dr. F. Wallmann ge¬<lb/> schöpfte Angabe, im Jahre 1873 habe die „Rostocker Bank" beinahe sämtliche<lb/> Obligationen der Lebensversicherungsgesellschaft „Die Nationale" übernommen,<lb/> dafür die 25 Prozent Einzahlung geleistet und für die verbleibenden 75 Prozent<lb/> ihre Solawechsel gegeben, worauf die gleichfalls aus jener Schrift stammende<lb/> weitere Behauptung folgt, „die Bank in Rostock" habe 1878 fallirt, was nach<lb/> dem Vorhergehenden auf die Rostocker Bank bezogen werden muß. Diese An¬<lb/> gaben werden uns von dem Syndikus der No Stöcker Bank als unrichtig be¬<lb/> zeichnet, und wir beeilen uns, dies unsern Lesern mitzuteilen. Die „Rostocker<lb/> Bank" hat sich niemals auf Geschäfte der erwähnten Art eingelassen, auch 1878<lb/> nicht fallirt. Es liegt jenen Wallmannschen Behauptungen wahrscheinlich eine<lb/> bedauerliche Verwechslung zu gründe, indem in Rostock vor Jahren eine neue<lb/> Bank „Die Vereinsbank" gegründet wurde, die allerdings 1878 fallirt hat.</p><lb/> <note type="byline"> Die Redaktion der Grenzboten.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0540]
Ungehaltene Reden eines Nichtgewcihltsn.
Rüster für neue? Auf die übermäßige Anspannung muß notwendigerweise Ab¬
spannung folgen, und nun gar, wenn so gefährliche Mittel angewandt wurden,
um die Gemüter zu erhitzen. In gewissen freien Ländern werden die Wähler
durch freien Branntwein zur Ausübung ihrer Bürgerpflicht begeistert, und so
schlimm das ist, schlimmer ist die wahre Schnapspolitik unsrer Demagogen —
sagen die Leute. Und das Schlimmste ist, daß endlich alle Parteien sich der
nämlichen verwerflichen Mittel bedienen müssen, wollen sie nicht ganz und gar
mnndtot gemacht werden. Wir haben doch noch andre Geschäfte und andre
Sorgen, als in Vereinen und Klubs uns jeden Abend versichern zu lassen, daß
wir die einzig Gelehrten, die Vaterlands- und Freiheitsfreunde seien, und alle
übrigen, vor allem die Regierenden, Strohköpfe oder ^Verräter. So sagen
die Leute, und daß Wahlbewcgungen, wie die letzten, und Debatten, wie die vom
26. und 27. November jene Mißstimmung nur fördern können, das dürfte auch
den Herren „Klerikalsinnigcn" einleuchten. Sie lächeln über die Verstimmung
der friedlichen Bürger, welche die Faust nur in der Tasche machen? Lesen
Sie doch die Geschichte, und zwar die Geschichte einer Periode, welche vielen von
Ihnen vor allen sympathisch ist, der „großen" Revolution. Endlich kommt
immer der Tag, wo der friedliche, geduldige Bürger sich zur Energie aufrafft
und die zungenfertigen Herren, die sich ihnen als Vorsehung aufgedrängt haben,
beiseite schiebt, manchmal sogar recht unsanft. Prägen Sie ihm nur ein, daß
ihm, wenn er Ihr Regiment nicht wolle, nichts andres übrig bleibe als der
Absolutismus, dann aber wundern Sie sich nicht, falls er einmal Lust bezeigt,
nach diesem Äußersten zu greifen!
Berichtigung.
Der Artikel „Die Verstaatlichung der Versicherungsanstalten"
(Grenzboten Ur. 46) enthält die aus der Schrift „Materialien für die juristische
Beurteilung der in Konkurs befindlichen Nationale" von Dr. F. Wallmann ge¬
schöpfte Angabe, im Jahre 1873 habe die „Rostocker Bank" beinahe sämtliche
Obligationen der Lebensversicherungsgesellschaft „Die Nationale" übernommen,
dafür die 25 Prozent Einzahlung geleistet und für die verbleibenden 75 Prozent
ihre Solawechsel gegeben, worauf die gleichfalls aus jener Schrift stammende
weitere Behauptung folgt, „die Bank in Rostock" habe 1878 fallirt, was nach
dem Vorhergehenden auf die Rostocker Bank bezogen werden muß. Diese An¬
gaben werden uns von dem Syndikus der No Stöcker Bank als unrichtig be¬
zeichnet, und wir beeilen uns, dies unsern Lesern mitzuteilen. Die „Rostocker
Bank" hat sich niemals auf Geschäfte der erwähnten Art eingelassen, auch 1878
nicht fallirt. Es liegt jenen Wallmannschen Behauptungen wahrscheinlich eine
bedauerliche Verwechslung zu gründe, indem in Rostock vor Jahren eine neue
Bank „Die Vereinsbank" gegründet wurde, die allerdings 1878 fallirt hat.
Die Redaktion der Grenzboten.
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