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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Aus der Diplomatenschule.

diesem der siebenjährige und diesem wieder der lange Völkerkampf unter der
französischen Republik und Napoleon, und alle diese Kriege kamen, indem sie
die kontinentalen Nationen schwachem und an energischer und stetiger Benutzung
und Vervollkommnung ihrer Kräfte und Hilfsquellen hinderten, mittelbar Eng¬
land zu gute, für das ja auch unser letzter Kampf mit Frankreich so vorteilhaft
war, daß man neulich das Jahr 1873 im Unterhause ^ most vonäsrtul z^ar
nennen konnte. Die Völker des Festlandes zerfleischten einander in Kriegen und
Revolutionen, sie preßten sich gegenseitig aus, sie stockten in ihrer gewerblichen Ent¬
wicklung, sie verarmten für Jahrzehnte und bisweilen für längere Zeit. Anders
Großbritannien, das seit 1066, abgesehen von wenig bedeutenden Landungen
französischer Truppen in Irland, auf seinem Boden keinen ausländischen Feind
gesehen hat. Es freute sich dessen (tsrtius Zg-nasus) und der Thatsache, daß
es andern Leuten nicht so gut ging, machte Geld und verhalf sich, während
jene aufeinanderschlugen, zu den profitabelsten Kolonien. Die Moral dieses
Rückblickes ist: Was des einen Tod, ist des andern Brod. England gedeiht,
wenn die Länder des Kontinents sich durch Kriege lähmen und zu gründe
richten, es gedeiht weniger oder garnicht, wenn sie Frieden untereinander
halten. Wenn wir, wie es nach dem deutsch-österreichischen Bündnisse von 1879,
dem Tage von Skiernewice und der jüngsten Annäherung zwischen Frankreich
und Deutschland den Anschein hat, eine Ära langen Friedens in Europa vor
uns haben, so werden die hauptsächlichsten der Bedingungen fehlen, unter welchen
Englands Reichtum sich, wie Herr Gladstone sich ausdrückte, Isaxs g,na dounäs
vermehrt hat. Welche Politik sich hiernach diesem Staatsmann empfehlen konnte
und in der That empfohlen hat, erraten die Leser, wie sie andrerseits nicht in
Zweifel sein können, was unsrerseits hier zu thun und zu lassen sein und was
in der That nach Möglichkeit geschehen und unterbleiben wird.




Aus der Diplomatenschule.
i.

on der Überschrift dieser Aufsätze wolle man sich nicht zu viel
versprechen: es soll nicht aus der Schule geschwatzt, sondern
einfach über sie gesprochen, von ihrer Einrichtung und Gliederung
berichtet werden, von den in ihr geltenden Rechten und Gesetzen,
von ihren Aufgaben und Leistungen und einigen andern Dingen,
deren Kenntnis nützlich ist, auch wenn sie keine "Enthüllungen" einschließt.


Aus der Diplomatenschule.

diesem der siebenjährige und diesem wieder der lange Völkerkampf unter der
französischen Republik und Napoleon, und alle diese Kriege kamen, indem sie
die kontinentalen Nationen schwachem und an energischer und stetiger Benutzung
und Vervollkommnung ihrer Kräfte und Hilfsquellen hinderten, mittelbar Eng¬
land zu gute, für das ja auch unser letzter Kampf mit Frankreich so vorteilhaft
war, daß man neulich das Jahr 1873 im Unterhause ^ most vonäsrtul z^ar
nennen konnte. Die Völker des Festlandes zerfleischten einander in Kriegen und
Revolutionen, sie preßten sich gegenseitig aus, sie stockten in ihrer gewerblichen Ent¬
wicklung, sie verarmten für Jahrzehnte und bisweilen für längere Zeit. Anders
Großbritannien, das seit 1066, abgesehen von wenig bedeutenden Landungen
französischer Truppen in Irland, auf seinem Boden keinen ausländischen Feind
gesehen hat. Es freute sich dessen (tsrtius Zg-nasus) und der Thatsache, daß
es andern Leuten nicht so gut ging, machte Geld und verhalf sich, während
jene aufeinanderschlugen, zu den profitabelsten Kolonien. Die Moral dieses
Rückblickes ist: Was des einen Tod, ist des andern Brod. England gedeiht,
wenn die Länder des Kontinents sich durch Kriege lähmen und zu gründe
richten, es gedeiht weniger oder garnicht, wenn sie Frieden untereinander
halten. Wenn wir, wie es nach dem deutsch-österreichischen Bündnisse von 1879,
dem Tage von Skiernewice und der jüngsten Annäherung zwischen Frankreich
und Deutschland den Anschein hat, eine Ära langen Friedens in Europa vor
uns haben, so werden die hauptsächlichsten der Bedingungen fehlen, unter welchen
Englands Reichtum sich, wie Herr Gladstone sich ausdrückte, Isaxs g,na dounäs
vermehrt hat. Welche Politik sich hiernach diesem Staatsmann empfehlen konnte
und in der That empfohlen hat, erraten die Leser, wie sie andrerseits nicht in
Zweifel sein können, was unsrerseits hier zu thun und zu lassen sein und was
in der That nach Möglichkeit geschehen und unterbleiben wird.




Aus der Diplomatenschule.
i.

on der Überschrift dieser Aufsätze wolle man sich nicht zu viel
versprechen: es soll nicht aus der Schule geschwatzt, sondern
einfach über sie gesprochen, von ihrer Einrichtung und Gliederung
berichtet werden, von den in ihr geltenden Rechten und Gesetzen,
von ihren Aufgaben und Leistungen und einigen andern Dingen,
deren Kenntnis nützlich ist, auch wenn sie keine „Enthüllungen" einschließt.


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[0357] Aus der Diplomatenschule. diesem der siebenjährige und diesem wieder der lange Völkerkampf unter der französischen Republik und Napoleon, und alle diese Kriege kamen, indem sie die kontinentalen Nationen schwachem und an energischer und stetiger Benutzung und Vervollkommnung ihrer Kräfte und Hilfsquellen hinderten, mittelbar Eng¬ land zu gute, für das ja auch unser letzter Kampf mit Frankreich so vorteilhaft war, daß man neulich das Jahr 1873 im Unterhause ^ most vonäsrtul z^ar nennen konnte. Die Völker des Festlandes zerfleischten einander in Kriegen und Revolutionen, sie preßten sich gegenseitig aus, sie stockten in ihrer gewerblichen Ent¬ wicklung, sie verarmten für Jahrzehnte und bisweilen für längere Zeit. Anders Großbritannien, das seit 1066, abgesehen von wenig bedeutenden Landungen französischer Truppen in Irland, auf seinem Boden keinen ausländischen Feind gesehen hat. Es freute sich dessen (tsrtius Zg-nasus) und der Thatsache, daß es andern Leuten nicht so gut ging, machte Geld und verhalf sich, während jene aufeinanderschlugen, zu den profitabelsten Kolonien. Die Moral dieses Rückblickes ist: Was des einen Tod, ist des andern Brod. England gedeiht, wenn die Länder des Kontinents sich durch Kriege lähmen und zu gründe richten, es gedeiht weniger oder garnicht, wenn sie Frieden untereinander halten. Wenn wir, wie es nach dem deutsch-österreichischen Bündnisse von 1879, dem Tage von Skiernewice und der jüngsten Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland den Anschein hat, eine Ära langen Friedens in Europa vor uns haben, so werden die hauptsächlichsten der Bedingungen fehlen, unter welchen Englands Reichtum sich, wie Herr Gladstone sich ausdrückte, Isaxs g,na dounäs vermehrt hat. Welche Politik sich hiernach diesem Staatsmann empfehlen konnte und in der That empfohlen hat, erraten die Leser, wie sie andrerseits nicht in Zweifel sein können, was unsrerseits hier zu thun und zu lassen sein und was in der That nach Möglichkeit geschehen und unterbleiben wird. Aus der Diplomatenschule. i. on der Überschrift dieser Aufsätze wolle man sich nicht zu viel versprechen: es soll nicht aus der Schule geschwatzt, sondern einfach über sie gesprochen, von ihrer Einrichtung und Gliederung berichtet werden, von den in ihr geltenden Rechten und Gesetzen, von ihren Aufgaben und Leistungen und einigen andern Dingen, deren Kenntnis nützlich ist, auch wenn sie keine „Enthüllungen" einschließt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/357>, abgerufen am 27.12.2024.