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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Fortschritte in der Photographie.

forscher, weiß also auch nichts von Grimms Mythologie, wenigstens nichts von
der neuesten, dritten Bearbeitung derselben, nichts von ihrem dritten Bande,
den erst diese Ausgabe gebracht hat, welche wir niemand anders als E. H> Meyer
verdanken.

Der Verfasser wünscht sich sachkundige Kritik. Wie das sich blähende
Vorwort jeder Kritik vorgreift, haben wir schon im Eingange bemerkt. In dem
gleichen Brustton der Überzeugung heißt es am Schlüsse des Buches: "Indes
darf uns zur Befriedigung gereichen, daß wir zuerst den Versuch einer systema¬
tischen Darstellung der "Geschichte der deutschen Volkspoesie" gemacht, daß wir
uns mit Liebe der Sache unterzogen. Mag ein andrer, auf unsern Schultern
fußend, das Gebäude weiter aufführen, wozu wir den festen Grundriß gezeichnet
haben." Ja noch mehr: Herr Weddigen findet "in Anbetracht des von ihm
Geschaffenen den Wunsch nicht ganz unberechtigt" -- und nun kommen wir auf
den schon oben berührten Anspruch des Verfassers auf entsprechende Belohnung
seines "redlichen Bemühens" --, künftighin einer größern Bibliothek nahe zu
sein. Offenbar ein zarter Wink für Bibliotheksvorstände, denen es an geeigneten
Beamten fehlen sollte. Mögen sie sich vorsehen!

Wir können "in Anbetracht des von Herrn Weddigen Geschaffenen" den
Wunsch nicht unterdrücken, daß ihm künftighin die Lektüre wissenschaftlicher
Werke von Bibliotheken nur unter der unverbrüchlich einzuhaltenden Bedingung
gestattet werde, daß er, wenn er auch das "Magazin für Literatur des Auslandes"
und ähnliche Blätter nach wie vor als Abzugskanäle für seine überflüssige Tinte
benutzen dürfe, sich doch nie wieder einfallen lasse, ein sogenanntes eignes Buch
schreiben zu wollen. Dann allein würden Verleger und Publikum in Zukunft
vor Täuschung und unnützen Geldausgaben bewahrt bleiben.




Fortschritte in der Photographie.
von Fritz Anders.
1^. Die Negativaufnahme.

is ich vor drei oder vier Jahren nach längerer Pause wieder
eine Dunkelkammer etablirte und mich von neuem orientiren
mußte, fand ich im Reiche des Lichtes und der Finsternis eine
komplete Revolution. Hie Collodium! hie Gelatine! war das
Feldgeschrei, der Kampf wogte herüber und hinüber. Heute ist
er definitiv entschieden. Das Collodium ist besiegt und würde bereits gänzlich'KM
HW
-AWH


Fortschritte in der Photographie.

forscher, weiß also auch nichts von Grimms Mythologie, wenigstens nichts von
der neuesten, dritten Bearbeitung derselben, nichts von ihrem dritten Bande,
den erst diese Ausgabe gebracht hat, welche wir niemand anders als E. H> Meyer
verdanken.

Der Verfasser wünscht sich sachkundige Kritik. Wie das sich blähende
Vorwort jeder Kritik vorgreift, haben wir schon im Eingange bemerkt. In dem
gleichen Brustton der Überzeugung heißt es am Schlüsse des Buches: „Indes
darf uns zur Befriedigung gereichen, daß wir zuerst den Versuch einer systema¬
tischen Darstellung der »Geschichte der deutschen Volkspoesie« gemacht, daß wir
uns mit Liebe der Sache unterzogen. Mag ein andrer, auf unsern Schultern
fußend, das Gebäude weiter aufführen, wozu wir den festen Grundriß gezeichnet
haben." Ja noch mehr: Herr Weddigen findet „in Anbetracht des von ihm
Geschaffenen den Wunsch nicht ganz unberechtigt" — und nun kommen wir auf
den schon oben berührten Anspruch des Verfassers auf entsprechende Belohnung
seines „redlichen Bemühens" —, künftighin einer größern Bibliothek nahe zu
sein. Offenbar ein zarter Wink für Bibliotheksvorstände, denen es an geeigneten
Beamten fehlen sollte. Mögen sie sich vorsehen!

Wir können „in Anbetracht des von Herrn Weddigen Geschaffenen" den
Wunsch nicht unterdrücken, daß ihm künftighin die Lektüre wissenschaftlicher
Werke von Bibliotheken nur unter der unverbrüchlich einzuhaltenden Bedingung
gestattet werde, daß er, wenn er auch das „Magazin für Literatur des Auslandes"
und ähnliche Blätter nach wie vor als Abzugskanäle für seine überflüssige Tinte
benutzen dürfe, sich doch nie wieder einfallen lasse, ein sogenanntes eignes Buch
schreiben zu wollen. Dann allein würden Verleger und Publikum in Zukunft
vor Täuschung und unnützen Geldausgaben bewahrt bleiben.




Fortschritte in der Photographie.
von Fritz Anders.
1^. Die Negativaufnahme.

is ich vor drei oder vier Jahren nach längerer Pause wieder
eine Dunkelkammer etablirte und mich von neuem orientiren
mußte, fand ich im Reiche des Lichtes und der Finsternis eine
komplete Revolution. Hie Collodium! hie Gelatine! war das
Feldgeschrei, der Kampf wogte herüber und hinüber. Heute ist
er definitiv entschieden. Das Collodium ist besiegt und würde bereits gänzlich'KM
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[0283] Fortschritte in der Photographie. forscher, weiß also auch nichts von Grimms Mythologie, wenigstens nichts von der neuesten, dritten Bearbeitung derselben, nichts von ihrem dritten Bande, den erst diese Ausgabe gebracht hat, welche wir niemand anders als E. H> Meyer verdanken. Der Verfasser wünscht sich sachkundige Kritik. Wie das sich blähende Vorwort jeder Kritik vorgreift, haben wir schon im Eingange bemerkt. In dem gleichen Brustton der Überzeugung heißt es am Schlüsse des Buches: „Indes darf uns zur Befriedigung gereichen, daß wir zuerst den Versuch einer systema¬ tischen Darstellung der »Geschichte der deutschen Volkspoesie« gemacht, daß wir uns mit Liebe der Sache unterzogen. Mag ein andrer, auf unsern Schultern fußend, das Gebäude weiter aufführen, wozu wir den festen Grundriß gezeichnet haben." Ja noch mehr: Herr Weddigen findet „in Anbetracht des von ihm Geschaffenen den Wunsch nicht ganz unberechtigt" — und nun kommen wir auf den schon oben berührten Anspruch des Verfassers auf entsprechende Belohnung seines „redlichen Bemühens" —, künftighin einer größern Bibliothek nahe zu sein. Offenbar ein zarter Wink für Bibliotheksvorstände, denen es an geeigneten Beamten fehlen sollte. Mögen sie sich vorsehen! Wir können „in Anbetracht des von Herrn Weddigen Geschaffenen" den Wunsch nicht unterdrücken, daß ihm künftighin die Lektüre wissenschaftlicher Werke von Bibliotheken nur unter der unverbrüchlich einzuhaltenden Bedingung gestattet werde, daß er, wenn er auch das „Magazin für Literatur des Auslandes" und ähnliche Blätter nach wie vor als Abzugskanäle für seine überflüssige Tinte benutzen dürfe, sich doch nie wieder einfallen lasse, ein sogenanntes eignes Buch schreiben zu wollen. Dann allein würden Verleger und Publikum in Zukunft vor Täuschung und unnützen Geldausgaben bewahrt bleiben. Fortschritte in der Photographie. von Fritz Anders. 1^. Die Negativaufnahme. is ich vor drei oder vier Jahren nach längerer Pause wieder eine Dunkelkammer etablirte und mich von neuem orientiren mußte, fand ich im Reiche des Lichtes und der Finsternis eine komplete Revolution. Hie Collodium! hie Gelatine! war das Feldgeschrei, der Kampf wogte herüber und hinüber. Heute ist er definitiv entschieden. Das Collodium ist besiegt und würde bereits gänzlich'KM HW -AWH

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/283>, abgerufen am 27.12.2024.