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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Das südafrikanische Reich der Engländer.

ritcmnia hat Unglück in Afrika, im Süden wie im Norden, Es
wird Ägypten nicht behalten, auch wenn sein viel gerühmter
Feldherr Wolseley seinem wohlfeilen Siege über Arabi nächstens
einen über den Mahdi hinzufügen sollte, und was es in den
Ländern in der Nachbarschaft der Kapkolonie und in dieser selbst
mit der Zeit geben wird, ist in seinen Anfängen und Andeutungen auch nicht
dazu angethan, das Herz John Bulls mit Wohlgefallen und Behagen zu er¬
füllen. Er hat hier eine ziemlich lange Zeit mit Erfolg in seiner Weise
gewirtschaftet und viel zusammengebracht. Jetzt aber geht es mit ihm nicht
mehr in die Höhe, sondern sichtlich bergab, und seit einigen Monaten folgt für
ihn aus den Kreisen des Afrikandertums Hiobspost auf Hiobspost. Die Boers
werden immer kecker und selbstbewußter, mit englischen Augen betrachtet immer
frecher und anmaßender, die Bevölkerungen in der Kapkolonie und Natal verhalten
sich gleichgiltig, sie vermögen, wie es scheint, in den britischen Interessen
durchaus nicht ihre eignen zu erkennen, manche schielen wohlgefällig nach den
Bauern des Transvaal hin, als ob sich in deren trotzigem Auftreten und deren
Fortschritten ihre eignen Wünsche und Hoffnungen zu verwirklichen anfingen,
niemand empfindet unter ihnen den ihnen seltsamerweise von der Londoner Presse
angesonnenen Grad von "Patriotismus," der Opfer zu bringen Lust hat, damit
die Macht Englands vor Einbuße bewahrt bleibe und wachse, kurz: das süd¬
afrikanische Reich der Kaiserin von Hind will nicht mehr wachsen, der Egoismus,
der es gründete, die Unbilligkeit, die es vergrößerte, haben begonnen, als
Elemente der Fäulnis und Zersetzung zu wirken, und das letzte Glied der
Kette von verdrießlichen -- für die Engländer verdrießlichen, andern Leuten
erfreulichen -- Vorfällen, die mit der gewaltsamen Abschüttelung der Ein-


Grenzboten IV. 1384. 14


Das südafrikanische Reich der Engländer.

ritcmnia hat Unglück in Afrika, im Süden wie im Norden, Es
wird Ägypten nicht behalten, auch wenn sein viel gerühmter
Feldherr Wolseley seinem wohlfeilen Siege über Arabi nächstens
einen über den Mahdi hinzufügen sollte, und was es in den
Ländern in der Nachbarschaft der Kapkolonie und in dieser selbst
mit der Zeit geben wird, ist in seinen Anfängen und Andeutungen auch nicht
dazu angethan, das Herz John Bulls mit Wohlgefallen und Behagen zu er¬
füllen. Er hat hier eine ziemlich lange Zeit mit Erfolg in seiner Weise
gewirtschaftet und viel zusammengebracht. Jetzt aber geht es mit ihm nicht
mehr in die Höhe, sondern sichtlich bergab, und seit einigen Monaten folgt für
ihn aus den Kreisen des Afrikandertums Hiobspost auf Hiobspost. Die Boers
werden immer kecker und selbstbewußter, mit englischen Augen betrachtet immer
frecher und anmaßender, die Bevölkerungen in der Kapkolonie und Natal verhalten
sich gleichgiltig, sie vermögen, wie es scheint, in den britischen Interessen
durchaus nicht ihre eignen zu erkennen, manche schielen wohlgefällig nach den
Bauern des Transvaal hin, als ob sich in deren trotzigem Auftreten und deren
Fortschritten ihre eignen Wünsche und Hoffnungen zu verwirklichen anfingen,
niemand empfindet unter ihnen den ihnen seltsamerweise von der Londoner Presse
angesonnenen Grad von „Patriotismus," der Opfer zu bringen Lust hat, damit
die Macht Englands vor Einbuße bewahrt bleibe und wachse, kurz: das süd¬
afrikanische Reich der Kaiserin von Hind will nicht mehr wachsen, der Egoismus,
der es gründete, die Unbilligkeit, die es vergrößerte, haben begonnen, als
Elemente der Fäulnis und Zersetzung zu wirken, und das letzte Glied der
Kette von verdrießlichen — für die Engländer verdrießlichen, andern Leuten
erfreulichen — Vorfällen, die mit der gewaltsamen Abschüttelung der Ein-


Grenzboten IV. 1384. 14
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[0113] [Abbildung] Das südafrikanische Reich der Engländer. ritcmnia hat Unglück in Afrika, im Süden wie im Norden, Es wird Ägypten nicht behalten, auch wenn sein viel gerühmter Feldherr Wolseley seinem wohlfeilen Siege über Arabi nächstens einen über den Mahdi hinzufügen sollte, und was es in den Ländern in der Nachbarschaft der Kapkolonie und in dieser selbst mit der Zeit geben wird, ist in seinen Anfängen und Andeutungen auch nicht dazu angethan, das Herz John Bulls mit Wohlgefallen und Behagen zu er¬ füllen. Er hat hier eine ziemlich lange Zeit mit Erfolg in seiner Weise gewirtschaftet und viel zusammengebracht. Jetzt aber geht es mit ihm nicht mehr in die Höhe, sondern sichtlich bergab, und seit einigen Monaten folgt für ihn aus den Kreisen des Afrikandertums Hiobspost auf Hiobspost. Die Boers werden immer kecker und selbstbewußter, mit englischen Augen betrachtet immer frecher und anmaßender, die Bevölkerungen in der Kapkolonie und Natal verhalten sich gleichgiltig, sie vermögen, wie es scheint, in den britischen Interessen durchaus nicht ihre eignen zu erkennen, manche schielen wohlgefällig nach den Bauern des Transvaal hin, als ob sich in deren trotzigem Auftreten und deren Fortschritten ihre eignen Wünsche und Hoffnungen zu verwirklichen anfingen, niemand empfindet unter ihnen den ihnen seltsamerweise von der Londoner Presse angesonnenen Grad von „Patriotismus," der Opfer zu bringen Lust hat, damit die Macht Englands vor Einbuße bewahrt bleibe und wachse, kurz: das süd¬ afrikanische Reich der Kaiserin von Hind will nicht mehr wachsen, der Egoismus, der es gründete, die Unbilligkeit, die es vergrößerte, haben begonnen, als Elemente der Fäulnis und Zersetzung zu wirken, und das letzte Glied der Kette von verdrießlichen — für die Engländer verdrießlichen, andern Leuten erfreulichen — Vorfällen, die mit der gewaltsamen Abschüttelung der Ein- Grenzboten IV. 1384. 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/113>, abgerufen am 27.12.2024.