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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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hart, Mittencntzwei eins Mittenzwei, d. h. zwischen zwei, u. ahnt.). Selbst für den
Fachmann bleiben, nach Ausscheidung des Sichern und Zweifellosen, eine Unmasse
van Fällen übrig, in denen die Deutung mit ziemlich gleicher Berechtig""", nach
zwei Seiten hin gehen kann. Solche besonders interessante Fälle behandelt das
vorliegende Buch. Auf dem enge" Raume von etwa 120 Oktavscitcn werden gegen
4000 deutsche Familiennamen besprochen und gedeutet. Natürlich ist dies nur
dadurch möglich, daß immer mehrere Namen, bei denen dieselben Vorgänge und
Gesichtspunkte in Frage komme", gemeinschaftlich behandelt werden. Durch ein
alphabetisches Inhaltsverzeichnis ist aber dafür gesorgt, daß auch der, der nicht
die Absicht hat, das Buch durchzustudiren, sondern nur über einzelne Namen sich zu
belehre", leicht findet, was er sucht.


Wanderlieder ans den Alpen von Rudolf Baumbach. Mit Randzeichmmgcn von
Johann Stanffncher. Leipzig, A. G. Licbcskind, 1883.

Wenn man diesen Quartband aufschlägt, so meint man zunächst eine mit ver-
sifizirten Erläuterungen versehene illustrirte Alpenflora vor sich zu haben. Jedes
Blatt bringt die Abbildung einer oder mehrerer Alpenpflanzen und daneben, darunter
oder darüber ein Gedicht. Bei näherm Zusehen bemerkt man freilich sofort, daß
die abgebildeten Pflanzen und die dabeistehenden Gedichte in keinem inneren Zu¬
sammenhange stehen. Man sieht das am schnellsten im Inhaltsverzeichnisse, wo es
z. B. heißt: "Was zieht dich nach den Berge"? -- Kreuzblättriger Steinbrech,
einblütiges Wintergrün, Felsenehrenpreis," oder: "Klosterkeller am See -- Ahorn¬
zweig mit Vögel (so!)," oder: "Mondnacht -- Pyramidaler Steinbrech, kriechendes
Gipskraut, dickblättrige Möhringia," oder: "Wenn ich zwei Flügel hätt'! --
Schwnlbenschwanzartiger Enzian." Hat man aber das Buch mit einiger Ver¬
wunderung durchgeblättert, so kommt auf dem letzten Blatte, welches ein Vcrlags-
verzcichnis der Verlagsbuchhandlung enthält, die Aufklärung, und diese ist folgende.
Im vorigen Jahre erschien im Verlage von Liebcskind ein Prachtwerk in Gro߬
folio: "Schildereien aus dem Alpenlande. Dreißig Lichtdrucke nach Gemälden von
Karl und Ernst Haym. Gedichte von Rudolf Baumbach. Randzcichnungen von
Johann Stauffacher." Aus diese"! Prnchtwerke -- das wir übrigens nie zu sehen
bekommen habe" -- hat der Verleger das, was dort nur die Zugabe bildete, hier
zur Hauptsache gemacht. Es scheint uns das kein, besonders glücklicher Gedanke, zu
sein. Aus Spitzen und Fransen machen sich schwer Kleider. Den anspruchslose"
Versen Baumbachs, die in den: großen Prachtwerke die bescheidene Aufgabe poe¬
tischer Glossen hatten, ist auf diese Weise eine selbständige Bedeutung aufgenötigt
worden, die sie weder beanspruchen können noch wollen. Und ähnlich verhält es
sich mit den Nandzeichnungen. Dennoch wird es dem Buche nicht an Bewunderern
fehlen. Die Zeichnungen Stnuffachcrs gehören zu dem vollendetsten, was sich in
naturalistischer Wiedergabe von Blumen und Pflanzen denken läßt, die virtuose
xylographische Ausführung steht sogar an der Grenze dessen, was dem Holzschnitte
überhaupt zugemutet werden sollte, und Ba"mbach -- nun, er bleibt immer
Baumbach.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Rendnitz-Leipzig.
Literatur.

hart, Mittencntzwei eins Mittenzwei, d. h. zwischen zwei, u. ahnt.). Selbst für den
Fachmann bleiben, nach Ausscheidung des Sichern und Zweifellosen, eine Unmasse
van Fällen übrig, in denen die Deutung mit ziemlich gleicher Berechtig»««, nach
zwei Seiten hin gehen kann. Solche besonders interessante Fälle behandelt das
vorliegende Buch. Auf dem enge» Raume von etwa 120 Oktavscitcn werden gegen
4000 deutsche Familiennamen besprochen und gedeutet. Natürlich ist dies nur
dadurch möglich, daß immer mehrere Namen, bei denen dieselben Vorgänge und
Gesichtspunkte in Frage komme«, gemeinschaftlich behandelt werden. Durch ein
alphabetisches Inhaltsverzeichnis ist aber dafür gesorgt, daß auch der, der nicht
die Absicht hat, das Buch durchzustudiren, sondern nur über einzelne Namen sich zu
belehre», leicht findet, was er sucht.


Wanderlieder ans den Alpen von Rudolf Baumbach. Mit Randzeichmmgcn von
Johann Stanffncher. Leipzig, A. G. Licbcskind, 1883.

Wenn man diesen Quartband aufschlägt, so meint man zunächst eine mit ver-
sifizirten Erläuterungen versehene illustrirte Alpenflora vor sich zu haben. Jedes
Blatt bringt die Abbildung einer oder mehrerer Alpenpflanzen und daneben, darunter
oder darüber ein Gedicht. Bei näherm Zusehen bemerkt man freilich sofort, daß
die abgebildeten Pflanzen und die dabeistehenden Gedichte in keinem inneren Zu¬
sammenhange stehen. Man sieht das am schnellsten im Inhaltsverzeichnisse, wo es
z. B. heißt: „Was zieht dich nach den Berge»? — Kreuzblättriger Steinbrech,
einblütiges Wintergrün, Felsenehrenpreis," oder: „Klosterkeller am See — Ahorn¬
zweig mit Vögel (so!)," oder: „Mondnacht — Pyramidaler Steinbrech, kriechendes
Gipskraut, dickblättrige Möhringia," oder: „Wenn ich zwei Flügel hätt'! —
Schwnlbenschwanzartiger Enzian." Hat man aber das Buch mit einiger Ver¬
wunderung durchgeblättert, so kommt auf dem letzten Blatte, welches ein Vcrlags-
verzcichnis der Verlagsbuchhandlung enthält, die Aufklärung, und diese ist folgende.
Im vorigen Jahre erschien im Verlage von Liebcskind ein Prachtwerk in Gro߬
folio: „Schildereien aus dem Alpenlande. Dreißig Lichtdrucke nach Gemälden von
Karl und Ernst Haym. Gedichte von Rudolf Baumbach. Randzcichnungen von
Johann Stauffacher." Aus diese»! Prnchtwerke — das wir übrigens nie zu sehen
bekommen habe» — hat der Verleger das, was dort nur die Zugabe bildete, hier
zur Hauptsache gemacht. Es scheint uns das kein, besonders glücklicher Gedanke, zu
sein. Aus Spitzen und Fransen machen sich schwer Kleider. Den anspruchslose»
Versen Baumbachs, die in den: großen Prachtwerke die bescheidene Aufgabe poe¬
tischer Glossen hatten, ist auf diese Weise eine selbständige Bedeutung aufgenötigt
worden, die sie weder beanspruchen können noch wollen. Und ähnlich verhält es
sich mit den Nandzeichnungen. Dennoch wird es dem Buche nicht an Bewunderern
fehlen. Die Zeichnungen Stnuffachcrs gehören zu dem vollendetsten, was sich in
naturalistischer Wiedergabe von Blumen und Pflanzen denken läßt, die virtuose
xylographische Ausführung steht sogar an der Grenze dessen, was dem Holzschnitte
überhaupt zugemutet werden sollte, und Ba»mbach — nun, er bleibt immer
Baumbach.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Rendnitz-Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/538>, abgerufen am 13.11.2024.