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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Gin Reichsmonopol auf Getreide-Einfuhr.

Wir hatten zahlreichen Besuch von fremdländischen Offizieren. Es war
auffallend, daß unter diesen allen, die Herren Chinesen einbegriffen, deutsch ge¬
sprochen wurde. Bloß die beiden Franzosen sprachen -- wahrscheinlich aus
Patriotismus -- nur französisch. Sie hielten sich von den übrigen Herren
abseits und gingen ihre eignen Wege. Es wird versichert, daß sie sich um alles
bekümmert und großen Eifer entwickelt haben. Einer meiner Bekannten hat
auch gehört, daß sie auf dem Manöverfelde Arimäss kg,nel8 konstatirten. Übrigens
wurden sie in ihren schlichten Uniformen meist nicht erkannt, während die öster¬
reichischen Kavallerieoffiziere mit ihren roten Hosen und ihren treuherzigen
österreichischen Gesichtern unabsichtlich die Rolle der Franzosen spielen mußten.

Es war unverkennbar ein ernsterer Ton als sonst in den diesjährigen
Herbstmanövern vorhanden. Es war nicht unbekannt geblieben, daß man in
Rußland wegen der Truppenansammlungen an der Westgrenze angefragt und
keine befriedigende Antwort erhalten hatte. Seitdem ist die Lage nicht be¬
haglicher geworden. Was wird bis zur Manöverzeit des nächsten Jahres ge¬
schehen sein? Sollte das schöne Schauspiel auf den thüringer Vorbergen die
Probe für ein blutiges Drama bedeuten?


F. A.


Ein Reichsmonoxol auf Getreide-Einfuhr.
von I. G. Weiß.

rfahrungen der letzten Jahre haben bereits gezeigt, daß gegenüber
den kolossalen Mengen importirter ausländischer Körnerfrüchte,
sowie gegenüber den niedrigen Preisen derselben der im Jahre
1379 eingeführte Schutzzoll fast machtlos ist*) und daß die deutsche
Getreideproduktion in die Lage geraten muß, erdrückt zu werden,
wenn nicht tiefer einschneidende staatliche Maßregeln zu ihrem Schutz und ihrer



*) Als Beleg für diese Behauptung mag folgendes dienen. Wenn wir für Norddeutsch¬
land die Berliner, für Süddeutschland die Mannheimer Notirungen als ungefähr maßgebend
annehmen, so stellt sich für das Jahr 1381 der Durchschnittspreis für 1000 Kilogr. der ver-
schiednen Getreidearten wie folgt:
Weizen Roggen Gerste Hafer
Mannheim 249,83 212,63 194,28 157,87
Berlin 223,67 _172,79___170,94 141,98
Gcsamtdurchschnitt 236,75 192,71 182,61 149,91.
Daß diese Preise auf dem platten Lande nicht bezahlt wurden, sondern daß der Bauer sich
mit weit geringern Preisen begnügen mußte, wird jedermann zugeben. Nun stellen sich
Grenzboten IV. 1883. 29
Gin Reichsmonopol auf Getreide-Einfuhr.

Wir hatten zahlreichen Besuch von fremdländischen Offizieren. Es war
auffallend, daß unter diesen allen, die Herren Chinesen einbegriffen, deutsch ge¬
sprochen wurde. Bloß die beiden Franzosen sprachen — wahrscheinlich aus
Patriotismus — nur französisch. Sie hielten sich von den übrigen Herren
abseits und gingen ihre eignen Wege. Es wird versichert, daß sie sich um alles
bekümmert und großen Eifer entwickelt haben. Einer meiner Bekannten hat
auch gehört, daß sie auf dem Manöverfelde Arimäss kg,nel8 konstatirten. Übrigens
wurden sie in ihren schlichten Uniformen meist nicht erkannt, während die öster¬
reichischen Kavallerieoffiziere mit ihren roten Hosen und ihren treuherzigen
österreichischen Gesichtern unabsichtlich die Rolle der Franzosen spielen mußten.

Es war unverkennbar ein ernsterer Ton als sonst in den diesjährigen
Herbstmanövern vorhanden. Es war nicht unbekannt geblieben, daß man in
Rußland wegen der Truppenansammlungen an der Westgrenze angefragt und
keine befriedigende Antwort erhalten hatte. Seitdem ist die Lage nicht be¬
haglicher geworden. Was wird bis zur Manöverzeit des nächsten Jahres ge¬
schehen sein? Sollte das schöne Schauspiel auf den thüringer Vorbergen die
Probe für ein blutiges Drama bedeuten?


F. A.


Ein Reichsmonoxol auf Getreide-Einfuhr.
von I. G. Weiß.

rfahrungen der letzten Jahre haben bereits gezeigt, daß gegenüber
den kolossalen Mengen importirter ausländischer Körnerfrüchte,
sowie gegenüber den niedrigen Preisen derselben der im Jahre
1379 eingeführte Schutzzoll fast machtlos ist*) und daß die deutsche
Getreideproduktion in die Lage geraten muß, erdrückt zu werden,
wenn nicht tiefer einschneidende staatliche Maßregeln zu ihrem Schutz und ihrer



*) Als Beleg für diese Behauptung mag folgendes dienen. Wenn wir für Norddeutsch¬
land die Berliner, für Süddeutschland die Mannheimer Notirungen als ungefähr maßgebend
annehmen, so stellt sich für das Jahr 1381 der Durchschnittspreis für 1000 Kilogr. der ver-
schiednen Getreidearten wie folgt:
Weizen Roggen Gerste Hafer
Mannheim 249,83 212,63 194,28 157,87
Berlin 223,67 _172,79___170,94 141,98
Gcsamtdurchschnitt 236,75 192,71 182,61 149,91.
Daß diese Preise auf dem platten Lande nicht bezahlt wurden, sondern daß der Bauer sich
mit weit geringern Preisen begnügen mußte, wird jedermann zugeben. Nun stellen sich
Grenzboten IV. 1883. 29
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[0235] Gin Reichsmonopol auf Getreide-Einfuhr. Wir hatten zahlreichen Besuch von fremdländischen Offizieren. Es war auffallend, daß unter diesen allen, die Herren Chinesen einbegriffen, deutsch ge¬ sprochen wurde. Bloß die beiden Franzosen sprachen — wahrscheinlich aus Patriotismus — nur französisch. Sie hielten sich von den übrigen Herren abseits und gingen ihre eignen Wege. Es wird versichert, daß sie sich um alles bekümmert und großen Eifer entwickelt haben. Einer meiner Bekannten hat auch gehört, daß sie auf dem Manöverfelde Arimäss kg,nel8 konstatirten. Übrigens wurden sie in ihren schlichten Uniformen meist nicht erkannt, während die öster¬ reichischen Kavallerieoffiziere mit ihren roten Hosen und ihren treuherzigen österreichischen Gesichtern unabsichtlich die Rolle der Franzosen spielen mußten. Es war unverkennbar ein ernsterer Ton als sonst in den diesjährigen Herbstmanövern vorhanden. Es war nicht unbekannt geblieben, daß man in Rußland wegen der Truppenansammlungen an der Westgrenze angefragt und keine befriedigende Antwort erhalten hatte. Seitdem ist die Lage nicht be¬ haglicher geworden. Was wird bis zur Manöverzeit des nächsten Jahres ge¬ schehen sein? Sollte das schöne Schauspiel auf den thüringer Vorbergen die Probe für ein blutiges Drama bedeuten? F. A. Ein Reichsmonoxol auf Getreide-Einfuhr. von I. G. Weiß. rfahrungen der letzten Jahre haben bereits gezeigt, daß gegenüber den kolossalen Mengen importirter ausländischer Körnerfrüchte, sowie gegenüber den niedrigen Preisen derselben der im Jahre 1379 eingeführte Schutzzoll fast machtlos ist*) und daß die deutsche Getreideproduktion in die Lage geraten muß, erdrückt zu werden, wenn nicht tiefer einschneidende staatliche Maßregeln zu ihrem Schutz und ihrer *) Als Beleg für diese Behauptung mag folgendes dienen. Wenn wir für Norddeutsch¬ land die Berliner, für Süddeutschland die Mannheimer Notirungen als ungefähr maßgebend annehmen, so stellt sich für das Jahr 1381 der Durchschnittspreis für 1000 Kilogr. der ver- schiednen Getreidearten wie folgt: Weizen Roggen Gerste Hafer Mannheim 249,83 212,63 194,28 157,87 Berlin 223,67 _172,79___170,94 141,98 Gcsamtdurchschnitt 236,75 192,71 182,61 149,91. Daß diese Preise auf dem platten Lande nicht bezahlt wurden, sondern daß der Bauer sich mit weit geringern Preisen begnügen mußte, wird jedermann zugeben. Nun stellen sich Grenzboten IV. 1883. 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/235>, abgerufen am 13.11.2024.