Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Kleine Goethiana. Andrerseits erkennen auch wir den Zweifel an, ob alle diejenigen Vorrechte, Der Schreiber dieser Zeilen, der niemals dem Militär angehörte, hat in Kleine Goethiana. n der soeben erschienenen achtzehnten Lieferung des von Fr. strahlte Kleine Goethiana. Andrerseits erkennen auch wir den Zweifel an, ob alle diejenigen Vorrechte, Der Schreiber dieser Zeilen, der niemals dem Militär angehörte, hat in Kleine Goethiana. n der soeben erschienenen achtzehnten Lieferung des von Fr. strahlte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153954"/> <fw type="header" place="top"> Kleine Goethiana.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2237"> Andrerseits erkennen auch wir den Zweifel an, ob alle diejenigen Vorrechte,<lb/> welche die gedachte Schrift aufzählt, durch die dem Militär zu gewährende<lb/> Stellung wirklich geboten erscheinen. Wir nehmen z. B. keinen Anstand, die<lb/> Freiheit der Offiziere von Besteuerung, jedenfalls bezüglich des Einkommens<lb/> von ihrem Privatvermögen, durch ihre Sonderstellung nicht für geboten und<lb/> mit der Gerechtigkeit gegen andre Steuerpflichtige nicht für vereinbar zu erklären.<lb/> Auch in dem, was die Schrift über die Sitten unsrer Gesellschaft sagt, liegt<lb/> manches Beachtenswerte. Wir werfen der Schrift nur vor, daß sie die Ver¬<lb/> hältnisse allzusehr vom Standpunkte eines abstrakten Gleichheitssinnes beurteilt<lb/> und nicht erkennt, daß das Militär in gewissen! Maße einer Sonderstellung<lb/> bedarf. Die Fragen liegen nicht so einfach, wie sie hier gelöst werden sollen.<lb/> Jedenfalls sollte man an eine Institution, welche in ihrem dermaligen Bestände die<lb/> ganze Existenz unsers Staatswesens sicherstellt, wenn man reformiren will, nnr<lb/> mit Vorsicht herantreten, zumal da die Dinge, welche die Schrift rügt, doch<lb/> großenteils nicht von der Art sind, daß sie selbst in einem „Rechtsstaate" un-<lb/> erträglich wären.</p><lb/> <p xml:id="ID_2238"> Der Schreiber dieser Zeilen, der niemals dem Militär angehörte, hat in<lb/> frühern Jahren den Ansichten des Verfassers der besprochenen Schrift sehr nahe<lb/> gestanden. Erst im Laufe der letzten Jahrzehnte hat er die Erfahrungen und<lb/> Anschauungen gewonnen, welche im vorstehenden ihren Ausdruck gefunden<lb/> haben. Vielleicht werden seine Bemerkungen dazu beitragen, daß auch andre,<lb/> welche mit der Frage über die Stellung des Militärs bei sich abgeschlossen zu<lb/> haben glaube», dieselbe neu in Erwägung ziehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kleine Goethiana.</head><lb/> <p xml:id="ID_2239" next="#ID_2240"> n der soeben erschienenen achtzehnten Lieferung des von Fr. strahlte<lb/> herausgegebenen, alphabetisch nach den Empfängern geordneten<lb/> Verzeichnisses vou Goethes Briefe«, welche bis zu dem Namen<lb/> Wieland reicht, sind anch die fünf bisher bekannt gewordenen<lb/> Briefe mit aufgeführt, die Goethe an die Weygandsche Buchhand¬<lb/> lung in Leipzig gerichtet hat. Sie sind alle aus dem Jahre 1824 und beziehen<lb/> sich, mit Ausnahme des letzten, auf die Wertherausgabe dieses Jahres. Den<lb/> ersten aus dem März hat zuerst Frhr. v. Biedermann in seinem Werke „Goethe<lb/> und Leipzig" veröffentlicht (II, S. 94), die übrigen vier O. Jahr in der zweiten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
Kleine Goethiana.
Andrerseits erkennen auch wir den Zweifel an, ob alle diejenigen Vorrechte,
welche die gedachte Schrift aufzählt, durch die dem Militär zu gewährende
Stellung wirklich geboten erscheinen. Wir nehmen z. B. keinen Anstand, die
Freiheit der Offiziere von Besteuerung, jedenfalls bezüglich des Einkommens
von ihrem Privatvermögen, durch ihre Sonderstellung nicht für geboten und
mit der Gerechtigkeit gegen andre Steuerpflichtige nicht für vereinbar zu erklären.
Auch in dem, was die Schrift über die Sitten unsrer Gesellschaft sagt, liegt
manches Beachtenswerte. Wir werfen der Schrift nur vor, daß sie die Ver¬
hältnisse allzusehr vom Standpunkte eines abstrakten Gleichheitssinnes beurteilt
und nicht erkennt, daß das Militär in gewissen! Maße einer Sonderstellung
bedarf. Die Fragen liegen nicht so einfach, wie sie hier gelöst werden sollen.
Jedenfalls sollte man an eine Institution, welche in ihrem dermaligen Bestände die
ganze Existenz unsers Staatswesens sicherstellt, wenn man reformiren will, nnr
mit Vorsicht herantreten, zumal da die Dinge, welche die Schrift rügt, doch
großenteils nicht von der Art sind, daß sie selbst in einem „Rechtsstaate" un-
erträglich wären.
Der Schreiber dieser Zeilen, der niemals dem Militär angehörte, hat in
frühern Jahren den Ansichten des Verfassers der besprochenen Schrift sehr nahe
gestanden. Erst im Laufe der letzten Jahrzehnte hat er die Erfahrungen und
Anschauungen gewonnen, welche im vorstehenden ihren Ausdruck gefunden
haben. Vielleicht werden seine Bemerkungen dazu beitragen, daß auch andre,
welche mit der Frage über die Stellung des Militärs bei sich abgeschlossen zu
haben glaube», dieselbe neu in Erwägung ziehen.
Kleine Goethiana.
n der soeben erschienenen achtzehnten Lieferung des von Fr. strahlte
herausgegebenen, alphabetisch nach den Empfängern geordneten
Verzeichnisses vou Goethes Briefe«, welche bis zu dem Namen
Wieland reicht, sind anch die fünf bisher bekannt gewordenen
Briefe mit aufgeführt, die Goethe an die Weygandsche Buchhand¬
lung in Leipzig gerichtet hat. Sie sind alle aus dem Jahre 1824 und beziehen
sich, mit Ausnahme des letzten, auf die Wertherausgabe dieses Jahres. Den
ersten aus dem März hat zuerst Frhr. v. Biedermann in seinem Werke „Goethe
und Leipzig" veröffentlicht (II, S. 94), die übrigen vier O. Jahr in der zweiten
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