Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Rcrtuchs Briefe an Gleim, 13, Vertuch an Gleim. Weimar, den 14. Juli 1775. Die Götter der Gesundheit, der Freude, der Ruhe, des Wohlbehagens seyen Der Schluß Ihres letzten Briefes: "Gott erhalte Sie bey der Liebe zu Ihrem hat nur eine Thräne -- wie soll ich sie nennen, suhlen konnt ich sie! -- der Liebe, Mein Bild? Ja nächstens soll's kommen weil's unser vortrefflicher Hi. Dom Ein Epistelchen in Versen von meinem Herzens Gleim über Junker von Huixot, Ohnstreitig hat Schwester Glcminde Sie begleitet. Ist es, dann mein herz¬ 14. Bertuch an Gleim. Lslvsclsrg, den 16. September 1775. Vor allen Dingen, liebster, theuerster Gleim, sagen Sie mir, wo sind Sie Rcrtuchs Briefe an Gleim, 13, Vertuch an Gleim. Weimar, den 14. Juli 1775. Die Götter der Gesundheit, der Freude, der Ruhe, des Wohlbehagens seyen Der Schluß Ihres letzten Briefes: „Gott erhalte Sie bey der Liebe zu Ihrem hat nur eine Thräne — wie soll ich sie nennen, suhlen konnt ich sie! — der Liebe, Mein Bild? Ja nächstens soll's kommen weil's unser vortrefflicher Hi. Dom Ein Epistelchen in Versen von meinem Herzens Gleim über Junker von Huixot, Ohnstreitig hat Schwester Glcminde Sie begleitet. Ist es, dann mein herz¬ 14. Bertuch an Gleim. Lslvsclsrg, den 16. September 1775. Vor allen Dingen, liebster, theuerster Gleim, sagen Sie mir, wo sind Sie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149471"/> <fw type="header" place="top"> Rcrtuchs Briefe an Gleim,</fw><lb/> </div> <div n="2"> <head> 13, Vertuch an Gleim. Weimar, den 14. Juli 1775.</head><lb/> <p xml:id="ID_1352"> Die Götter der Gesundheit, der Freude, der Ruhe, des Wohlbehagens seyen<lb/> mit meinem Gleim im Bunde! Ich wollt' nicht gern, daß er den Gedanken mit¬<lb/> genommen hätte, daß seine Freunde in Weimar unruhig wären. Ich eile daher<lb/> nebst unsern theuren Wiel. Ihnen auch dies Wölkchen von der Stirn zu wischen.<lb/> Seyn Sie ruhig lieber Herzens Vater; ruhig über Wiel., ruhig über mich. Im<lb/> Grunde glaub' ich wird's am Ende beßer bey uns gehen, als man Anfangs dachte,<lb/> und vielleicht wird dieß brsuvaSs, Wenns erst ausgegohren und seine Hefen gesetzt<lb/> hat, dennoch trinkbar. Im Ganzen können Sie es in der Ferne nicht übersehen<lb/> und das Detail davon ist viel zu weitläufig. Jetzt ist's Windstille bey uns, denn<lb/> die Herrschaft ist seit einer Woche in Gotha. Kurz, liebster Gleim, seyen Sie<lb/> unsertwegen vorsetzt ganz ruhig, bis ich Ihnen weiter schreibe. Für mich bin ich<lb/> gar nicht verlegen, denn Sie haben Recht guter Vater, es gehen hundert Wege<lb/> zum Tempel der Göttin mit der Kugel; und wenigstens einige davon traue ich<lb/> mir zu finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1353"> Der Schluß Ihres letzten Briefes: „Gott erhalte Sie bey der Liebe zu Ihrem<lb/> Mädchen und bey der Freundschaft zu Ihrem Gleim;"</p><lb/> <p xml:id="ID_1354"> hat nur eine Thräne — wie soll ich sie nennen, suhlen konnt ich sie! — der Liebe,<lb/> der höchsten Empfindsamkeit entlockt. An Ihrem Busen hätt' ich sie weinen mögen,<lb/> Herzens Vater, und dieß hätte meine Antwort seyn sollen. Hören Sie's jetzt nur<lb/> »uvvllkommcu, mit Worten, was Ihnen diese Thräne gesagt hätte. Liebe zu meinem<lb/> Mädchen, Freundschaft zu meinem Gleim, Freundschaft zu meinem Wieland reißt<lb/> kein Glück, kein Unglück, kein Schicksaal dieser Welt, keine Legion Teufel aus meinem<lb/> Herzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1355"> Mein Bild? Ja nächstens soll's kommen weil's unser vortrefflicher Hi. Dom<lb/> Dechant, weil's mein Gleim selbst in seinem Freundschaftstempel vermißt. O! könnt<lb/> ich's selbst seyn.</p><lb/> <p xml:id="ID_1356"> Ein Epistelchen in Versen von meinem Herzens Gleim über Junker von Huixot,<lb/> mit dein ich jetzt so emsiglichen aufs Abenteuer Suchen ausgehe, hätte mir viel Frende<lb/> gemacht, denn ich bedarf Aufmunterung. Die meisten meiner Tage sind jetzt alle<lb/> einander gleich; maul. früh 5 Uhr stehe ich auf und setzte mich mit meinem<lb/> lieben Ritter an den Schreibtisch und sitze da, die Eßensstunde ausgenommen bis<lb/> Abends 6 Uhr. Da steht mein Gaul gesattelt vor der Thür, den besteige ich und<lb/> reite bis 3 Uhr, oder gehe mit unsrer Wielands Familie spazieren; um 8 Uhr<lb/> eße ich ein wenig kalt und schreibe noch bis 10 Uhr Briefe. So gleicht ein Tag<lb/> itzt bey mir dem andern, wie ein Ey dem andern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1357"> Ohnstreitig hat Schwester Glcminde Sie begleitet. Ist es, dann mein herz¬<lb/> lichsten Bruder Gruß und Kuß an sie. Schreiben Sie mir doch, liebster Gleim.<lb/> wie lang Sie in Meycnberg bleiben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 14. Bertuch an Gleim. Lslvsclsrg, den 16. September 1775.</head><lb/> <p xml:id="ID_1358" next="#ID_1359"> Vor allen Dingen, liebster, theuerster Gleim, sagen Sie mir, wo sind Sie<lb/> jetzt? Noch in Meyenberg oder in Berlin, oder wieder in Halberstadt? Wir wißen<lb/> jetzt so wenig hier von Ihnen, als wären Sie in Neu-Seeland, und wir, Ihr<lb/> Herzensbruder Wieland und ich, können's doch nicht länger aushalten, ohne was<lb/> von Ihnen zu wißen. Haben Sie denn unsere Briefe in der Mitte des ^nul nicht<lb/> in Meyenberg empfangen? Haben Sie uns noch lieb, theurer Mann? Und kommen<lb/> Sie diesen Herbst noch zu uns, wie uns unsre kleine Sunnemcinn, die frohe</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0487]
Rcrtuchs Briefe an Gleim,
13, Vertuch an Gleim. Weimar, den 14. Juli 1775.
Die Götter der Gesundheit, der Freude, der Ruhe, des Wohlbehagens seyen
mit meinem Gleim im Bunde! Ich wollt' nicht gern, daß er den Gedanken mit¬
genommen hätte, daß seine Freunde in Weimar unruhig wären. Ich eile daher
nebst unsern theuren Wiel. Ihnen auch dies Wölkchen von der Stirn zu wischen.
Seyn Sie ruhig lieber Herzens Vater; ruhig über Wiel., ruhig über mich. Im
Grunde glaub' ich wird's am Ende beßer bey uns gehen, als man Anfangs dachte,
und vielleicht wird dieß brsuvaSs, Wenns erst ausgegohren und seine Hefen gesetzt
hat, dennoch trinkbar. Im Ganzen können Sie es in der Ferne nicht übersehen
und das Detail davon ist viel zu weitläufig. Jetzt ist's Windstille bey uns, denn
die Herrschaft ist seit einer Woche in Gotha. Kurz, liebster Gleim, seyen Sie
unsertwegen vorsetzt ganz ruhig, bis ich Ihnen weiter schreibe. Für mich bin ich
gar nicht verlegen, denn Sie haben Recht guter Vater, es gehen hundert Wege
zum Tempel der Göttin mit der Kugel; und wenigstens einige davon traue ich
mir zu finden.
Der Schluß Ihres letzten Briefes: „Gott erhalte Sie bey der Liebe zu Ihrem
Mädchen und bey der Freundschaft zu Ihrem Gleim;"
hat nur eine Thräne — wie soll ich sie nennen, suhlen konnt ich sie! — der Liebe,
der höchsten Empfindsamkeit entlockt. An Ihrem Busen hätt' ich sie weinen mögen,
Herzens Vater, und dieß hätte meine Antwort seyn sollen. Hören Sie's jetzt nur
»uvvllkommcu, mit Worten, was Ihnen diese Thräne gesagt hätte. Liebe zu meinem
Mädchen, Freundschaft zu meinem Gleim, Freundschaft zu meinem Wieland reißt
kein Glück, kein Unglück, kein Schicksaal dieser Welt, keine Legion Teufel aus meinem
Herzen.
Mein Bild? Ja nächstens soll's kommen weil's unser vortrefflicher Hi. Dom
Dechant, weil's mein Gleim selbst in seinem Freundschaftstempel vermißt. O! könnt
ich's selbst seyn.
Ein Epistelchen in Versen von meinem Herzens Gleim über Junker von Huixot,
mit dein ich jetzt so emsiglichen aufs Abenteuer Suchen ausgehe, hätte mir viel Frende
gemacht, denn ich bedarf Aufmunterung. Die meisten meiner Tage sind jetzt alle
einander gleich; maul. früh 5 Uhr stehe ich auf und setzte mich mit meinem
lieben Ritter an den Schreibtisch und sitze da, die Eßensstunde ausgenommen bis
Abends 6 Uhr. Da steht mein Gaul gesattelt vor der Thür, den besteige ich und
reite bis 3 Uhr, oder gehe mit unsrer Wielands Familie spazieren; um 8 Uhr
eße ich ein wenig kalt und schreibe noch bis 10 Uhr Briefe. So gleicht ein Tag
itzt bey mir dem andern, wie ein Ey dem andern.
Ohnstreitig hat Schwester Glcminde Sie begleitet. Ist es, dann mein herz¬
lichsten Bruder Gruß und Kuß an sie. Schreiben Sie mir doch, liebster Gleim.
wie lang Sie in Meycnberg bleiben.
14. Bertuch an Gleim. Lslvsclsrg, den 16. September 1775.
Vor allen Dingen, liebster, theuerster Gleim, sagen Sie mir, wo sind Sie
jetzt? Noch in Meyenberg oder in Berlin, oder wieder in Halberstadt? Wir wißen
jetzt so wenig hier von Ihnen, als wären Sie in Neu-Seeland, und wir, Ihr
Herzensbruder Wieland und ich, können's doch nicht länger aushalten, ohne was
von Ihnen zu wißen. Haben Sie denn unsere Briefe in der Mitte des ^nul nicht
in Meyenberg empfangen? Haben Sie uns noch lieb, theurer Mann? Und kommen
Sie diesen Herbst noch zu uns, wie uns unsre kleine Sunnemcinn, die frohe
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