Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.Die Reformationen in der christlichen Welt. an hat allen Grund, von Reformationen in der Mehrzahl zu Grenzboten l. 18S1, 19
Die Reformationen in der christlichen Welt. an hat allen Grund, von Reformationen in der Mehrzahl zu Grenzboten l. 18S1, 19
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149129"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341833_157697/figures/grenzboten_341833_157697_149129_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Reformationen in der christlichen Welt.</head><lb/> <p xml:id="ID_376" next="#ID_377"> an hat allen Grund, von Reformationen in der Mehrzahl zu<lb/> reden. Denn ihr Wesen besteht ja darin, daß im Laufe der<lb/> Jahrhunderte oftmals da und dort angestrebt und bewirkt worden<lb/> ist, die christliche Kirche aus entarteten Zuständen wieder her¬<lb/> zustellen und sie auf deu Stand und Zweck zurückzuführen, den<lb/> man sich jeweilig als den echt christlichen dachte. Dies ist aber bekanntlich<lb/> wiederholt geschehen, nicht allein von der Kirche im ganzen und großen, sondern<lb/> auch von einzelnen Secten und hervorragenden Persönlichkeiten. Darnach konnte<lb/> es freilich scheinen, als gebühre diese Bezeichnung einer großen Anzahl kirchen¬<lb/> geschichtlicher Vorgänge, vor allem auch denjenigen, durch welche in alter oder<lb/> neuer Zeit die Glaubensbekenntnisse so oder so officiell normirt worden sind.<lb/> Der Sprachgebrauch hat sich aber mit Recht dahin entschieden, daß man von<lb/> Reformation nur in dem Falle redet, wenn durch solche Bestrebungen zugleich<lb/> eine weltgeschichtliche Kirchengestaltuug ins Dasein getreten ist und sich als<lb/> lebenskräftig erwiesen hat. Sehen wir hier ab von der am Ende des 5. Jahr¬<lb/> hunderts beginnenden und im 9. (862) vollendeten Scheidung der allgemeinen<lb/> Kirche in die orientalische und occidentalische, sowie von etwaigen Reformen<lb/> auf dem Boden der erstem, der griechisch-katholischen Kirche, so lassen sich seit<lb/> der völlig entschiedenen Constituirung der römisch-katholischen Kirchengemeinschaft<lb/> vornehmlich vier Erscheinungen als Reformationen in der christlichen Welt des<lb/> Abendlandes bezeichnen, die wiederum einestheils als gewordene, anderntheils</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten l. 18S1, 19</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0145]
[Abbildung]
Die Reformationen in der christlichen Welt.
an hat allen Grund, von Reformationen in der Mehrzahl zu
reden. Denn ihr Wesen besteht ja darin, daß im Laufe der
Jahrhunderte oftmals da und dort angestrebt und bewirkt worden
ist, die christliche Kirche aus entarteten Zuständen wieder her¬
zustellen und sie auf deu Stand und Zweck zurückzuführen, den
man sich jeweilig als den echt christlichen dachte. Dies ist aber bekanntlich
wiederholt geschehen, nicht allein von der Kirche im ganzen und großen, sondern
auch von einzelnen Secten und hervorragenden Persönlichkeiten. Darnach konnte
es freilich scheinen, als gebühre diese Bezeichnung einer großen Anzahl kirchen¬
geschichtlicher Vorgänge, vor allem auch denjenigen, durch welche in alter oder
neuer Zeit die Glaubensbekenntnisse so oder so officiell normirt worden sind.
Der Sprachgebrauch hat sich aber mit Recht dahin entschieden, daß man von
Reformation nur in dem Falle redet, wenn durch solche Bestrebungen zugleich
eine weltgeschichtliche Kirchengestaltuug ins Dasein getreten ist und sich als
lebenskräftig erwiesen hat. Sehen wir hier ab von der am Ende des 5. Jahr¬
hunderts beginnenden und im 9. (862) vollendeten Scheidung der allgemeinen
Kirche in die orientalische und occidentalische, sowie von etwaigen Reformen
auf dem Boden der erstem, der griechisch-katholischen Kirche, so lassen sich seit
der völlig entschiedenen Constituirung der römisch-katholischen Kirchengemeinschaft
vornehmlich vier Erscheinungen als Reformationen in der christlichen Welt des
Abendlandes bezeichnen, die wiederum einestheils als gewordene, anderntheils
Grenzboten l. 18S1, 19
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |