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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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am nächsten liegenden und ihm am meisten vertrauten Künstlergestalten zur Be¬
arbeitung übernahm. Den Glanzpunkt der ganzen, reich und in mustergiltiger
Weise illustrierten Sammlung bildet unstreitig die umfängliche Doppelbiographie
Raffaels und Michel Angelos von Anton Springer, die allein den ganzen vierten
Band des Werkes füllt. Um diese gruppieren sich ini dritten und fünften Bande
die Künstler Italiens von den Pisani, Giotto und Fiesole an bis herab zu Bernini
und Canaletto. Die beiden ersten Bände umfassen die deutschen und niederländi¬
schen Meister bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts, und der eben vollendete
sechste Band schließt die demselben Zeiträume angehörigen Künstler Spaniens, Frank¬
reichs und Englands an. Die Spanier (Murillo, Velazqucz und Goya) hat H. Lücke,
die Engländer (Hogarth, Reynolds und Gainsborough) I. Beavington-Atkinson be¬
handelt, während in die Franzosen (Ducercecm, Callot, Poussin, Lebrun, Claude
Lorrain, Watteau, Boucher, Grenze, David u. a.) der Herausgeber selbst sich nament¬
lich mit C. A. Regnet und I. E. Wesscly getheilt hat. Wie die Verlagshandlung
aber soeben ankündigt, hat sie für die nächsten Jahre noch eine weitere zweibändige
Folge von Kttnstlerbiographien vorbereitet, die unter dem Titel "Kunst und Künstler
des neunzehnten Jahrhunderts" erscheinen und deren erster Band im Lause des
Jahres 1881 ausgegeben werden soll.

Möge - dies ist unser aufrichtiger Wunsch -- dies mit seltener Opferfreu¬
digkeit, Planmäßigkeit und Gewissenhaftigkeit durchgeführte Werk nun, nachdem es
vollendet vorliegt, in noch höherm Maße als während seines Entstehens in wohl¬
habenden und kunstsinnigen Kreisen der Theilnahme begegnen, die es in so hohem
Grade verdient, und wiewohl ein Werk wie dieses wohl kaum auf die vorüber¬
gehende Kauflust der herannahenden Festzeit rechnet, so sei es doch auch für diese
als eine ebenso gediegene wie glänzende und kostbare Gabe empfohlen.


Hellas und Rom. Eine Culturgeschichte des classischen Alterthums. Von Jacob
von Falke. Stuttgart, Spemann.

Dies verschwenderisch ausgestattete Seitenstück zu dem schon früher in demselben
Verlage erschienenen culturgeschichtlichen Prachtwerke "Germania" liegt mit dem 35.
Hefte nun ebenfalls abgeschlossen vor. Ob "Hellas und Rom" denselben Erfolg haben
wird wie jenes? Wir bezweifeln es. Beide Werke sind zwar genau nach dem¬
selben Recept gemacht, aber wir fürchten, daß gerade diejenigen Kreise, auf deren
Theilnahme die Verlagshandlung bei "Hellas und'Rom" viel mehr angewiesen ist als
bei dem andern Werke, die Kreise des Gymnasiums und der Universität, eben gegen
das Recept als solches sich ablehnend verhalten werden. Solche Kost schmeckt nur
der großen Masse.

Wir Deutschen rühmen uns so gern, das wissenschaftlichste Volk der Welt zu
kein und blicken womöglich mit Geringschätzung ans unsere leichtfertigen, ungründ¬
licher Nachbarn, die Franzosen. Nun, wenn die Species des "culturgeschichtlichen
Prachtwerkes" in Deutschland weiter gepflegt werden soll, dann können "Germania" und
"Hellas und Rom" uur als Vorstufen betrachtet werden zu der Stufe, auf der die
ungründlicher Franzosen schon längst stehen, Vorstufen, die uns ganz hätten erspart
bleiben können, wenn wir den guten Willen Hütten, von den Franzosen zu lernen. Man
nehme, was am nächsten zum Vergleiche sich bietet, die geographischen Prachtwerke des
Verlages von Hachette in Paris, I^a terre und K6oAi-!Pille universelle von Reclus,
oder die culturgeschichtlichen Prachtwerke von Lacroix, die im Verlage von Firmin
Didot treres erschiene" sind, I^es "its an mover aZe et K I'6poque av I-i rens-iss-ave,
Noenrs, usa^es et eostumes an mover K^e etc., XVIII""' Lieele, InstitutivuL,
UKAAK" et eostnmes u. a., und legen sie neben "Germania" und "Hellas und Rom"


Grenzboten IV. 1880, 67

am nächsten liegenden und ihm am meisten vertrauten Künstlergestalten zur Be¬
arbeitung übernahm. Den Glanzpunkt der ganzen, reich und in mustergiltiger
Weise illustrierten Sammlung bildet unstreitig die umfängliche Doppelbiographie
Raffaels und Michel Angelos von Anton Springer, die allein den ganzen vierten
Band des Werkes füllt. Um diese gruppieren sich ini dritten und fünften Bande
die Künstler Italiens von den Pisani, Giotto und Fiesole an bis herab zu Bernini
und Canaletto. Die beiden ersten Bände umfassen die deutschen und niederländi¬
schen Meister bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts, und der eben vollendete
sechste Band schließt die demselben Zeiträume angehörigen Künstler Spaniens, Frank¬
reichs und Englands an. Die Spanier (Murillo, Velazqucz und Goya) hat H. Lücke,
die Engländer (Hogarth, Reynolds und Gainsborough) I. Beavington-Atkinson be¬
handelt, während in die Franzosen (Ducercecm, Callot, Poussin, Lebrun, Claude
Lorrain, Watteau, Boucher, Grenze, David u. a.) der Herausgeber selbst sich nament¬
lich mit C. A. Regnet und I. E. Wesscly getheilt hat. Wie die Verlagshandlung
aber soeben ankündigt, hat sie für die nächsten Jahre noch eine weitere zweibändige
Folge von Kttnstlerbiographien vorbereitet, die unter dem Titel „Kunst und Künstler
des neunzehnten Jahrhunderts" erscheinen und deren erster Band im Lause des
Jahres 1881 ausgegeben werden soll.

Möge - dies ist unser aufrichtiger Wunsch — dies mit seltener Opferfreu¬
digkeit, Planmäßigkeit und Gewissenhaftigkeit durchgeführte Werk nun, nachdem es
vollendet vorliegt, in noch höherm Maße als während seines Entstehens in wohl¬
habenden und kunstsinnigen Kreisen der Theilnahme begegnen, die es in so hohem
Grade verdient, und wiewohl ein Werk wie dieses wohl kaum auf die vorüber¬
gehende Kauflust der herannahenden Festzeit rechnet, so sei es doch auch für diese
als eine ebenso gediegene wie glänzende und kostbare Gabe empfohlen.


Hellas und Rom. Eine Culturgeschichte des classischen Alterthums. Von Jacob
von Falke. Stuttgart, Spemann.

Dies verschwenderisch ausgestattete Seitenstück zu dem schon früher in demselben
Verlage erschienenen culturgeschichtlichen Prachtwerke „Germania" liegt mit dem 35.
Hefte nun ebenfalls abgeschlossen vor. Ob „Hellas und Rom" denselben Erfolg haben
wird wie jenes? Wir bezweifeln es. Beide Werke sind zwar genau nach dem¬
selben Recept gemacht, aber wir fürchten, daß gerade diejenigen Kreise, auf deren
Theilnahme die Verlagshandlung bei „Hellas und'Rom" viel mehr angewiesen ist als
bei dem andern Werke, die Kreise des Gymnasiums und der Universität, eben gegen
das Recept als solches sich ablehnend verhalten werden. Solche Kost schmeckt nur
der großen Masse.

Wir Deutschen rühmen uns so gern, das wissenschaftlichste Volk der Welt zu
kein und blicken womöglich mit Geringschätzung ans unsere leichtfertigen, ungründ¬
licher Nachbarn, die Franzosen. Nun, wenn die Species des „culturgeschichtlichen
Prachtwerkes" in Deutschland weiter gepflegt werden soll, dann können „Germania" und
„Hellas und Rom" uur als Vorstufen betrachtet werden zu der Stufe, auf der die
ungründlicher Franzosen schon längst stehen, Vorstufen, die uns ganz hätten erspart
bleiben können, wenn wir den guten Willen Hütten, von den Franzosen zu lernen. Man
nehme, was am nächsten zum Vergleiche sich bietet, die geographischen Prachtwerke des
Verlages von Hachette in Paris, I^a terre und K6oAi-!Pille universelle von Reclus,
oder die culturgeschichtlichen Prachtwerke von Lacroix, die im Verlage von Firmin
Didot treres erschiene» sind, I^es »its an mover aZe et K I'6poque av I-i rens-iss-ave,
Noenrs, usa^es et eostumes an mover K^e etc., XVIII""' Lieele, InstitutivuL,
UKAAK» et eostnmes u. a., und legen sie neben „Germania" und „Hellas und Rom"


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[0521] am nächsten liegenden und ihm am meisten vertrauten Künstlergestalten zur Be¬ arbeitung übernahm. Den Glanzpunkt der ganzen, reich und in mustergiltiger Weise illustrierten Sammlung bildet unstreitig die umfängliche Doppelbiographie Raffaels und Michel Angelos von Anton Springer, die allein den ganzen vierten Band des Werkes füllt. Um diese gruppieren sich ini dritten und fünften Bande die Künstler Italiens von den Pisani, Giotto und Fiesole an bis herab zu Bernini und Canaletto. Die beiden ersten Bände umfassen die deutschen und niederländi¬ schen Meister bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts, und der eben vollendete sechste Band schließt die demselben Zeiträume angehörigen Künstler Spaniens, Frank¬ reichs und Englands an. Die Spanier (Murillo, Velazqucz und Goya) hat H. Lücke, die Engländer (Hogarth, Reynolds und Gainsborough) I. Beavington-Atkinson be¬ handelt, während in die Franzosen (Ducercecm, Callot, Poussin, Lebrun, Claude Lorrain, Watteau, Boucher, Grenze, David u. a.) der Herausgeber selbst sich nament¬ lich mit C. A. Regnet und I. E. Wesscly getheilt hat. Wie die Verlagshandlung aber soeben ankündigt, hat sie für die nächsten Jahre noch eine weitere zweibändige Folge von Kttnstlerbiographien vorbereitet, die unter dem Titel „Kunst und Künstler des neunzehnten Jahrhunderts" erscheinen und deren erster Band im Lause des Jahres 1881 ausgegeben werden soll. Möge - dies ist unser aufrichtiger Wunsch — dies mit seltener Opferfreu¬ digkeit, Planmäßigkeit und Gewissenhaftigkeit durchgeführte Werk nun, nachdem es vollendet vorliegt, in noch höherm Maße als während seines Entstehens in wohl¬ habenden und kunstsinnigen Kreisen der Theilnahme begegnen, die es in so hohem Grade verdient, und wiewohl ein Werk wie dieses wohl kaum auf die vorüber¬ gehende Kauflust der herannahenden Festzeit rechnet, so sei es doch auch für diese als eine ebenso gediegene wie glänzende und kostbare Gabe empfohlen. Hellas und Rom. Eine Culturgeschichte des classischen Alterthums. Von Jacob von Falke. Stuttgart, Spemann. Dies verschwenderisch ausgestattete Seitenstück zu dem schon früher in demselben Verlage erschienenen culturgeschichtlichen Prachtwerke „Germania" liegt mit dem 35. Hefte nun ebenfalls abgeschlossen vor. Ob „Hellas und Rom" denselben Erfolg haben wird wie jenes? Wir bezweifeln es. Beide Werke sind zwar genau nach dem¬ selben Recept gemacht, aber wir fürchten, daß gerade diejenigen Kreise, auf deren Theilnahme die Verlagshandlung bei „Hellas und'Rom" viel mehr angewiesen ist als bei dem andern Werke, die Kreise des Gymnasiums und der Universität, eben gegen das Recept als solches sich ablehnend verhalten werden. Solche Kost schmeckt nur der großen Masse. Wir Deutschen rühmen uns so gern, das wissenschaftlichste Volk der Welt zu kein und blicken womöglich mit Geringschätzung ans unsere leichtfertigen, ungründ¬ licher Nachbarn, die Franzosen. Nun, wenn die Species des „culturgeschichtlichen Prachtwerkes" in Deutschland weiter gepflegt werden soll, dann können „Germania" und „Hellas und Rom" uur als Vorstufen betrachtet werden zu der Stufe, auf der die ungründlicher Franzosen schon längst stehen, Vorstufen, die uns ganz hätten erspart bleiben können, wenn wir den guten Willen Hütten, von den Franzosen zu lernen. Man nehme, was am nächsten zum Vergleiche sich bietet, die geographischen Prachtwerke des Verlages von Hachette in Paris, I^a terre und K6oAi-!Pille universelle von Reclus, oder die culturgeschichtlichen Prachtwerke von Lacroix, die im Verlage von Firmin Didot treres erschiene» sind, I^es »its an mover aZe et K I'6poque av I-i rens-iss-ave, Noenrs, usa^es et eostumes an mover K^e etc., XVIII""' Lieele, InstitutivuL, UKAAK» et eostnmes u. a., und legen sie neben „Germania" und „Hellas und Rom" Grenzboten IV. 1880, 67

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/521>, abgerufen am 27.12.2024.