Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.Glücksspiele, darunter das noch heute übliche Kartenspiel "Hciufelu". Am fremd¬ Möge es dem Verfasser vergönnt sein, Publikum und Wissenschaft recht bald Im ostindischen Dienste. Lebensbeschreibung des englischen Obersten Meadows Taylor. Nach dessen eigenen Aufzeichnungen deutsch bearbeitet von Kunhardt von Schmidt, Rittmeister ü, 1->, fünf des Rheinischen Kürassier-Regiments Ur. 8. Mit einer Kartenskizze von Indien. Berlin, Mittler und Sohn, 1880. Der im Jahre 1876 verstorbene Oberst Meadows Taylor, dessen Autobiogra¬ In jeder Stellung entwickelte Taylor, dessen Schulbildung eine kaum genügende Glücksspiele, darunter das noch heute übliche Kartenspiel „Hciufelu". Am fremd¬ Möge es dem Verfasser vergönnt sein, Publikum und Wissenschaft recht bald Im ostindischen Dienste. Lebensbeschreibung des englischen Obersten Meadows Taylor. Nach dessen eigenen Aufzeichnungen deutsch bearbeitet von Kunhardt von Schmidt, Rittmeister ü, 1->, fünf des Rheinischen Kürassier-Regiments Ur. 8. Mit einer Kartenskizze von Indien. Berlin, Mittler und Sohn, 1880. Der im Jahre 1876 verstorbene Oberst Meadows Taylor, dessen Autobiogra¬ In jeder Stellung entwickelte Taylor, dessen Schulbildung eine kaum genügende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147854"/> <p xml:id="ID_577" prev="#ID_576"> Glücksspiele, darunter das noch heute übliche Kartenspiel „Hciufelu". Am fremd¬<lb/> artigsten muthet uns das mit Rücksicht ans Getreidemangel 1293 von den Herzogen<lb/> erlassene Verbot an, daß ein Jahr lang niemand mit Ausnahme der Regensburger<lb/> Brauer in ihren Landen brauen dürfe, das ähnlich noch mehrmals wiederholt wurde.<lb/> Wer Antithese» liebt, könnte hervorheben, daß Baiern, wenn seine Biere damals<lb/> noch wenig geachtet waren, dafür in Wolfram von Eschenbach, der einem nach dem<lb/> Städtchen Eschenbach zwischen Ansbach und Gunzenhausen benannten Geschlechte<lb/> entstammt, der deutschen Nation den größten Epiker des Mittelalters gegeben hat,<lb/> und daß umgekehrt das Baiern der Gegenwart noch immer die Bierhegemonie be¬<lb/> hauptet, zu einem ähnlichen Ehrenplatze in der Literatur aber sich auch nicht an¬<lb/> nähernd wieder aufgeschwungen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_578"> Möge es dem Verfasser vergönnt sein, Publikum und Wissenschaft recht bald<lb/> mit der Fortsetzung seiner Arbeit zu erfreuen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Im ostindischen Dienste. Lebensbeschreibung des englischen Obersten Meadows<lb/> Taylor. Nach dessen eigenen Aufzeichnungen deutsch bearbeitet von Kunhardt<lb/> von Schmidt, Rittmeister ü, 1->, fünf des Rheinischen Kürassier-Regiments Ur. 8.<lb/> Mit einer Kartenskizze von Indien. Berlin, Mittler und Sohn, 1880.</head><lb/> <p xml:id="ID_579"> Der im Jahre 1876 verstorbene Oberst Meadows Taylor, dessen Autobiogra¬<lb/> phie, Versehen mit einem kurzen Schlußworte seiner Tochter Alice, mit der vorlie¬<lb/> genden Publikation in deutscher Bearbeitung erscheint, war ein Mann von entschie¬<lb/> dener Befähigung und seltener Thatkraft, Aus einer angesehenen Familie stammend,<lb/> wurde er nach einer echt englischen harten Erziehung zum Kaufmann bestimmt und<lb/> ging, nach unsern Anschauungen noch ein Kind, im Jahre 1825 nach Indien. Hier<lb/> gelang es ihm zwar nicht die gewünschte Stellung in einem kaufmännischen Ge¬<lb/> schäfte zu erhalten, aber es wurde ihm durch die Vermittelung eiues einflußreichen<lb/> Verwandten ermöglicht, in die Armee des Niscun, eines der englischen Vasallen ein¬<lb/> zutreten. Als Offizier zeigte er im Dienste unleugbares Geschick, und im Kampfe<lb/> gegen Rebellen bewies er bei wiederholten Gelegenheiten seinen Muth und seine<lb/> Umsicht in so hohem Grade, daß er bald zum Cvmpagnieführer avancierte. Doch<lb/> war es ihm nicht bestimmt, auf diesem Gebiete sich Lorbeern zu erringen. Der<lb/> britische Resident in Haiderabad, der Taylors eminente Befähigung zur Organs<lb/> fallor und sein Sprachtalent erkannt hatte, gebrauchte ihn zu den verschiedenartigsten<lb/> Missionen. So finden wir ihn in Shorapoor, einem dem Nisan tributpflichtige»,<lb/> an innern und äußern Wirren krankenden Staate. Furchtlos tritt er, ein Jüng¬<lb/> ling, zwischen die Parteien, weiß die Nemi Jschwarcnna, die nach dem Tode ihres<lb/> Mannes die Herrschaft an sich gerissen hatte, zum Gehorsam zurückzuführen und<lb/> ihren Sohn, den jungen Rajah, für sich zu gewinnen. Oft am Leben bedroht und<lb/> im Kampfe mit intriganten Gegnern, bringt er in den zehn Jahren seiner Ver¬<lb/> waltung den Staat zu hoher Blüthe. Später verwaltet er nach einander die vom<lb/> Nisan an die ostindische Compagnie abgetretenen Bezirke Nuldroog und Berar und<lb/> wird zuletzt, als der Rajah vou Shorapoor sich an dem großen Aufstande gegen<lb/> die Engländer betheiligt hatte, wieder dorthin zurückberufen, wo er von der dank¬<lb/> baren Bevölkerung jubelnd aufgenommen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_580" next="#ID_581"> In jeder Stellung entwickelte Taylor, dessen Schulbildung eine kaum genügende<lb/> war, eine ungeheure Vielseitigkeit. Eine strenger, aber gerechter Richter und ein<lb/> milder Regent, gewann er das Volk für sich, dem er durch seine Sprachkenntnisse<lb/> ^ er beherrschte das Hindvstanische, Maharattische und Persische wie seine Mutter¬<lb/> sprache — näher als frühere englische Beamten trat. Er schafft allenthalben Ord¬<lb/> nung, läßt alle Ländereien vermessen, den Besitzstand regeln und ein neues weniger</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
Glücksspiele, darunter das noch heute übliche Kartenspiel „Hciufelu". Am fremd¬
artigsten muthet uns das mit Rücksicht ans Getreidemangel 1293 von den Herzogen
erlassene Verbot an, daß ein Jahr lang niemand mit Ausnahme der Regensburger
Brauer in ihren Landen brauen dürfe, das ähnlich noch mehrmals wiederholt wurde.
Wer Antithese» liebt, könnte hervorheben, daß Baiern, wenn seine Biere damals
noch wenig geachtet waren, dafür in Wolfram von Eschenbach, der einem nach dem
Städtchen Eschenbach zwischen Ansbach und Gunzenhausen benannten Geschlechte
entstammt, der deutschen Nation den größten Epiker des Mittelalters gegeben hat,
und daß umgekehrt das Baiern der Gegenwart noch immer die Bierhegemonie be¬
hauptet, zu einem ähnlichen Ehrenplatze in der Literatur aber sich auch nicht an¬
nähernd wieder aufgeschwungen hat.
Möge es dem Verfasser vergönnt sein, Publikum und Wissenschaft recht bald
mit der Fortsetzung seiner Arbeit zu erfreuen.
Im ostindischen Dienste. Lebensbeschreibung des englischen Obersten Meadows
Taylor. Nach dessen eigenen Aufzeichnungen deutsch bearbeitet von Kunhardt
von Schmidt, Rittmeister ü, 1->, fünf des Rheinischen Kürassier-Regiments Ur. 8.
Mit einer Kartenskizze von Indien. Berlin, Mittler und Sohn, 1880.
Der im Jahre 1876 verstorbene Oberst Meadows Taylor, dessen Autobiogra¬
phie, Versehen mit einem kurzen Schlußworte seiner Tochter Alice, mit der vorlie¬
genden Publikation in deutscher Bearbeitung erscheint, war ein Mann von entschie¬
dener Befähigung und seltener Thatkraft, Aus einer angesehenen Familie stammend,
wurde er nach einer echt englischen harten Erziehung zum Kaufmann bestimmt und
ging, nach unsern Anschauungen noch ein Kind, im Jahre 1825 nach Indien. Hier
gelang es ihm zwar nicht die gewünschte Stellung in einem kaufmännischen Ge¬
schäfte zu erhalten, aber es wurde ihm durch die Vermittelung eiues einflußreichen
Verwandten ermöglicht, in die Armee des Niscun, eines der englischen Vasallen ein¬
zutreten. Als Offizier zeigte er im Dienste unleugbares Geschick, und im Kampfe
gegen Rebellen bewies er bei wiederholten Gelegenheiten seinen Muth und seine
Umsicht in so hohem Grade, daß er bald zum Cvmpagnieführer avancierte. Doch
war es ihm nicht bestimmt, auf diesem Gebiete sich Lorbeern zu erringen. Der
britische Resident in Haiderabad, der Taylors eminente Befähigung zur Organs
fallor und sein Sprachtalent erkannt hatte, gebrauchte ihn zu den verschiedenartigsten
Missionen. So finden wir ihn in Shorapoor, einem dem Nisan tributpflichtige»,
an innern und äußern Wirren krankenden Staate. Furchtlos tritt er, ein Jüng¬
ling, zwischen die Parteien, weiß die Nemi Jschwarcnna, die nach dem Tode ihres
Mannes die Herrschaft an sich gerissen hatte, zum Gehorsam zurückzuführen und
ihren Sohn, den jungen Rajah, für sich zu gewinnen. Oft am Leben bedroht und
im Kampfe mit intriganten Gegnern, bringt er in den zehn Jahren seiner Ver¬
waltung den Staat zu hoher Blüthe. Später verwaltet er nach einander die vom
Nisan an die ostindische Compagnie abgetretenen Bezirke Nuldroog und Berar und
wird zuletzt, als der Rajah vou Shorapoor sich an dem großen Aufstande gegen
die Engländer betheiligt hatte, wieder dorthin zurückberufen, wo er von der dank¬
baren Bevölkerung jubelnd aufgenommen wurde.
In jeder Stellung entwickelte Taylor, dessen Schulbildung eine kaum genügende
war, eine ungeheure Vielseitigkeit. Eine strenger, aber gerechter Richter und ein
milder Regent, gewann er das Volk für sich, dem er durch seine Sprachkenntnisse
^ er beherrschte das Hindvstanische, Maharattische und Persische wie seine Mutter¬
sprache — näher als frühere englische Beamten trat. Er schafft allenthalben Ord¬
nung, läßt alle Ländereien vermessen, den Besitzstand regeln und ein neues weniger
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