Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.muß hunderterlei Fragen zu Leibe gehen, in eine reiche Literatur sich ein¬ --re. Are pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 8. Französische Portrait- und Genremaler. -- Der Orient und die Landschaft. -- Die Kunstindustrie. -- Englisches Porzellan und Faience. -- Französisches Porzellan. Die französische Portraitmalerei macht, wenn man von dem glänzenden Bonnae, wie Gustav Richter, Deutschland's erster Portraitmaler, ein Schüler muß hunderterlei Fragen zu Leibe gehen, in eine reiche Literatur sich ein¬ —re. Are pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 8. Französische Portrait- und Genremaler. — Der Orient und die Landschaft. — Die Kunstindustrie. — Englisches Porzellan und Faience. — Französisches Porzellan. Die französische Portraitmalerei macht, wenn man von dem glänzenden Bonnae, wie Gustav Richter, Deutschland's erster Portraitmaler, ein Schüler <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140701"/> <p xml:id="ID_1053" prev="#ID_1052"> muß hunderterlei Fragen zu Leibe gehen, in eine reiche Literatur sich ein¬<lb/> arbeiten, kurz er muß er mag wollen oder nicht, ein gerechter und vollkomme¬<lb/> ner Philologe werden. Aus diesem Grunde haben wir die vorliegende Arbeit<lb/> mit aufrichtiger Freude zur Hand genommen, und, trotz mancher Schwächen,<lb/> die ihr anhaften, mit aufrichtiger Befriedigung aus der Hand gelegt.</p><lb/> <note type="byline"> —re.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Are pariser Weltausstellung.<lb/><note type="byline"> Von Adolf Rosenberg.</note></head><lb/> <note type="argument"> 8. Französische Portrait- und Genremaler. — Der Orient und die Landschaft. — Die<lb/> Kunstindustrie. — Englisches Porzellan und Faience. — Französisches Porzellan.</note><lb/> <p xml:id="ID_1054"> Die französische Portraitmalerei macht, wenn man von dem glänzenden<lb/> Gestirne Bonnae's absieht, nicht den blendenden, bestechenden Eindruck, deu sie<lb/> auf der Wiener Weltausstellung hervorrief. Die Portraitmaler Deutschland's<lb/> und Oesterreich's haben den Franzosen inzwischen die Kunst abgelauscht, Atlas<lb/> und Spitzen, Seide und Sammet mit überraschender Naturwahrheit zu konter¬<lb/> feien, und da sie den letzteren in der Wiedergabe des geistigen Wesens der<lb/> darzustellenden Person stets gewachsen, wenn nicht gar überlegen waren, neigt<lb/> sich heute die Waage stark zu Gunsten Oesterreich's und Deutschland's. Sie<lb/> würde vollwichtig auf den Boden sinken, wenn nicht auf der anderen Seite<lb/> Bonnae das Gleichgewicht wiederherstellte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1055" next="#ID_1056"> Bonnae, wie Gustav Richter, Deutschland's erster Portraitmaler, ein Schüler<lb/> Cogniet's, darf nach seinen letzten Schöpfungen den ersten Bildnißmalern aller<lb/> Zeiten an die Seite gestellt werden. Im Grnnde genommen gründet sich der<lb/> Anspruch Bonnae's auf solchen Ruhm auf ein einziges Bildniß, das alle seine<lb/> übrigen Leistungen aufwiegt, auf das Bildniß des ersten Präsidenten der dritten<lb/> Republik, das gerade zu einer Zeit zur ersten Ausstellung gelangte, wo die<lb/> Popularität des berühmten Staatsmannes am höchsten gestiegen war. Es war<lb/> in den erregten Maitagen von 1877, als sich der „Salon" öffnete und als<lb/> vornehmstes Meisterwerk das Bildniß des Herrn Thiers zeigte. Wie aus<lb/> Marmor gemeißelt, aber weit entfernt, hart und kalt zu erscheinen, tritt der<lb/> Kopf wie ein warnendes Usng t<et«z1 aus dein dunklen Fond heraus. Die<lb/> Lippen sind fest zusammengekniffen, und um den Mund, der sonst so gutmüthig<lb/> zu lächeln Pflegte, sind herbe Falten eingegraben. Die weitgeöffneten Augen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
muß hunderterlei Fragen zu Leibe gehen, in eine reiche Literatur sich ein¬
arbeiten, kurz er muß er mag wollen oder nicht, ein gerechter und vollkomme¬
ner Philologe werden. Aus diesem Grunde haben wir die vorliegende Arbeit
mit aufrichtiger Freude zur Hand genommen, und, trotz mancher Schwächen,
die ihr anhaften, mit aufrichtiger Befriedigung aus der Hand gelegt.
—re.
Are pariser Weltausstellung.
Von Adolf Rosenberg.
8. Französische Portrait- und Genremaler. — Der Orient und die Landschaft. — Die
Kunstindustrie. — Englisches Porzellan und Faience. — Französisches Porzellan.
Die französische Portraitmalerei macht, wenn man von dem glänzenden
Gestirne Bonnae's absieht, nicht den blendenden, bestechenden Eindruck, deu sie
auf der Wiener Weltausstellung hervorrief. Die Portraitmaler Deutschland's
und Oesterreich's haben den Franzosen inzwischen die Kunst abgelauscht, Atlas
und Spitzen, Seide und Sammet mit überraschender Naturwahrheit zu konter¬
feien, und da sie den letzteren in der Wiedergabe des geistigen Wesens der
darzustellenden Person stets gewachsen, wenn nicht gar überlegen waren, neigt
sich heute die Waage stark zu Gunsten Oesterreich's und Deutschland's. Sie
würde vollwichtig auf den Boden sinken, wenn nicht auf der anderen Seite
Bonnae das Gleichgewicht wiederherstellte.
Bonnae, wie Gustav Richter, Deutschland's erster Portraitmaler, ein Schüler
Cogniet's, darf nach seinen letzten Schöpfungen den ersten Bildnißmalern aller
Zeiten an die Seite gestellt werden. Im Grnnde genommen gründet sich der
Anspruch Bonnae's auf solchen Ruhm auf ein einziges Bildniß, das alle seine
übrigen Leistungen aufwiegt, auf das Bildniß des ersten Präsidenten der dritten
Republik, das gerade zu einer Zeit zur ersten Ausstellung gelangte, wo die
Popularität des berühmten Staatsmannes am höchsten gestiegen war. Es war
in den erregten Maitagen von 1877, als sich der „Salon" öffnete und als
vornehmstes Meisterwerk das Bildniß des Herrn Thiers zeigte. Wie aus
Marmor gemeißelt, aber weit entfernt, hart und kalt zu erscheinen, tritt der
Kopf wie ein warnendes Usng t<et«z1 aus dein dunklen Fond heraus. Die
Lippen sind fest zusammengekniffen, und um den Mund, der sonst so gutmüthig
zu lächeln Pflegte, sind herbe Falten eingegraben. Die weitgeöffneten Augen
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