Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.gedroschen wurde, überhaupt Erwähnung zu thun, wenn nicht Herr von Kleist- x- Literatur. Von der Geschichte des Alterthums von Max Duncker, dem anch gedroschen wurde, überhaupt Erwähnung zu thun, wenn nicht Herr von Kleist- x- Literatur. Von der Geschichte des Alterthums von Max Duncker, dem anch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0247" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139540"/> <p xml:id="ID_692" prev="#ID_691"> gedroschen wurde, überhaupt Erwähnung zu thun, wenn nicht Herr von Kleist-<lb/> Retzow sein Programm für die Beendigung des Kulturkampfs zum Besten ge¬<lb/> geben hätte. Im Grunde kommt dasselbe darauf hinaus: nachgegeben muß<lb/> von beiden Seiten werden, anfangen aber damit muß der Staat. Was das<lb/> Letztere der römischen Kurie gegenüber bedeutet, lehrt die Geschichte. Angesichts<lb/> dieser Erfahrungen wird der preußische Staat von der „deutschkonservativen"<lb/> Weisheit des Herrn von Kleist schwerlich Gebrauch machen wollen.</p><lb/> <note type="byline"> x-</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_693" next="#ID_694"> Von der Geschichte des Alterthums von Max Duncker, dem anch<lb/> in d, Bl. früher bereits eingehend gewürdigten klassischen Meisterwerke, ist in<lb/> diesen Tagen der erste Band der fünften „verbesserten" Auflage (bei Duncker<lb/> und Humblot in Leipzig, 1878) ausgegeben worden — ein gleich rühmlicher<lb/> Beweis fiir die hervorragende Bedeutung des Werkes, wie für das immerhin<lb/> seltene Verständniß des Publikums. Im März 1874 wurde die vierte Auflage<lb/> ausgegeben. Die Vorrede zur fünften datirt vom November 1877. In wenig<lb/> mehr als drei Jahren hat also das Bedürfniß der Gebildeten der Nation die<lb/> vierte Auflage eiues so gelehrten Buches absorbirt — noch dazu in einer Zeit<lb/> schwerer Krisis, in der anch der Bücherfreund genöthigt ist, sparsam zu wirth¬<lb/> schaften. Auch für einen Theil der geschichtlichen Forschung, die hier dargelegt<lb/> wird, sind diese drei Jahre eine Zeit schwerer Krisis gewesen: vor Allem für<lb/> die Assyrologen. Auch d. Bl. haben an dem lebhast entbrannten Kampfe<lb/> Theil genommen. Max Duncker ist weit entfernt davon zu verkennen, daß „auf<lb/> diesem Felde mehr als gewagte Behauptungen verkündet, eilfertige Kombinationen<lb/> gemacht und Räthsel für gelöst erklärt worden sind, welche der Lösung noch<lb/> lange entbehren werden." Aber er betont andererseits, daß „weder die Vor¬<lb/> aussetzungen noch die Grundlage,: der assyrischen Studien anzutasten unter¬<lb/> nommen worden sind durch die Mahnung, welche von achtungswerthester histo¬<lb/> rischer Seite her neuerlich dem etwas ungestümen Eifer und der vorgreifenden<lb/> Sicherheit" der Herren Assyrologen entgegengerufen worden ist. Und vor<lb/> Allem ist dasjenige, was Max Duncker von den Erträgen dieser Forschungen<lb/> in sein Geschichtswerk aufgenommen, unberührt geblieben von dieser Warnung.<lb/> Denn nur Urkunden von unbestrittener Entzifferung, mindestens nur solche, in<lb/> denen blos Nebensächliches zweifelhaft geblieben, sind von ihm benutzt worden.<lb/> Im Einzelnen zu verfolgen, wie sich Duncker mit den wenigen Ausstellungen,<lb/> welche seiner Geschichtsauffassung von berufener Seite entgegengehalten wurden,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
gedroschen wurde, überhaupt Erwähnung zu thun, wenn nicht Herr von Kleist-
Retzow sein Programm für die Beendigung des Kulturkampfs zum Besten ge¬
geben hätte. Im Grunde kommt dasselbe darauf hinaus: nachgegeben muß
von beiden Seiten werden, anfangen aber damit muß der Staat. Was das
Letztere der römischen Kurie gegenüber bedeutet, lehrt die Geschichte. Angesichts
dieser Erfahrungen wird der preußische Staat von der „deutschkonservativen"
Weisheit des Herrn von Kleist schwerlich Gebrauch machen wollen.
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Literatur.
Von der Geschichte des Alterthums von Max Duncker, dem anch
in d, Bl. früher bereits eingehend gewürdigten klassischen Meisterwerke, ist in
diesen Tagen der erste Band der fünften „verbesserten" Auflage (bei Duncker
und Humblot in Leipzig, 1878) ausgegeben worden — ein gleich rühmlicher
Beweis fiir die hervorragende Bedeutung des Werkes, wie für das immerhin
seltene Verständniß des Publikums. Im März 1874 wurde die vierte Auflage
ausgegeben. Die Vorrede zur fünften datirt vom November 1877. In wenig
mehr als drei Jahren hat also das Bedürfniß der Gebildeten der Nation die
vierte Auflage eiues so gelehrten Buches absorbirt — noch dazu in einer Zeit
schwerer Krisis, in der anch der Bücherfreund genöthigt ist, sparsam zu wirth¬
schaften. Auch für einen Theil der geschichtlichen Forschung, die hier dargelegt
wird, sind diese drei Jahre eine Zeit schwerer Krisis gewesen: vor Allem für
die Assyrologen. Auch d. Bl. haben an dem lebhast entbrannten Kampfe
Theil genommen. Max Duncker ist weit entfernt davon zu verkennen, daß „auf
diesem Felde mehr als gewagte Behauptungen verkündet, eilfertige Kombinationen
gemacht und Räthsel für gelöst erklärt worden sind, welche der Lösung noch
lange entbehren werden." Aber er betont andererseits, daß „weder die Vor¬
aussetzungen noch die Grundlage,: der assyrischen Studien anzutasten unter¬
nommen worden sind durch die Mahnung, welche von achtungswerthester histo¬
rischer Seite her neuerlich dem etwas ungestümen Eifer und der vorgreifenden
Sicherheit" der Herren Assyrologen entgegengerufen worden ist. Und vor
Allem ist dasjenige, was Max Duncker von den Erträgen dieser Forschungen
in sein Geschichtswerk aufgenommen, unberührt geblieben von dieser Warnung.
Denn nur Urkunden von unbestrittener Entzifferung, mindestens nur solche, in
denen blos Nebensächliches zweifelhaft geblieben, sind von ihm benutzt worden.
Im Einzelnen zu verfolgen, wie sich Duncker mit den wenigen Ausstellungen,
welche seiner Geschichtsauffassung von berufener Seite entgegengehalten wurden,
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