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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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Wesen allen Liebhabern von Scherz, Verstand und Gerechtigkeit bestens em¬
pfohlen haben. Herrn Monfcmg und den übrigen Romlern wird es freilich
ein Dorn im Auge und ein Pfahl im Fleische sein, aber wir meinen, das
sollte es auch.




Ursachen der Wandlung in Aaden.

Ein badischer Korrespondent Ihres Blattes hat wiederholt Bedenken über
die Stellung geäußert, die man in den maßgebenden Kreisen Karlsruhes seit
einiger Zeit zum Kampfe des Staates mit den Ultramontanen einnehmen zu
wollen scheint und seit dem Ministerwechsel vom vorigen September wohl schon
einzunehmen begonnen hat, wenn auch vorläufig mehr mit Wünschen, als mit
Handlungen, die ein Zurückweichen vor Rom und seinen Bundesgenossen aus¬
drücken. Zuletzt gab er solche Andeutungen vor etwa acht Wochen. Ich er¬
kundigte mich infolge dessen, was an denselben Wahres sein möge. Aber erst
jetzt erhalte ich einigen Ausschluß, der zuverlässig ist. Es gehört mehr Be¬
kanntschaft mit jenen Kreisen, als man sich hier verschaffen kann, dazu, um
genau sagen zu können, auf welche Weise sich die Stimmung derselben in der
angedeuteten Richtung allmählich geändert hat, ob nur durch Elemente, die
sich nach und nach dort eingeschlichen, oder auch infolge einer bereits vorhan¬
denen Disposition, welche jene Elemente gewittert und dann genährt haben.
Als sicher wird von Leuten, die es wissen können, angenommen, daß die Ver¬
änderung des Wetters in den oberen Regionen mit gewissen Einflüssen in
Verbindung zu bringen ist, die von hier, von Straßbnrg ausgingen.

Von hier stellte sich unter Anderen in Karlsruhe wiederholt ein Herr
ein, der vor einiger Zeit Anstellung an unserer Universität gefunden hat --
Sachkenner behaupten, weniger seiner wissenschaftlichen Verdienste halber, als
auf Grund von Empfehlungen von Seiten einer einflußreichen Coterie, die
ihre Verzweigungen bis über den Kanal erstreckt. Zur Charakterisirung des¬
selben diene Folgendes. Monsieur -- ich nenne keine Namen -- vertrat früher
als Ministerresideut in Berlin die Interessen gewisser kleiner Republiken, und
da es auf diesem Posten nicht viel zu thun gab, er aber ein strebsamer Geist
war, der das Bedürfniß, eine Rolle zu spielen, empfand, so sah er sich genöthigt,
mehr oder minder laut und öffentlich Privatpolitik zu treiben. Er wirkte


Wesen allen Liebhabern von Scherz, Verstand und Gerechtigkeit bestens em¬
pfohlen haben. Herrn Monfcmg und den übrigen Romlern wird es freilich
ein Dorn im Auge und ein Pfahl im Fleische sein, aber wir meinen, das
sollte es auch.




Ursachen der Wandlung in Aaden.

Ein badischer Korrespondent Ihres Blattes hat wiederholt Bedenken über
die Stellung geäußert, die man in den maßgebenden Kreisen Karlsruhes seit
einiger Zeit zum Kampfe des Staates mit den Ultramontanen einnehmen zu
wollen scheint und seit dem Ministerwechsel vom vorigen September wohl schon
einzunehmen begonnen hat, wenn auch vorläufig mehr mit Wünschen, als mit
Handlungen, die ein Zurückweichen vor Rom und seinen Bundesgenossen aus¬
drücken. Zuletzt gab er solche Andeutungen vor etwa acht Wochen. Ich er¬
kundigte mich infolge dessen, was an denselben Wahres sein möge. Aber erst
jetzt erhalte ich einigen Ausschluß, der zuverlässig ist. Es gehört mehr Be¬
kanntschaft mit jenen Kreisen, als man sich hier verschaffen kann, dazu, um
genau sagen zu können, auf welche Weise sich die Stimmung derselben in der
angedeuteten Richtung allmählich geändert hat, ob nur durch Elemente, die
sich nach und nach dort eingeschlichen, oder auch infolge einer bereits vorhan¬
denen Disposition, welche jene Elemente gewittert und dann genährt haben.
Als sicher wird von Leuten, die es wissen können, angenommen, daß die Ver¬
änderung des Wetters in den oberen Regionen mit gewissen Einflüssen in
Verbindung zu bringen ist, die von hier, von Straßbnrg ausgingen.

Von hier stellte sich unter Anderen in Karlsruhe wiederholt ein Herr
ein, der vor einiger Zeit Anstellung an unserer Universität gefunden hat —
Sachkenner behaupten, weniger seiner wissenschaftlichen Verdienste halber, als
auf Grund von Empfehlungen von Seiten einer einflußreichen Coterie, die
ihre Verzweigungen bis über den Kanal erstreckt. Zur Charakterisirung des¬
selben diene Folgendes. Monsieur — ich nenne keine Namen — vertrat früher
als Ministerresideut in Berlin die Interessen gewisser kleiner Republiken, und
da es auf diesem Posten nicht viel zu thun gab, er aber ein strebsamer Geist
war, der das Bedürfniß, eine Rolle zu spielen, empfand, so sah er sich genöthigt,
mehr oder minder laut und öffentlich Privatpolitik zu treiben. Er wirkte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/40>, abgerufen am 28.09.2024.