Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.gefunden. Er zeigte da wenig Erhebendes, viel Trauriges, Peinliches, Schmerzliches. O. Jäger. Literatur. Die deutsche Industrie vor dem Reichstag. Vcrstttndigmig zwischen Manchcster- thmu und Schntzzvllpartei auf der wissenschaftlichen Grundlage der zukünftigen deutschen Handelspolitik. Kritische Studien von Gottfried Stounuel. 3. Auflage. Leipzig, Verlag von H. Frohbcrg, 1877. Diese 120 Seiten starke Abhandlung hat zwei Theile, deren erster die gefunden. Er zeigte da wenig Erhebendes, viel Trauriges, Peinliches, Schmerzliches. O. Jäger. Literatur. Die deutsche Industrie vor dem Reichstag. Vcrstttndigmig zwischen Manchcster- thmu und Schntzzvllpartei auf der wissenschaftlichen Grundlage der zukünftigen deutschen Handelspolitik. Kritische Studien von Gottfried Stounuel. 3. Auflage. Leipzig, Verlag von H. Frohbcrg, 1877. Diese 120 Seiten starke Abhandlung hat zwei Theile, deren erster die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0123" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138354"/> <p xml:id="ID_348" prev="#ID_347"> gefunden. Er zeigte da wenig Erhebendes, viel Trauriges, Peinliches, Schmerzliches.<lb/> Erhebend aber war, was schon vier Jahre später geschah, als jene tiefgewurzelte<lb/> Krankheit unserer Nation durch das furchtbare Mittel, das helfen muß, wo<lb/> die Mediecnnente nicht mehr verfangen, nach dem alten lateinischen Spruch beseitigt<lb/> war. Der Verfasser dieses Buches scheint diese Ereignisse nicht zu kennen: sein<lb/> Ideal ist das „Frankfurt des Schützenfestes", uns aber, mag er gestatten, daß<lb/> wir gegeuüber dem Frankfurt des Schützenfestes an dem Deutschland von 1870<lb/> festhalten, in welchem auch Frankfurt wie wir andern alle das Vaterland fand,<lb/> das ihm zuvor gefehlt hatte.</p><lb/> <note type="byline"> O. Jäger.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Die deutsche Industrie vor dem Reichstag. Vcrstttndigmig zwischen Manchcster-<lb/> thmu und Schntzzvllpartei auf der wissenschaftlichen Grundlage der zukünftigen deutschen<lb/> Handelspolitik. Kritische Studien von Gottfried Stounuel. 3. Auflage. Leipzig,<lb/> Verlag von H. Frohbcrg, 1877.</head><lb/> <p xml:id="ID_349" next="#ID_350"> Diese 120 Seiten starke Abhandlung hat zwei Theile, deren erster die<lb/> wirthschaftliche Lage ins Auge faßt und in folgende Themata zerfällt: Handelsver¬<lb/> träge als praktische Rechenexempel, Absatz und Kredit als Hebel der Produktion,<lb/> die historische Entwickelung des Handels, Blicke ans dessen theoretische Ent¬<lb/> wickelung, der englische Freihandel, die Solidarität der Interessen zwischen<lb/> Landwirthschaft und Industrie, der Zollverein und der französische Handels¬<lb/> vertrag, die Baumwollenspinnerei und die Eisenindustrie. Im zweiten Theile<lb/> baut sich auf dem Boden des Verständnisses der gegenwärtigen Handelslage<lb/> das Fundament der wirthschaftlichen Reform auf, nachdem zuerst das Man-<lb/> chesterthum und der Freihandel charakterisirt sind und nachgewiesen worden<lb/> ist, daß Adam Smith ein nationaler Freihändler, kein Manchestermann war.<lb/> Daß das Manchesterthum eine einseitige Ausbildung des Freihandelssystems<lb/> ist, wird aus dem Hauptwerke des letzteren nachgewiesen. Wenn die Frei¬<lb/> händler in der letzten Zeit einen Unterschied zwischen sich und der Manchester¬<lb/> partei gemacht wissen wollten, so ist hier zum ersten Male die innere Ursache<lb/> dieser Erscheinung aufgedeckt und durch scharfe Fixirung der beiden Positionen<lb/> eine sachliche Begründung dieses Verlangens geliefert worden. Aus den<lb/> Gegensätzen des Manchesterthums und der Schutzzolltheorie ergibt sich eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0123]
gefunden. Er zeigte da wenig Erhebendes, viel Trauriges, Peinliches, Schmerzliches.
Erhebend aber war, was schon vier Jahre später geschah, als jene tiefgewurzelte
Krankheit unserer Nation durch das furchtbare Mittel, das helfen muß, wo
die Mediecnnente nicht mehr verfangen, nach dem alten lateinischen Spruch beseitigt
war. Der Verfasser dieses Buches scheint diese Ereignisse nicht zu kennen: sein
Ideal ist das „Frankfurt des Schützenfestes", uns aber, mag er gestatten, daß
wir gegeuüber dem Frankfurt des Schützenfestes an dem Deutschland von 1870
festhalten, in welchem auch Frankfurt wie wir andern alle das Vaterland fand,
das ihm zuvor gefehlt hatte.
O. Jäger.
Literatur.
Die deutsche Industrie vor dem Reichstag. Vcrstttndigmig zwischen Manchcster-
thmu und Schntzzvllpartei auf der wissenschaftlichen Grundlage der zukünftigen deutschen
Handelspolitik. Kritische Studien von Gottfried Stounuel. 3. Auflage. Leipzig,
Verlag von H. Frohbcrg, 1877.
Diese 120 Seiten starke Abhandlung hat zwei Theile, deren erster die
wirthschaftliche Lage ins Auge faßt und in folgende Themata zerfällt: Handelsver¬
träge als praktische Rechenexempel, Absatz und Kredit als Hebel der Produktion,
die historische Entwickelung des Handels, Blicke ans dessen theoretische Ent¬
wickelung, der englische Freihandel, die Solidarität der Interessen zwischen
Landwirthschaft und Industrie, der Zollverein und der französische Handels¬
vertrag, die Baumwollenspinnerei und die Eisenindustrie. Im zweiten Theile
baut sich auf dem Boden des Verständnisses der gegenwärtigen Handelslage
das Fundament der wirthschaftlichen Reform auf, nachdem zuerst das Man-
chesterthum und der Freihandel charakterisirt sind und nachgewiesen worden
ist, daß Adam Smith ein nationaler Freihändler, kein Manchestermann war.
Daß das Manchesterthum eine einseitige Ausbildung des Freihandelssystems
ist, wird aus dem Hauptwerke des letzteren nachgewiesen. Wenn die Frei¬
händler in der letzten Zeit einen Unterschied zwischen sich und der Manchester¬
partei gemacht wissen wollten, so ist hier zum ersten Male die innere Ursache
dieser Erscheinung aufgedeckt und durch scharfe Fixirung der beiden Positionen
eine sachliche Begründung dieses Verlangens geliefert worden. Aus den
Gegensätzen des Manchesterthums und der Schutzzolltheorie ergibt sich eine
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