Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.auf welchem der Herzog sich nicht so leicht in seinen Souveränetätsrechten Von der Thätigkeit der Landstände in dieser Periode berichten wir nur So geartet war das weimarische Staatsleben nicht volle zwei Menschen¬ Ile Katholiken in Kolland. In Folgendem kommen wir dem neulich gegebenen Versprechen nach, Die stetig zunehmende Macht des Papstthums in unserm Jahrhundert ") Die römisch-katholische Kirche im Königreich der Niederlande. Von Friedrich NiM'it,
o^o, Prof, an der Universität zu Bern. Leipzig, T. O> Weigel, Z877. auf welchem der Herzog sich nicht so leicht in seinen Souveränetätsrechten Von der Thätigkeit der Landstände in dieser Periode berichten wir nur So geartet war das weimarische Staatsleben nicht volle zwei Menschen¬ Ile Katholiken in Kolland. In Folgendem kommen wir dem neulich gegebenen Versprechen nach, Die stetig zunehmende Macht des Papstthums in unserm Jahrhundert ") Die römisch-katholische Kirche im Königreich der Niederlande. Von Friedrich NiM'it,
o^o, Prof, an der Universität zu Bern. Leipzig, T. O> Weigel, Z877. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137801"/> <p xml:id="ID_234" prev="#ID_233"> auf welchem der Herzog sich nicht so leicht in seinen Souveränetätsrechten<lb/> verletzt fühlte. Nach den gegebenen Verhältnissen mag mancher ihrer Rath¬<lb/> schläge weise gewesen sein. Allein in ihrem Vermögen lag es nicht, die Strumpf¬<lb/> manufaktur und andere Industriezweige auf einmal zu heben. Dazu wäre<lb/> erforderlich gewesen, alle in der damaligen Regierung bestehenden volkswirth-<lb/> schaftlichen Grundsätze umzustoßen und die unerhörten Beschränkungen der<lb/> Freiheit des produzirenden Theils der Bevölkerung aus dem Wege zu räumen.<lb/> Die von den Ständen befürwortete Militärfreiheit der Strumpfwirkergesellen,<lb/> die Klagen über das Laufen dieser Gesellen nach den Dörfern, um sich dem<lb/> Biergenusse hinzugeben, trafen keineswegs das Grundübel der darnieder<lb/> liegenden Manufaktur, sondern es lag in der unglückseligen Verblendung, als ob<lb/> das weimarische Reich auf sich selbst angewiesen, ohne das Zuthun der andern<lb/> Welt da draußen, bestehen und erhalten werden könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_235"> Von der Thätigkeit der Landstände in dieser Periode berichten wir nur<lb/> noch, daß sie einmal wenigstens auch der Kunstpflege gerecht geworden sind,<lb/> indem sie dem Herzog aus freiem Antriebe ein ckon Zratuit, von dreitausend<lb/> Thalern zur Erwerbung der „pretiösen Bildergallerie" gegeben haben-<lb/> Ob das dieselbe Gallerie ist, welche zur Zeit der Herzogin Amalie deshalb<lb/> nicht sichtbar war, weil sie in dunkeln Räumen aufbewahrt wurde, haben<lb/> wir bis jetzt nicht ermitteln können.</p><lb/> <p xml:id="ID_236"> So geartet war das weimarische Staatsleben nicht volle zwei Menschen¬<lb/> alter, bevor dasselbe Weimar die Tage seines höchsten Ruhmes und Glanzes<lb/> heraufkommen fah. Die Verdienste der Herzogin Amalie und Karl Augusts<lb/> um ihr Land und die ganze deutsche Nation erhellen nicht klarer als an diesem<lb/><note type="byline"> C. A. H. Burkhardt.</note> dunkeln Gegenbilde. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ile Katholiken in Kolland.</head><lb/> <p xml:id="ID_237"> In Folgendem kommen wir dem neulich gegebenen Versprechen nach,<lb/> aus Nippolds Schrift über den vom Titel dieses Aufsatzes genannten Gegen¬<lb/> stand*) ausführlich zu berichten.</p><lb/> <p xml:id="ID_238" next="#ID_239"> Die stetig zunehmende Macht des Papstthums in unserm Jahrhundert<lb/> ist eins der hervortretendsten Charaktermerkmale unsrer Zeit. Die französische</p><lb/> <note xml:id="FID_92" place="foot"> ") Die römisch-katholische Kirche im Königreich der Niederlande. Von Friedrich NiM'it,<lb/> o^o, Prof, an der Universität zu Bern. Leipzig, T. O> Weigel, Z877.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
auf welchem der Herzog sich nicht so leicht in seinen Souveränetätsrechten
verletzt fühlte. Nach den gegebenen Verhältnissen mag mancher ihrer Rath¬
schläge weise gewesen sein. Allein in ihrem Vermögen lag es nicht, die Strumpf¬
manufaktur und andere Industriezweige auf einmal zu heben. Dazu wäre
erforderlich gewesen, alle in der damaligen Regierung bestehenden volkswirth-
schaftlichen Grundsätze umzustoßen und die unerhörten Beschränkungen der
Freiheit des produzirenden Theils der Bevölkerung aus dem Wege zu räumen.
Die von den Ständen befürwortete Militärfreiheit der Strumpfwirkergesellen,
die Klagen über das Laufen dieser Gesellen nach den Dörfern, um sich dem
Biergenusse hinzugeben, trafen keineswegs das Grundübel der darnieder
liegenden Manufaktur, sondern es lag in der unglückseligen Verblendung, als ob
das weimarische Reich auf sich selbst angewiesen, ohne das Zuthun der andern
Welt da draußen, bestehen und erhalten werden könne.
Von der Thätigkeit der Landstände in dieser Periode berichten wir nur
noch, daß sie einmal wenigstens auch der Kunstpflege gerecht geworden sind,
indem sie dem Herzog aus freiem Antriebe ein ckon Zratuit, von dreitausend
Thalern zur Erwerbung der „pretiösen Bildergallerie" gegeben haben-
Ob das dieselbe Gallerie ist, welche zur Zeit der Herzogin Amalie deshalb
nicht sichtbar war, weil sie in dunkeln Räumen aufbewahrt wurde, haben
wir bis jetzt nicht ermitteln können.
So geartet war das weimarische Staatsleben nicht volle zwei Menschen¬
alter, bevor dasselbe Weimar die Tage seines höchsten Ruhmes und Glanzes
heraufkommen fah. Die Verdienste der Herzogin Amalie und Karl Augusts
um ihr Land und die ganze deutsche Nation erhellen nicht klarer als an diesem
C. A. H. Burkhardt. dunkeln Gegenbilde.
Ile Katholiken in Kolland.
In Folgendem kommen wir dem neulich gegebenen Versprechen nach,
aus Nippolds Schrift über den vom Titel dieses Aufsatzes genannten Gegen¬
stand*) ausführlich zu berichten.
Die stetig zunehmende Macht des Papstthums in unserm Jahrhundert
ist eins der hervortretendsten Charaktermerkmale unsrer Zeit. Die französische
") Die römisch-katholische Kirche im Königreich der Niederlande. Von Friedrich NiM'it,
o^o, Prof, an der Universität zu Bern. Leipzig, T. O> Weigel, Z877.
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