Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zum Gebrauch solcher Auskunftsmittel nur ein Anzeichen sehen, daß die Assy-
rivlvgie über den Zusammenhang, in welchem die den Anstoß gebenden Namen
vorkommen, im Dunkeln tappt, ohne sich dieß einzugestehen. Ich tadle mit
einem Worte das nach den verschiedensten Seiten hin zu Tage tretende Ueber-
hasteu der Entzifferung und die sanguinische Art, mit der man sich über die
Schwierigkeiten derselben hinweghilft und durch apologetische Schönfärberei auch
Anderen darüber hinwegzuhelfen sucht. Schrader verdankt das Vertrauen,
welches in weiten Kreisen seinen assyriologischen Arbeiten entgegengebracht
worden ist, in erster Linie einem Rufe der Ehrlichkeit, welche die sicherste
Garantie gegen jede Art von Schwindel geben wird. Allein er besitzt eine
Eigenschaft, welche bei der Enträthselung einer unbekannten Sprache und
Schrift schlimmer ist als Schwindel: er ist Enthusiast. Noch heute bleibt --
daran hat auch das von ihm auf diesem Gebiete Geleistete mich nicht abzubringen
vermocht -- der Assyriolvgie gegenüber das Mahnwort des alten Cato in
Kraft: <ÜKg.Iäavos rie eonsulito!"

Holt euch nicht Rathes bei den Assyriologen! Wir danken für das Buch,
das hiermit als mit seiner Moral und Quintessenz schließt, dem Verfasser auf¬
richtig, wir werden seine Mahnung in einem feinen Gedächtniß behalten, und
wir hoffen, unsere Leser werdeu Desgleichen thun. Sie werden sich gut da¬
bei stehen.




Mittheilungen user Torpedo und Panzerschiffe.*)

Wenn ans dem Gebiete der internationalen Industrie und ihrer Hülfs¬
wissenschaften Entdeckungen von tief einschneidender Wichtigkeit gemacht werden,
so eilen sie, auf den Flügeln des Dampfes über Land und Meer den Rund¬
gang über die Erde zu machen. Umgekehrt verhält es sich mit neuen Erfin¬
dungen auf dem Gebiete der Kriegswissenschast. Werden sie von dem Mitglied
eines einzelnen Staates gemacht -- wir reden hier mir von wirklichen Er¬
findungen, nicht von den oft auftauchenden, hänfig für den Sachverstän¬
digen äußerst komisch gestalteten Projecten -- dann pflegt der Staat die
neue Erfindung ängstlich zu hüten, und erst der nächste Krieg lüftet den
Schleier des Geheimnisses, stellt aber auch den wahren Werth der neuen Ein¬
richtung fest, mitunter sehr im Widerspruch mit den Resultaten der Friedens-



Quellen: 1) I^a min-ing militairs äg in. I?i-Apo"z, Rövus <Iss äsux monäss XVIIl.
2) Gaede, Torpedo und Minenboote. Berlin, Schlesier. 3) Schneider, der Krieg in Paraguay
4) Lubmiu'imo VÄl'tÄrs LiU'i'los, 5) IKs soutlivim v"r dz? IZ. ^. ?oIlA,rÄ.

zum Gebrauch solcher Auskunftsmittel nur ein Anzeichen sehen, daß die Assy-
rivlvgie über den Zusammenhang, in welchem die den Anstoß gebenden Namen
vorkommen, im Dunkeln tappt, ohne sich dieß einzugestehen. Ich tadle mit
einem Worte das nach den verschiedensten Seiten hin zu Tage tretende Ueber-
hasteu der Entzifferung und die sanguinische Art, mit der man sich über die
Schwierigkeiten derselben hinweghilft und durch apologetische Schönfärberei auch
Anderen darüber hinwegzuhelfen sucht. Schrader verdankt das Vertrauen,
welches in weiten Kreisen seinen assyriologischen Arbeiten entgegengebracht
worden ist, in erster Linie einem Rufe der Ehrlichkeit, welche die sicherste
Garantie gegen jede Art von Schwindel geben wird. Allein er besitzt eine
Eigenschaft, welche bei der Enträthselung einer unbekannten Sprache und
Schrift schlimmer ist als Schwindel: er ist Enthusiast. Noch heute bleibt —
daran hat auch das von ihm auf diesem Gebiete Geleistete mich nicht abzubringen
vermocht — der Assyriolvgie gegenüber das Mahnwort des alten Cato in
Kraft: <ÜKg.Iäavos rie eonsulito!"

Holt euch nicht Rathes bei den Assyriologen! Wir danken für das Buch,
das hiermit als mit seiner Moral und Quintessenz schließt, dem Verfasser auf¬
richtig, wir werden seine Mahnung in einem feinen Gedächtniß behalten, und
wir hoffen, unsere Leser werdeu Desgleichen thun. Sie werden sich gut da¬
bei stehen.




Mittheilungen user Torpedo und Panzerschiffe.*)

Wenn ans dem Gebiete der internationalen Industrie und ihrer Hülfs¬
wissenschaften Entdeckungen von tief einschneidender Wichtigkeit gemacht werden,
so eilen sie, auf den Flügeln des Dampfes über Land und Meer den Rund¬
gang über die Erde zu machen. Umgekehrt verhält es sich mit neuen Erfin¬
dungen auf dem Gebiete der Kriegswissenschast. Werden sie von dem Mitglied
eines einzelnen Staates gemacht — wir reden hier mir von wirklichen Er¬
findungen, nicht von den oft auftauchenden, hänfig für den Sachverstän¬
digen äußerst komisch gestalteten Projecten — dann pflegt der Staat die
neue Erfindung ängstlich zu hüten, und erst der nächste Krieg lüftet den
Schleier des Geheimnisses, stellt aber auch den wahren Werth der neuen Ein¬
richtung fest, mitunter sehr im Widerspruch mit den Resultaten der Friedens-



Quellen: 1) I^a min-ing militairs äg in. I?i-Apo«z, Rövus <Iss äsux monäss XVIIl.
2) Gaede, Torpedo und Minenboote. Berlin, Schlesier. 3) Schneider, der Krieg in Paraguay
4) Lubmiu'imo VÄl'tÄrs LiU'i'los, 5) IKs soutlivim v»r dz? IZ. ^. ?oIlA,rÄ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137319"/>
          <p xml:id="ID_525" prev="#ID_524"> zum Gebrauch solcher Auskunftsmittel nur ein Anzeichen sehen, daß die Assy-<lb/>
rivlvgie über den Zusammenhang, in welchem die den Anstoß gebenden Namen<lb/>
vorkommen, im Dunkeln tappt, ohne sich dieß einzugestehen. Ich tadle mit<lb/>
einem Worte das nach den verschiedensten Seiten hin zu Tage tretende Ueber-<lb/>
hasteu der Entzifferung und die sanguinische Art, mit der man sich über die<lb/>
Schwierigkeiten derselben hinweghilft und durch apologetische Schönfärberei auch<lb/>
Anderen darüber hinwegzuhelfen sucht. Schrader verdankt das Vertrauen,<lb/>
welches in weiten Kreisen seinen assyriologischen Arbeiten entgegengebracht<lb/>
worden ist, in erster Linie einem Rufe der Ehrlichkeit, welche die sicherste<lb/>
Garantie gegen jede Art von Schwindel geben wird. Allein er besitzt eine<lb/>
Eigenschaft, welche bei der Enträthselung einer unbekannten Sprache und<lb/>
Schrift schlimmer ist als Schwindel: er ist Enthusiast. Noch heute bleibt &#x2014;<lb/>
daran hat auch das von ihm auf diesem Gebiete Geleistete mich nicht abzubringen<lb/>
vermocht &#x2014; der Assyriolvgie gegenüber das Mahnwort des alten Cato in<lb/>
Kraft: &lt;ÜKg.Iäavos rie eonsulito!"</p><lb/>
          <p xml:id="ID_526"> Holt euch nicht Rathes bei den Assyriologen! Wir danken für das Buch,<lb/>
das hiermit als mit seiner Moral und Quintessenz schließt, dem Verfasser auf¬<lb/>
richtig, wir werden seine Mahnung in einem feinen Gedächtniß behalten, und<lb/>
wir hoffen, unsere Leser werdeu Desgleichen thun. Sie werden sich gut da¬<lb/>
bei stehen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Mittheilungen user Torpedo und Panzerschiffe.*)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_527" next="#ID_528"> Wenn ans dem Gebiete der internationalen Industrie und ihrer Hülfs¬<lb/>
wissenschaften Entdeckungen von tief einschneidender Wichtigkeit gemacht werden,<lb/>
so eilen sie, auf den Flügeln des Dampfes über Land und Meer den Rund¬<lb/>
gang über die Erde zu machen. Umgekehrt verhält es sich mit neuen Erfin¬<lb/>
dungen auf dem Gebiete der Kriegswissenschast. Werden sie von dem Mitglied<lb/>
eines einzelnen Staates gemacht &#x2014; wir reden hier mir von wirklichen Er¬<lb/>
findungen, nicht von den oft auftauchenden, hänfig für den Sachverstän¬<lb/>
digen äußerst komisch gestalteten Projecten &#x2014; dann pflegt der Staat die<lb/>
neue Erfindung ängstlich zu hüten, und erst der nächste Krieg lüftet den<lb/>
Schleier des Geheimnisses, stellt aber auch den wahren Werth der neuen Ein¬<lb/>
richtung fest, mitunter sehr im Widerspruch mit den Resultaten der Friedens-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_14" place="foot"> Quellen: 1) I^a min-ing militairs äg in. I?i-Apo«z, Rövus &lt;Iss äsux monäss XVIIl.<lb/>
2) Gaede, Torpedo und Minenboote. Berlin, Schlesier. 3) Schneider, der Krieg in Paraguay<lb/>
4) Lubmiu'imo VÄl'tÄrs   LiU'i'los,  5) IKs soutlivim v»r dz? IZ. ^. ?oIlA,rÄ.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0146] zum Gebrauch solcher Auskunftsmittel nur ein Anzeichen sehen, daß die Assy- rivlvgie über den Zusammenhang, in welchem die den Anstoß gebenden Namen vorkommen, im Dunkeln tappt, ohne sich dieß einzugestehen. Ich tadle mit einem Worte das nach den verschiedensten Seiten hin zu Tage tretende Ueber- hasteu der Entzifferung und die sanguinische Art, mit der man sich über die Schwierigkeiten derselben hinweghilft und durch apologetische Schönfärberei auch Anderen darüber hinwegzuhelfen sucht. Schrader verdankt das Vertrauen, welches in weiten Kreisen seinen assyriologischen Arbeiten entgegengebracht worden ist, in erster Linie einem Rufe der Ehrlichkeit, welche die sicherste Garantie gegen jede Art von Schwindel geben wird. Allein er besitzt eine Eigenschaft, welche bei der Enträthselung einer unbekannten Sprache und Schrift schlimmer ist als Schwindel: er ist Enthusiast. Noch heute bleibt — daran hat auch das von ihm auf diesem Gebiete Geleistete mich nicht abzubringen vermocht — der Assyriolvgie gegenüber das Mahnwort des alten Cato in Kraft: <ÜKg.Iäavos rie eonsulito!" Holt euch nicht Rathes bei den Assyriologen! Wir danken für das Buch, das hiermit als mit seiner Moral und Quintessenz schließt, dem Verfasser auf¬ richtig, wir werden seine Mahnung in einem feinen Gedächtniß behalten, und wir hoffen, unsere Leser werdeu Desgleichen thun. Sie werden sich gut da¬ bei stehen. Mittheilungen user Torpedo und Panzerschiffe.*) Wenn ans dem Gebiete der internationalen Industrie und ihrer Hülfs¬ wissenschaften Entdeckungen von tief einschneidender Wichtigkeit gemacht werden, so eilen sie, auf den Flügeln des Dampfes über Land und Meer den Rund¬ gang über die Erde zu machen. Umgekehrt verhält es sich mit neuen Erfin¬ dungen auf dem Gebiete der Kriegswissenschast. Werden sie von dem Mitglied eines einzelnen Staates gemacht — wir reden hier mir von wirklichen Er¬ findungen, nicht von den oft auftauchenden, hänfig für den Sachverstän¬ digen äußerst komisch gestalteten Projecten — dann pflegt der Staat die neue Erfindung ängstlich zu hüten, und erst der nächste Krieg lüftet den Schleier des Geheimnisses, stellt aber auch den wahren Werth der neuen Ein¬ richtung fest, mitunter sehr im Widerspruch mit den Resultaten der Friedens- Quellen: 1) I^a min-ing militairs äg in. I?i-Apo«z, Rövus <Iss äsux monäss XVIIl. 2) Gaede, Torpedo und Minenboote. Berlin, Schlesier. 3) Schneider, der Krieg in Paraguay 4) Lubmiu'imo VÄl'tÄrs LiU'i'los, 5) IKs soutlivim v»r dz? IZ. ^. ?oIlA,rÄ.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/146
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/146>, abgerufen am 23.07.2024.