Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.noch gar nicht; aber er tröstet sich: "I denk, sie bringen uns schon van am [Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] Die Schwarzen und die Liberalen, [Ende Spaltensatz]
Wieviel daß s trinken und daß s' zahlen. Dös wird ganz haarscharf außizählt, Wer mehra hat -- mit dem wird g'wählt.
In die lichteren Kreise Oberbaierns ist dagegen wohl der hübsche Wort¬
Diese Proben mögen genügen. Sie beweisen, daß nicht allemal ein Neue Auslagen von Bädeker's Handbüchern für Reisende: 1) Südbaiern, Tirol und Salzburg, Steiermark, Kärnten, Kram und Küstenland. 17. Aufl., 2) die Rheinlands, 19. Aufl.. 3) Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl. Ueber Natur, Inhalt, Werth dieser Reiseführer zu sprechen, ist über¬ noch gar nicht; aber er tröstet sich: „I denk, sie bringen uns schon van am [Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] Die Schwarzen und die Liberalen, [Ende Spaltensatz]
Wieviel daß s trinken und daß s' zahlen. Dös wird ganz haarscharf außizählt, Wer mehra hat — mit dem wird g'wählt.
In die lichteren Kreise Oberbaierns ist dagegen wohl der hübsche Wort¬
Diese Proben mögen genügen. Sie beweisen, daß nicht allemal ein Neue Auslagen von Bädeker's Handbüchern für Reisende: 1) Südbaiern, Tirol und Salzburg, Steiermark, Kärnten, Kram und Küstenland. 17. Aufl., 2) die Rheinlands, 19. Aufl.. 3) Süddeutschland und Oesterreich, 17. Aufl. Ueber Natur, Inhalt, Werth dieser Reiseführer zu sprechen, ist über¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136761"/> <p xml:id="ID_329" prev="#ID_328"> noch gar nicht; aber er tröstet sich: „I denk, sie bringen uns schon van am<lb/> Sunntag aus der Fruhmeß hoam." Hans endlich bleibt nicht ungerührt<lb/> bei dem Borwurf, daß er jetzt mit den Schwarzen gehe: „Wo niemand lesen<lb/> kann und Schreiben, da habn's am besten ihrer Treiben. So schaug Di<lb/> nu a weni una, bei Ent (Euch) san doch die mehrern Duenna." Aber<lb/> auch dafür hat Hans einen Trost: „Ja ja, dös glaub i selber bald, die<lb/> Dümmern san mir scho, aber die mehrern san mer do(es)." Auf solchen<lb/> Dörfern ist dann der Wirth neben dem Pfarrer die Ortsvorsehung. Bon<lb/> ganz besonderer Klugheit muß aber natürlich der Wirth sein, bei dem die<lb/> Schwarzen am Montag und die Liberalen am Sonntag kneipen und<lb/> beide ihn plagen bei den Wahlen: „Gek, bei uns wählst mit." Das plagt<lb/> ihn in der That ungeheuer. Endlich hat ers heraus:</p><lb/> <cb type="start"/> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_26" type="poem"> <l> Die Schwarzen und die Liberalen,<lb/> Wieviel daß s trinken und daß s' zahlen.<lb/> Dös wird ganz haarscharf außizählt,<lb/> Wer mehra hat — mit dem wird g'wählt.</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_27" type="poem"> <l> Dös nachstmal, wenn's jetzt wieder kemma,<lb/> Da will i mich in Obacht mesma<lb/> Und da wird's aufgeschrieb'n ganz all'rat,<lb/> Wieviel Maß Bier daß jeder hat,</l><lb/> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_330"> In die lichteren Kreise Oberbaierns ist dagegen wohl der hübsche Wort¬<lb/> streit zu verlegen, den verschiedene Arbeiter über „den Bismarch" halten.<lb/> Der Fuhrknecht meint, der Kanzler wäre ein guter Fuhrmann geworden.<lb/> Der Maurersepp hätte ihn am liebsten als Maurer gesehen, da er sein Meister¬<lb/> stück mit Niederreißen der „alten Hütten" bereits abgelegt „und hat uns<lb/> hing'stellt a schön's Haus." Der Zimmermann sagt: „der hat aa drumbaut<lb/> noch an Zaun, daß d' Spitzbub'n sich nit einitraun." Der Jägerhaus<lb/> meint: „A Jager hätt er werden sollen, weil er allweil an (den) Punkten<lb/> trifft. Der Hausknecht aber ruft:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_28" type="poem"> <l> Was besser ist — dös best i's g'wiß:<lb/> Daß er der Bismarch wor'n is.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_331"> Diese Proben mögen genügen. Sie beweisen, daß nicht allemal ein<lb/><note type="byline"> B.</note> politisch Lied ein garstig Lied ist. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Neue Auslagen von Bädeker's Handbüchern für Reisende:<lb/> 1) Südbaiern, Tirol und Salzburg, Steiermark, Kärnten, Kram und<lb/> Küstenland. 17. Aufl., 2) die Rheinlands, 19. Aufl.. 3) Süddeutschland und<lb/> Oesterreich, 17. Aufl.</head><lb/> <p xml:id="ID_332" next="#ID_333"> Ueber Natur, Inhalt, Werth dieser Reiseführer zu sprechen, ist über¬<lb/> flüssig, allerseits sind sie bekannt und geschätzt, und Jeder betrachtet es als<lb/> selbstverständlich, daß die neuen Auflagen sorgfältig durchgesehen und dem<lb/> Bedürfniß des Publikums angemessen verändert und ergänzt sind. Auch hier<lb/> ist nichts unterlassen, was geeignet war, die rothen Bücher auf der Höhe der<lb/> Zeit zu erhalten. Bei Ur. 1 sind die Pläne und special-Kärtchen nach dem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
noch gar nicht; aber er tröstet sich: „I denk, sie bringen uns schon van am
Sunntag aus der Fruhmeß hoam." Hans endlich bleibt nicht ungerührt
bei dem Borwurf, daß er jetzt mit den Schwarzen gehe: „Wo niemand lesen
kann und Schreiben, da habn's am besten ihrer Treiben. So schaug Di
nu a weni una, bei Ent (Euch) san doch die mehrern Duenna." Aber
auch dafür hat Hans einen Trost: „Ja ja, dös glaub i selber bald, die
Dümmern san mir scho, aber die mehrern san mer do(es)." Auf solchen
Dörfern ist dann der Wirth neben dem Pfarrer die Ortsvorsehung. Bon
ganz besonderer Klugheit muß aber natürlich der Wirth sein, bei dem die
Schwarzen am Montag und die Liberalen am Sonntag kneipen und
beide ihn plagen bei den Wahlen: „Gek, bei uns wählst mit." Das plagt
ihn in der That ungeheuer. Endlich hat ers heraus:
Die Schwarzen und die Liberalen,
Wieviel daß s trinken und daß s' zahlen.
Dös wird ganz haarscharf außizählt,
Wer mehra hat — mit dem wird g'wählt.
Dös nachstmal, wenn's jetzt wieder kemma,
Da will i mich in Obacht mesma
Und da wird's aufgeschrieb'n ganz all'rat,
Wieviel Maß Bier daß jeder hat,
In die lichteren Kreise Oberbaierns ist dagegen wohl der hübsche Wort¬
streit zu verlegen, den verschiedene Arbeiter über „den Bismarch" halten.
Der Fuhrknecht meint, der Kanzler wäre ein guter Fuhrmann geworden.
Der Maurersepp hätte ihn am liebsten als Maurer gesehen, da er sein Meister¬
stück mit Niederreißen der „alten Hütten" bereits abgelegt „und hat uns
hing'stellt a schön's Haus." Der Zimmermann sagt: „der hat aa drumbaut
noch an Zaun, daß d' Spitzbub'n sich nit einitraun." Der Jägerhaus
meint: „A Jager hätt er werden sollen, weil er allweil an (den) Punkten
trifft. Der Hausknecht aber ruft:
Was besser ist — dös best i's g'wiß:
Daß er der Bismarch wor'n is.
Diese Proben mögen genügen. Sie beweisen, daß nicht allemal ein
B. politisch Lied ein garstig Lied ist.
Neue Auslagen von Bädeker's Handbüchern für Reisende:
1) Südbaiern, Tirol und Salzburg, Steiermark, Kärnten, Kram und
Küstenland. 17. Aufl., 2) die Rheinlands, 19. Aufl.. 3) Süddeutschland und
Oesterreich, 17. Aufl.
Ueber Natur, Inhalt, Werth dieser Reiseführer zu sprechen, ist über¬
flüssig, allerseits sind sie bekannt und geschätzt, und Jeder betrachtet es als
selbstverständlich, daß die neuen Auflagen sorgfältig durchgesehen und dem
Bedürfniß des Publikums angemessen verändert und ergänzt sind. Auch hier
ist nichts unterlassen, was geeignet war, die rothen Bücher auf der Höhe der
Zeit zu erhalten. Bei Ur. 1 sind die Pläne und special-Kärtchen nach dem
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |