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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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im 1Ää>, dem Lat- Rom., bei den katholischen Dogmatikern, den Kirchenrechts¬
lehrern (auch bei Walter) so äußerst kläglich find, daß es keine Rechtfertigungen
sind, weil er sich nicht rechtfertigen läßt?

Das ist also bewiesen, daß ein katholischer Geistlicher, der sich verheirathet
nicht vom katholischen Glauben abfällt.




"IMische Heheimbünde.
1. Die Fenier und ihre Vorgänger.

Wir sprechen nichts Neues aus, wenn wir sagen, geheime politische Ge¬
sellschaften sind zwar in der Geschichte oft aufgetreten und haben dann eine
Zeit lang viel von sich reden gemacht, aber etwas Erhebliches vor sich gebracht,
etwas geschaffen, der Sache, der sie dienten oder dienen zu wollen vorgaben,
genützt oder geholfen haben sie niemals, vielmehr haben sie ihr in der Regel
geschadet.

Es geht ihnen hierin ungefähr wie ihren Verwandten, den Orden oder
Bünden, die sogenannte humanitäre Zwecke verfolgen, den Freimaurern, den
Oddfellows und ähnlichen guten Leutchen. Wie hier -- wo übrigens das
Geheimniß längst schon eine Lächerlichkeit ist, da Dutzende von zuverlässigen
Schriftstellern den Schleier zerrissen haben, der es der Welt verhüllen sollte --
wie hier, sagen wir, das Wesen der Sache in großen Worten und kleinen Thaten
besteht, so auch dort. Wie hier, so führt auch dort in der Person des Ministers der
Geist Mr. Pickwicks den Hammer. Wie hier, so spielt man auch dort mit Seifen¬
blasen, die dadurch nicht wichtiger und inhaltsreicher werden, daß zu dem
Vergnügen die Thüren verschlossen und von den Anwesenden die Gesichter in
feierliche Falten gelegt werden. Hier wie dort "Kunst" ohne Können, man
müßte denn bei den Humanitären Geheimbündlern ein paar Wohlthätigkeits¬
spenden das Jahr über und etliche schwere tiefe Tränke nach den Toasten der
Ordensfeste, bei den politischen einige Putsche, einige gelungene oder mi߬
glückte Mordthaten als Beweise von Können gelten lassen. Lockerten die
letzteren bei großer Verbreitung, wie z. B. die Carbonari in Italien, den
Boden und besäten sie ihn mit einigem guten Samen, so war eben so viel
Unkraut darunter. So aber dürfen wir behaupten, daß die Einen unter
unsern Mysten für die "Menschheitsveredelung", von der in den Logen ohne
Unterlaß gefaselt wird. die Andern für die Freiheit, die sie meinten und im-


im 1Ää>, dem Lat- Rom., bei den katholischen Dogmatikern, den Kirchenrechts¬
lehrern (auch bei Walter) so äußerst kläglich find, daß es keine Rechtfertigungen
sind, weil er sich nicht rechtfertigen läßt?

Das ist also bewiesen, daß ein katholischer Geistlicher, der sich verheirathet
nicht vom katholischen Glauben abfällt.




"IMische Heheimbünde.
1. Die Fenier und ihre Vorgänger.

Wir sprechen nichts Neues aus, wenn wir sagen, geheime politische Ge¬
sellschaften sind zwar in der Geschichte oft aufgetreten und haben dann eine
Zeit lang viel von sich reden gemacht, aber etwas Erhebliches vor sich gebracht,
etwas geschaffen, der Sache, der sie dienten oder dienen zu wollen vorgaben,
genützt oder geholfen haben sie niemals, vielmehr haben sie ihr in der Regel
geschadet.

Es geht ihnen hierin ungefähr wie ihren Verwandten, den Orden oder
Bünden, die sogenannte humanitäre Zwecke verfolgen, den Freimaurern, den
Oddfellows und ähnlichen guten Leutchen. Wie hier — wo übrigens das
Geheimniß längst schon eine Lächerlichkeit ist, da Dutzende von zuverlässigen
Schriftstellern den Schleier zerrissen haben, der es der Welt verhüllen sollte —
wie hier, sagen wir, das Wesen der Sache in großen Worten und kleinen Thaten
besteht, so auch dort. Wie hier, so führt auch dort in der Person des Ministers der
Geist Mr. Pickwicks den Hammer. Wie hier, so spielt man auch dort mit Seifen¬
blasen, die dadurch nicht wichtiger und inhaltsreicher werden, daß zu dem
Vergnügen die Thüren verschlossen und von den Anwesenden die Gesichter in
feierliche Falten gelegt werden. Hier wie dort „Kunst" ohne Können, man
müßte denn bei den Humanitären Geheimbündlern ein paar Wohlthätigkeits¬
spenden das Jahr über und etliche schwere tiefe Tränke nach den Toasten der
Ordensfeste, bei den politischen einige Putsche, einige gelungene oder mi߬
glückte Mordthaten als Beweise von Können gelten lassen. Lockerten die
letzteren bei großer Verbreitung, wie z. B. die Carbonari in Italien, den
Boden und besäten sie ihn mit einigem guten Samen, so war eben so viel
Unkraut darunter. So aber dürfen wir behaupten, daß die Einen unter
unsern Mysten für die „Menschheitsveredelung", von der in den Logen ohne
Unterlaß gefaselt wird. die Andern für die Freiheit, die sie meinten und im-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/420>, abgerufen am 22.07.2024.