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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Wir begrüßen dieses neue Unternehmen der Verlagshandlung Breitkopf
Härtel mit Freuden. Die Mendelssohn-Ausgabe wird der gesammten
musikalischen Welt hochwillkomner sein, und sich in ihrer unzweifelhaften
Authenticität, durch ihre solide und elegante Ausstattung, schließlich noch durch
den sehr billig gehaltenen Preis von 30 Markpfennigen für den Bogen groß
Musikformat allerorten den günstigsten Eingang verschaffen und überall Freunde
S. Jadassohn. erwerben,




Lin gemajzregelter "Ireußenseuchler.

Ich will Ihnen eine Geschichte aus Böhmen erzählen, die charakteristisch
für unsere Zustände ist, und nicht verfehlen wird in weiteren Kreisen Aufsehen
zu erregen.

Im Süden des Landes liegt an der Moldau das Städtchen Budweis.
eine deutsche Sprachinsel inmitten des tschechischen Gebietes, die sich, obwohl
in höchst ungünstigen Verhältnissen, tapfer gegen eine hereinbrechende Tschechi¬
strun g wehrte. Bis heute ist die Mehrheit der Bürger deutsch und manifestirt
dieses Deutschthum auch durch die Wahl eines verfassungsfreundlichen Candi-
daten. Aber Budweis ist ein sehr gefährdeter Außenposten unserer Nationalität
und birgt in seinen Mauern einen der schlimmsten, ausgesprochensten Feinde
derselben, den Bischof Valerian Jirsik. der ein tschechischer Heißsporn vom
reinsten Wasser ist und es ausgesprochen hat. daß Budweis wieder tschechisch
werden müsse. Die Leitung der geistlichen Bildungsanstalt in Budweis ist
von ihm durchweg Tschechen anvertraut worden, in deutsche Dörfer werden
tschechische Geistliche geschickt, welche oft nicht richtig deutsch sprechen; doch
das schadet nichts -- wenn sie nur tschechistren. Lange wird es nicht dauern
und die Budweiser Diözese ist ganz von tschechischen Geistlichen eingenommen,
die deutschen werden seltener und seltener. Dazu kommt, daß in der Nähe
die kolossalen Güter des Fürsten Schwarzenberg liegen, eines Haupttschechen
und Ultramontanen -- trotz seiner deutschen Abstammung; auch er läßt sich
die Vertretung des Tschechenthums eifrig angelegen sein und stellt fast nur
Tschechen in seinem großen Beamtenheere an. Gewiß, das Deutschthum in
Budweis und im südwestlichen Böhmen überhaupt ist gefährdet.

Daß ein strammer deutscher Mann von liberaler Gesinnung an einem


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strun g wehrte. Bis heute ist die Mehrheit der Bürger deutsch und manifestirt
dieses Deutschthum auch durch die Wahl eines verfassungsfreundlichen Candi-
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und birgt in seinen Mauern einen der schlimmsten, ausgesprochensten Feinde
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reinsten Wasser ist und es ausgesprochen hat. daß Budweis wieder tschechisch
werden müsse. Die Leitung der geistlichen Bildungsanstalt in Budweis ist
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tschechische Geistliche geschickt, welche oft nicht richtig deutsch sprechen; doch
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die deutschen werden seltener und seltener. Dazu kommt, daß in der Nähe
die kolossalen Güter des Fürsten Schwarzenberg liegen, eines Haupttschechen
und Ultramontanen — trotz seiner deutschen Abstammung; auch er läßt sich
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Tschechen in seinem großen Beamtenheere an. Gewiß, das Deutschthum in
Budweis und im südwestlichen Böhmen überhaupt ist gefährdet.

Daß ein strammer deutscher Mann von liberaler Gesinnung an einem


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[0031] Lieder eröffnen die Reihenfolge. Auf die einzelnen Lieferungen kann auch beliebig subscribirt werden. Wir begrüßen dieses neue Unternehmen der Verlagshandlung Breitkopf Härtel mit Freuden. Die Mendelssohn-Ausgabe wird der gesammten musikalischen Welt hochwillkomner sein, und sich in ihrer unzweifelhaften Authenticität, durch ihre solide und elegante Ausstattung, schließlich noch durch den sehr billig gehaltenen Preis von 30 Markpfennigen für den Bogen groß Musikformat allerorten den günstigsten Eingang verschaffen und überall Freunde S. Jadassohn. erwerben, Lin gemajzregelter "Ireußenseuchler. Ich will Ihnen eine Geschichte aus Böhmen erzählen, die charakteristisch für unsere Zustände ist, und nicht verfehlen wird in weiteren Kreisen Aufsehen zu erregen. Im Süden des Landes liegt an der Moldau das Städtchen Budweis. eine deutsche Sprachinsel inmitten des tschechischen Gebietes, die sich, obwohl in höchst ungünstigen Verhältnissen, tapfer gegen eine hereinbrechende Tschechi¬ strun g wehrte. Bis heute ist die Mehrheit der Bürger deutsch und manifestirt dieses Deutschthum auch durch die Wahl eines verfassungsfreundlichen Candi- daten. Aber Budweis ist ein sehr gefährdeter Außenposten unserer Nationalität und birgt in seinen Mauern einen der schlimmsten, ausgesprochensten Feinde derselben, den Bischof Valerian Jirsik. der ein tschechischer Heißsporn vom reinsten Wasser ist und es ausgesprochen hat. daß Budweis wieder tschechisch werden müsse. Die Leitung der geistlichen Bildungsanstalt in Budweis ist von ihm durchweg Tschechen anvertraut worden, in deutsche Dörfer werden tschechische Geistliche geschickt, welche oft nicht richtig deutsch sprechen; doch das schadet nichts — wenn sie nur tschechistren. Lange wird es nicht dauern und die Budweiser Diözese ist ganz von tschechischen Geistlichen eingenommen, die deutschen werden seltener und seltener. Dazu kommt, daß in der Nähe die kolossalen Güter des Fürsten Schwarzenberg liegen, eines Haupttschechen und Ultramontanen — trotz seiner deutschen Abstammung; auch er läßt sich die Vertretung des Tschechenthums eifrig angelegen sein und stellt fast nur Tschechen in seinem großen Beamtenheere an. Gewiß, das Deutschthum in Budweis und im südwestlichen Böhmen überhaupt ist gefährdet. Daß ein strammer deutscher Mann von liberaler Gesinnung an einem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/31>, abgerufen am 28.12.2024.