Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gestellt haben würde, was für die Nationalsache bisher geleistet und gewonnen
worden, aber das Gewitter ging, Dank dem mannhaften Einschreiten Azeg-
lio's beim König, am Haupte Cavour's und an Italien glücklich vorüber.
Ein wunderbar rasches Aufleben des sardinischen Wohlstandes begleitete die
volkswirthschaftlichen Reformen, durch welche Cavour seine Freiheitspolttik be¬
thätigte und ergänzte, und wenn die Geldbedürfnisse des Staats durch seine
Unternehmungen gesteigert wurden, so wuchs doch in einem noch günstigeren
Verhältnisse die Steuerkraft des Landes. --




Z)le MalertechniK und Aunstübung alter Meister.
(Die Lehrjungen. Die Sanctlucasbrüderschaften. Staatliche Regelungen.) Max Allihn.

Nun zu euch ihr schwerbeladener, vielgeplagten Märtyrer des Handwerks,
ihr Lehrbuben! Man könnte es g, priori construiren, daß der Meister
den Gesellen schilt und dieser Lehrjungen prügelt. Zufällig schreibt aber auch
Dürer von seiner Lehrzeit, daß er von den Gesellen viel zu leiden
gehabt habe. Wir erblicken in dieser Notiz weder eine Andeutung des be¬
sonderen Charakters Dürer's noch der besonderen Rohheit der Knechte Wol-
gemuts, am wenigsten vermuthen wir, daß sich dieser rohe Charakter in ihrem
Antheil an den Werken Wolgemuts wiederspiegelt, sondern wundern uns,
wenn man sich über solchen beinahe selbstverständlichen Pennalismus, wenn
ich die Worte auf die vorliegenden Verhältnisse übertragen darf, wundert. --
Die Lehrzeit währte drei Jahre, wurde aber, wo das Lehrgeld nicht bezahlt
werden konnte, auf vier bis fünf Jahre verlängert. Ich lasse zwei Breslauer
Lehrjungen-Contrakte folgen, welche weiter keiner Erläuterung bedürfen.

Nach gotis gehört U"e0e0"/riiij.

Servatius sal dinen meister Paul noter iij por, anezuheben of finde lo°
rencijtag, vnd iiij por sal der meister den Jungen cleyden vnd befahren am seyner
notdorst, vnd das virde por sal der meister dem jungen geben IIH gr. dy Woche,
so sal sich der selber cleyden und beschuen do vor Hot globe Paul Schindel der
Kalkschreiber.

Item ess sol dyenen Kaspar Kunrad mayster Vetter barfuscz dein ma-
ter V jar vnd facht an off Myser machten 15U4 vnd der inciyster sol dem jungen
geben alle jar am rock vnd 2 Hemd vnd sper bar Schund der syr ist byrg des jun¬
gen fater,


Grenzb.ten l. 1874, !8

gestellt haben würde, was für die Nationalsache bisher geleistet und gewonnen
worden, aber das Gewitter ging, Dank dem mannhaften Einschreiten Azeg-
lio's beim König, am Haupte Cavour's und an Italien glücklich vorüber.
Ein wunderbar rasches Aufleben des sardinischen Wohlstandes begleitete die
volkswirthschaftlichen Reformen, durch welche Cavour seine Freiheitspolttik be¬
thätigte und ergänzte, und wenn die Geldbedürfnisse des Staats durch seine
Unternehmungen gesteigert wurden, so wuchs doch in einem noch günstigeren
Verhältnisse die Steuerkraft des Landes. —




Z)le MalertechniK und Aunstübung alter Meister.
(Die Lehrjungen. Die Sanctlucasbrüderschaften. Staatliche Regelungen.) Max Allihn.

Nun zu euch ihr schwerbeladener, vielgeplagten Märtyrer des Handwerks,
ihr Lehrbuben! Man könnte es g, priori construiren, daß der Meister
den Gesellen schilt und dieser Lehrjungen prügelt. Zufällig schreibt aber auch
Dürer von seiner Lehrzeit, daß er von den Gesellen viel zu leiden
gehabt habe. Wir erblicken in dieser Notiz weder eine Andeutung des be¬
sonderen Charakters Dürer's noch der besonderen Rohheit der Knechte Wol-
gemuts, am wenigsten vermuthen wir, daß sich dieser rohe Charakter in ihrem
Antheil an den Werken Wolgemuts wiederspiegelt, sondern wundern uns,
wenn man sich über solchen beinahe selbstverständlichen Pennalismus, wenn
ich die Worte auf die vorliegenden Verhältnisse übertragen darf, wundert. —
Die Lehrzeit währte drei Jahre, wurde aber, wo das Lehrgeld nicht bezahlt
werden konnte, auf vier bis fünf Jahre verlängert. Ich lasse zwei Breslauer
Lehrjungen-Contrakte folgen, welche weiter keiner Erläuterung bedürfen.

Nach gotis gehört U«e0e0«/riiij.

Servatius sal dinen meister Paul noter iij por, anezuheben of finde lo°
rencijtag, vnd iiij por sal der meister den Jungen cleyden vnd befahren am seyner
notdorst, vnd das virde por sal der meister dem jungen geben IIH gr. dy Woche,
so sal sich der selber cleyden und beschuen do vor Hot globe Paul Schindel der
Kalkschreiber.

Item ess sol dyenen Kaspar Kunrad mayster Vetter barfuscz dein ma-
ter V jar vnd facht an off Myser machten 15U4 vnd der inciyster sol dem jungen
geben alle jar am rock vnd 2 Hemd vnd sper bar Schund der syr ist byrg des jun¬
gen fater,


Grenzb.ten l. 1874, !8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130787"/>
          <p xml:id="ID_415" prev="#ID_414"> gestellt haben würde, was für die Nationalsache bisher geleistet und gewonnen<lb/>
worden, aber das Gewitter ging, Dank dem mannhaften Einschreiten Azeg-<lb/>
lio's beim König, am Haupte Cavour's und an Italien glücklich vorüber.<lb/>
Ein wunderbar rasches Aufleben des sardinischen Wohlstandes begleitete die<lb/>
volkswirthschaftlichen Reformen, durch welche Cavour seine Freiheitspolttik be¬<lb/>
thätigte und ergänzte, und wenn die Geldbedürfnisse des Staats durch seine<lb/>
Unternehmungen gesteigert wurden, so wuchs doch in einem noch günstigeren<lb/>
Verhältnisse die Steuerkraft des Landes. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Z)le MalertechniK und Aunstübung alter Meister.<lb/><note type="argument"> (Die Lehrjungen.  Die Sanctlucasbrüderschaften.  Staatliche Regelungen.)</note><note type="byline"> Max Allihn.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_416"> Nun zu euch ihr schwerbeladener, vielgeplagten Märtyrer des Handwerks,<lb/>
ihr Lehrbuben! Man könnte es g, priori construiren, daß der Meister<lb/>
den Gesellen schilt und dieser Lehrjungen prügelt. Zufällig schreibt aber auch<lb/>
Dürer von seiner Lehrzeit, daß er von den Gesellen viel zu leiden<lb/>
gehabt habe. Wir erblicken in dieser Notiz weder eine Andeutung des be¬<lb/>
sonderen Charakters Dürer's noch der besonderen Rohheit der Knechte Wol-<lb/>
gemuts, am wenigsten vermuthen wir, daß sich dieser rohe Charakter in ihrem<lb/>
Antheil an den Werken Wolgemuts wiederspiegelt, sondern wundern uns,<lb/>
wenn man sich über solchen beinahe selbstverständlichen Pennalismus, wenn<lb/>
ich die Worte auf die vorliegenden Verhältnisse übertragen darf, wundert. &#x2014;<lb/>
Die Lehrzeit währte drei Jahre, wurde aber, wo das Lehrgeld nicht bezahlt<lb/>
werden konnte, auf vier bis fünf Jahre verlängert. Ich lasse zwei Breslauer<lb/>
Lehrjungen-Contrakte folgen, welche weiter keiner Erläuterung bedürfen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_417"> Nach gotis gehört U«e0e0«/riiij.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_418"> Servatius sal dinen meister Paul noter iij por, anezuheben of finde lo°<lb/>
rencijtag, vnd iiij por sal der meister den Jungen cleyden vnd befahren am seyner<lb/>
notdorst, vnd das virde por sal der meister dem jungen geben IIH gr. dy Woche,<lb/>
so sal sich der selber cleyden und beschuen do vor Hot globe Paul Schindel der<lb/>
Kalkschreiber.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_419"> Item ess sol dyenen Kaspar Kunrad mayster Vetter barfuscz dein ma-<lb/>
ter V jar vnd facht an off Myser machten 15U4 vnd der inciyster sol dem jungen<lb/>
geben alle jar am rock vnd 2 Hemd vnd sper bar Schund der syr ist byrg des jun¬<lb/>
gen fater,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzb.ten l. 1874, !8</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0143] gestellt haben würde, was für die Nationalsache bisher geleistet und gewonnen worden, aber das Gewitter ging, Dank dem mannhaften Einschreiten Azeg- lio's beim König, am Haupte Cavour's und an Italien glücklich vorüber. Ein wunderbar rasches Aufleben des sardinischen Wohlstandes begleitete die volkswirthschaftlichen Reformen, durch welche Cavour seine Freiheitspolttik be¬ thätigte und ergänzte, und wenn die Geldbedürfnisse des Staats durch seine Unternehmungen gesteigert wurden, so wuchs doch in einem noch günstigeren Verhältnisse die Steuerkraft des Landes. — Z)le MalertechniK und Aunstübung alter Meister. (Die Lehrjungen. Die Sanctlucasbrüderschaften. Staatliche Regelungen.) Max Allihn. Nun zu euch ihr schwerbeladener, vielgeplagten Märtyrer des Handwerks, ihr Lehrbuben! Man könnte es g, priori construiren, daß der Meister den Gesellen schilt und dieser Lehrjungen prügelt. Zufällig schreibt aber auch Dürer von seiner Lehrzeit, daß er von den Gesellen viel zu leiden gehabt habe. Wir erblicken in dieser Notiz weder eine Andeutung des be¬ sonderen Charakters Dürer's noch der besonderen Rohheit der Knechte Wol- gemuts, am wenigsten vermuthen wir, daß sich dieser rohe Charakter in ihrem Antheil an den Werken Wolgemuts wiederspiegelt, sondern wundern uns, wenn man sich über solchen beinahe selbstverständlichen Pennalismus, wenn ich die Worte auf die vorliegenden Verhältnisse übertragen darf, wundert. — Die Lehrzeit währte drei Jahre, wurde aber, wo das Lehrgeld nicht bezahlt werden konnte, auf vier bis fünf Jahre verlängert. Ich lasse zwei Breslauer Lehrjungen-Contrakte folgen, welche weiter keiner Erläuterung bedürfen. Nach gotis gehört U«e0e0«/riiij. Servatius sal dinen meister Paul noter iij por, anezuheben of finde lo° rencijtag, vnd iiij por sal der meister den Jungen cleyden vnd befahren am seyner notdorst, vnd das virde por sal der meister dem jungen geben IIH gr. dy Woche, so sal sich der selber cleyden und beschuen do vor Hot globe Paul Schindel der Kalkschreiber. Item ess sol dyenen Kaspar Kunrad mayster Vetter barfuscz dein ma- ter V jar vnd facht an off Myser machten 15U4 vnd der inciyster sol dem jungen geben alle jar am rock vnd 2 Hemd vnd sper bar Schund der syr ist byrg des jun¬ gen fater, Grenzb.ten l. 1874, !8

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/143
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/143>, abgerufen am 24.12.2024.