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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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er war in einer anderen Welt jung gewesen. Aber eine politische Partei,
die allen Forderungen der Gegenwart gegenüber nur die Vorurtheile einer
überlebten Zeit einzuhalten weiß, thut gut auf den wohllautenden Namen
der deutschen Fortschrittspartei und den Anspruch, daß ihr irgend ein Theil
-- on -- der Zukunft gehöre, zu verzichten.




Myers deutsches Jahrbuch von Mas Wirth.

Zweiter Jahrgang. Hildburghausen. Verlag des Bibliographischen In¬
stitutes. 1873. -- Der bekannte Volkswirth und Statistiker Max Wirth,
der langjährige Redacteur des "Arbeitgeber" in Frankfurt, dann Director
des Eidg. Statist. Bureau, jetzt Redacteur der "Schlessischen Presse" in Bres-
lau gibt zum zweiten Male in dem vorliegenden Werke unter Mitwirkung
einer Anzahl der namhaftesten Gelehrten ein Buch heraus, weiches auf allen
Gebieten der menschlichen Thätigkeit der Gegenwart (hier zunächst im Jahre
1872) die Fortschritte und Errungenschaften menschlichen Strebens und Wis¬
sens in übersichtlicher und gediegener Behandlung zur Anschauung bringt,
und deßhalb unsererseits von dem Wunsche begleitet wird, daß die Betheili¬
gung und Gunst der deutschen Leser ihm noch recht viele Jahre hindurch das
Wiedererscheinen sichern möge.

Am besten orientirt über die Anordnung und den reichen Inhalt des
Werkes eine kurze Aufzählung der Stoffgrup'pen und der wesentlichsten Ab¬
handlungen in diesen letzteren unter Beifügung der Verfasser. Die guten Na¬
men der letzteren mögen dem Leser dafür bürgen, daß es sich um weit mehr
handelt, als um aphoristische Andeutungen oder leblose Zusammenstellungen
von Namen und Thaten, die sich auf den einzelnen Gegenstand beziehen.
Große Sachkenntniß wird sich allerdings stets durch große Klarheit und
Kürze auszeichnen, und kurz müssen die einzelnen Abhandlungen sein, die in
einem Band (von 57 Bogen, der nur 2^ Thlr. kostet.) Alles
zusammentragen, was das allgemeine Kulturleben der Völker im Jahre
1872 nennenswerthes hervorgebracht hat. Aber große Sachkenntniß
ist auch stets von innerer Wärme und freudigem Leben getragen,
und das kommt dem vorliegenden Buche zu gute, in höherem Grade als
dieß bei rein encyklopädischen Werken mit ihrem noch knapperen Raum meist
der Fall ist. Von Mitarbeitern wie Max Wirth, Richard Andree, Prof. von
der Goltz, F. Pecht u. A. braucht man nicht erst zu versichern, daß sie nicht
nur sehr lehrreich, sondern auch sehr fesselnd schreiben!

In die politische Umschau über das Jahr 1872, mit welcher das
Werk beginnt, haben sich der Herausgeber, R. Andree und I. Febr getheilt.
Hierbei werden auch über die fernsten Länder interessante Aufschlüsse gegeben.
Hieran schließt sich in der Rubrik Geographie eine Uebersicht der Reisen
und Entdeckungen, von Richard Andree, und statistische Uebersichten über die
Einnahmen, Ausgaben und Schulden aller Länder der Erde. Dr. E. Bezold be¬
handelt so dann Kircheund Schule, das protestantische und katholische Kirchen¬
wesen; der Abschnitt schließtmit einer Statistik des Unterrichtswesens im deutschen
Reich. Die bildenden Künste schildert F. Pecht; über Musik schreibt Franz


er war in einer anderen Welt jung gewesen. Aber eine politische Partei,
die allen Forderungen der Gegenwart gegenüber nur die Vorurtheile einer
überlebten Zeit einzuhalten weiß, thut gut auf den wohllautenden Namen
der deutschen Fortschrittspartei und den Anspruch, daß ihr irgend ein Theil
— on — der Zukunft gehöre, zu verzichten.




Myers deutsches Jahrbuch von Mas Wirth.

Zweiter Jahrgang. Hildburghausen. Verlag des Bibliographischen In¬
stitutes. 1873. — Der bekannte Volkswirth und Statistiker Max Wirth,
der langjährige Redacteur des „Arbeitgeber" in Frankfurt, dann Director
des Eidg. Statist. Bureau, jetzt Redacteur der „Schlessischen Presse" in Bres-
lau gibt zum zweiten Male in dem vorliegenden Werke unter Mitwirkung
einer Anzahl der namhaftesten Gelehrten ein Buch heraus, weiches auf allen
Gebieten der menschlichen Thätigkeit der Gegenwart (hier zunächst im Jahre
1872) die Fortschritte und Errungenschaften menschlichen Strebens und Wis¬
sens in übersichtlicher und gediegener Behandlung zur Anschauung bringt,
und deßhalb unsererseits von dem Wunsche begleitet wird, daß die Betheili¬
gung und Gunst der deutschen Leser ihm noch recht viele Jahre hindurch das
Wiedererscheinen sichern möge.

Am besten orientirt über die Anordnung und den reichen Inhalt des
Werkes eine kurze Aufzählung der Stoffgrup'pen und der wesentlichsten Ab¬
handlungen in diesen letzteren unter Beifügung der Verfasser. Die guten Na¬
men der letzteren mögen dem Leser dafür bürgen, daß es sich um weit mehr
handelt, als um aphoristische Andeutungen oder leblose Zusammenstellungen
von Namen und Thaten, die sich auf den einzelnen Gegenstand beziehen.
Große Sachkenntniß wird sich allerdings stets durch große Klarheit und
Kürze auszeichnen, und kurz müssen die einzelnen Abhandlungen sein, die in
einem Band (von 57 Bogen, der nur 2^ Thlr. kostet.) Alles
zusammentragen, was das allgemeine Kulturleben der Völker im Jahre
1872 nennenswerthes hervorgebracht hat. Aber große Sachkenntniß
ist auch stets von innerer Wärme und freudigem Leben getragen,
und das kommt dem vorliegenden Buche zu gute, in höherem Grade als
dieß bei rein encyklopädischen Werken mit ihrem noch knapperen Raum meist
der Fall ist. Von Mitarbeitern wie Max Wirth, Richard Andree, Prof. von
der Goltz, F. Pecht u. A. braucht man nicht erst zu versichern, daß sie nicht
nur sehr lehrreich, sondern auch sehr fesselnd schreiben!

In die politische Umschau über das Jahr 1872, mit welcher das
Werk beginnt, haben sich der Herausgeber, R. Andree und I. Febr getheilt.
Hierbei werden auch über die fernsten Länder interessante Aufschlüsse gegeben.
Hieran schließt sich in der Rubrik Geographie eine Uebersicht der Reisen
und Entdeckungen, von Richard Andree, und statistische Uebersichten über die
Einnahmen, Ausgaben und Schulden aller Länder der Erde. Dr. E. Bezold be¬
handelt so dann Kircheund Schule, das protestantische und katholische Kirchen¬
wesen; der Abschnitt schließtmit einer Statistik des Unterrichtswesens im deutschen
Reich. Die bildenden Künste schildert F. Pecht; über Musik schreibt Franz


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/527>, abgerufen am 05.02.2025.