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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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schiedenen Legirungen bestehen, der Durchschnitts-Feingehalt sämmtlicher Theile
angegeben werden müsse.

Ein dahin gehendes Gutachten hat im Juni d. I. die Handels- und
Gewerbekammer in Zittau abgegeben.




Berichte von der Wiener Weltausstellung.
i.

Als ich in den letzten Tagen des Juni hierher reisete, dabei verschiedene
deutsche Bahnen befuhr, welche einen Theil der großen Weltstraße nach
Wien bilden, auch die großen Eil-Dampfschiffe auf der Donau benutzte --
nebenbei gesagt gehört eine Fahrt aus der Donau von Passau nach Wien
zu den schönsten Partien, welche man in Deutschland machen kann, bietet
in rein landschaftlicher Beziehung mehr als eine Fahrt auf dem
Rhein -- fiel mir überall die sehr geringe Personen-Frequenz auf. Dieselbe
scheint sogar geringer zu sein, als in früheren Jahren zur gleichen Zeit, da
doch kein in solchem Maße anziehendes Reiseziel, wie Wien es jetzt ohne
Zweifel ist, vorhanden war. Auch in Wien selbst machte ich dieselbe, mir
auch von Bewohnern Wiens bestätigte Bemerkung.

Von der gefürchteten Wohnungsnoth in Wien ist keine Spur. Fast
in allen Hotels, findet man Zimmer zur Genüge und daß auch Privatwoh¬
nungen in Menge vorhanden sind, beweisen die vielen an den Hausthüren
angeschlagenen Zettel mit Wohnungs-Anerbietungen. Ich selbst fand sogleich
bei meinem ersten Ausgang, ohne weit zu suchen, in dem günstigst gelegenen
Theile der Stadt, nämlich in der Praterstraße, eine sehr hübsche Privatwoh-
nung zu durchaus mäßigem Preise.

Aber die Theuerung herrscht noch trotz der in den Zeitungen weit ge¬
rühmten Billigkeit. Droschkenkutscher, Gastwirthe und Kellner sind -- wie
Wohl in allen größeren Städten -- stets nach Kräften bemüht, dem Fremden
möglichst viel Geld abzunehmen. Man darf sich nicht wundern, wenn man
für eine kleine Tasse schwarzen Kaffe 2S Kreuzer (3 Sgr.), für eine kleine
Portion Eis 60 Kreuzer (10 Sgr.), für ein schlechtes Beefsteak einen Gulden
Und mehr bezahlen muß. Unter 70-80 Kreuzer (13--15 Sgr.) dürfte kaum
irgend eine Portion Braten zu haben sein. Die kleinste Summe, welche
überhaupt gefordert wird, sind 10 Kreuzer (ungefähr 2 Sgr.). Freilich gibt
es auch Orte, an welchen man billiger und doch gut speisen kann. Aber es
ist für den Fremden natürlich sehr schwer, diese Restaurationen herauszu¬
finden und meist rentirt es sich, der weiten, nur mittels Wagen zu über¬
wältigenden Wege und des Zeitverlustes wegen, nicht sie aufzusuchen.


schiedenen Legirungen bestehen, der Durchschnitts-Feingehalt sämmtlicher Theile
angegeben werden müsse.

Ein dahin gehendes Gutachten hat im Juni d. I. die Handels- und
Gewerbekammer in Zittau abgegeben.




Berichte von der Wiener Weltausstellung.
i.

Als ich in den letzten Tagen des Juni hierher reisete, dabei verschiedene
deutsche Bahnen befuhr, welche einen Theil der großen Weltstraße nach
Wien bilden, auch die großen Eil-Dampfschiffe auf der Donau benutzte —
nebenbei gesagt gehört eine Fahrt aus der Donau von Passau nach Wien
zu den schönsten Partien, welche man in Deutschland machen kann, bietet
in rein landschaftlicher Beziehung mehr als eine Fahrt auf dem
Rhein — fiel mir überall die sehr geringe Personen-Frequenz auf. Dieselbe
scheint sogar geringer zu sein, als in früheren Jahren zur gleichen Zeit, da
doch kein in solchem Maße anziehendes Reiseziel, wie Wien es jetzt ohne
Zweifel ist, vorhanden war. Auch in Wien selbst machte ich dieselbe, mir
auch von Bewohnern Wiens bestätigte Bemerkung.

Von der gefürchteten Wohnungsnoth in Wien ist keine Spur. Fast
in allen Hotels, findet man Zimmer zur Genüge und daß auch Privatwoh¬
nungen in Menge vorhanden sind, beweisen die vielen an den Hausthüren
angeschlagenen Zettel mit Wohnungs-Anerbietungen. Ich selbst fand sogleich
bei meinem ersten Ausgang, ohne weit zu suchen, in dem günstigst gelegenen
Theile der Stadt, nämlich in der Praterstraße, eine sehr hübsche Privatwoh-
nung zu durchaus mäßigem Preise.

Aber die Theuerung herrscht noch trotz der in den Zeitungen weit ge¬
rühmten Billigkeit. Droschkenkutscher, Gastwirthe und Kellner sind — wie
Wohl in allen größeren Städten — stets nach Kräften bemüht, dem Fremden
möglichst viel Geld abzunehmen. Man darf sich nicht wundern, wenn man
für eine kleine Tasse schwarzen Kaffe 2S Kreuzer (3 Sgr.), für eine kleine
Portion Eis 60 Kreuzer (10 Sgr.), für ein schlechtes Beefsteak einen Gulden
Und mehr bezahlen muß. Unter 70-80 Kreuzer (13—15 Sgr.) dürfte kaum
irgend eine Portion Braten zu haben sein. Die kleinste Summe, welche
überhaupt gefordert wird, sind 10 Kreuzer (ungefähr 2 Sgr.). Freilich gibt
es auch Orte, an welchen man billiger und doch gut speisen kann. Aber es
ist für den Fremden natürlich sehr schwer, diese Restaurationen herauszu¬
finden und meist rentirt es sich, der weiten, nur mittels Wagen zu über¬
wältigenden Wege und des Zeitverlustes wegen, nicht sie aufzusuchen.


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[0359] schiedenen Legirungen bestehen, der Durchschnitts-Feingehalt sämmtlicher Theile angegeben werden müsse. Ein dahin gehendes Gutachten hat im Juni d. I. die Handels- und Gewerbekammer in Zittau abgegeben. Berichte von der Wiener Weltausstellung. i. Als ich in den letzten Tagen des Juni hierher reisete, dabei verschiedene deutsche Bahnen befuhr, welche einen Theil der großen Weltstraße nach Wien bilden, auch die großen Eil-Dampfschiffe auf der Donau benutzte — nebenbei gesagt gehört eine Fahrt aus der Donau von Passau nach Wien zu den schönsten Partien, welche man in Deutschland machen kann, bietet in rein landschaftlicher Beziehung mehr als eine Fahrt auf dem Rhein — fiel mir überall die sehr geringe Personen-Frequenz auf. Dieselbe scheint sogar geringer zu sein, als in früheren Jahren zur gleichen Zeit, da doch kein in solchem Maße anziehendes Reiseziel, wie Wien es jetzt ohne Zweifel ist, vorhanden war. Auch in Wien selbst machte ich dieselbe, mir auch von Bewohnern Wiens bestätigte Bemerkung. Von der gefürchteten Wohnungsnoth in Wien ist keine Spur. Fast in allen Hotels, findet man Zimmer zur Genüge und daß auch Privatwoh¬ nungen in Menge vorhanden sind, beweisen die vielen an den Hausthüren angeschlagenen Zettel mit Wohnungs-Anerbietungen. Ich selbst fand sogleich bei meinem ersten Ausgang, ohne weit zu suchen, in dem günstigst gelegenen Theile der Stadt, nämlich in der Praterstraße, eine sehr hübsche Privatwoh- nung zu durchaus mäßigem Preise. Aber die Theuerung herrscht noch trotz der in den Zeitungen weit ge¬ rühmten Billigkeit. Droschkenkutscher, Gastwirthe und Kellner sind — wie Wohl in allen größeren Städten — stets nach Kräften bemüht, dem Fremden möglichst viel Geld abzunehmen. Man darf sich nicht wundern, wenn man für eine kleine Tasse schwarzen Kaffe 2S Kreuzer (3 Sgr.), für eine kleine Portion Eis 60 Kreuzer (10 Sgr.), für ein schlechtes Beefsteak einen Gulden Und mehr bezahlen muß. Unter 70-80 Kreuzer (13—15 Sgr.) dürfte kaum irgend eine Portion Braten zu haben sein. Die kleinste Summe, welche überhaupt gefordert wird, sind 10 Kreuzer (ungefähr 2 Sgr.). Freilich gibt es auch Orte, an welchen man billiger und doch gut speisen kann. Aber es ist für den Fremden natürlich sehr schwer, diese Restaurationen herauszu¬ finden und meist rentirt es sich, der weiten, nur mittels Wagen zu über¬ wältigenden Wege und des Zeitverlustes wegen, nicht sie aufzusuchen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/359>, abgerufen am 05.02.2025.