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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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drücklich die Freyheit zugestehn, nur das Bedeutendste herauszuheben und das
übrige bey Seite zu lassen.

Nun haben Sie die Güte nach gepflogener Ueberlegung mir zu er¬
öffnen:

' ^ 1) Ob Sie überhaupt Lust zu dieser Art Arbeit haben.

2) Zu welchen Sylbmaßen Sie rathen würden, ob man die antiken, ly¬
rischen oder die modernen nehmen sollte.

3) Ob Sie in Absicht auf Zeit etwas bestimmtes angeben könnten und
dann folgt noch eine Hauptfrage.

4) In wie fern so etwas zu unternehmen wäre, daß Sie doch nicht
ganz ohne Bortheil sich einer solchen Arbeit unterzogen. Es ist freilich schwer
vorauszusehen, wie ein Stück dieser "Art" auf dem deutschen Theater*) greifen
und etwa allgemeiner verlangt werden könnte. Indessen scheint jetzt an meh¬
reren Orten das Bedürfniß der rythmischen Tragödie zu erwachen und durch
musikalische Hülfe sollte man glauben ihr noch mehr Eingang zu ver¬
schaffen.

Verzeihen Sie, wenn ich, der beliebten Kürze willen die Sache ein bißchen
die ästhetischen physischen und ökonomischen Considerationen zusammenge¬
drängt habe.

Leben Sie recht wohl und lassen bald von sich hören.


2) Zu Goethe -- Knebels Briefwechsel.

In Goethe und Knebels Briefwechsel. Leipzig, Brockhaus,
Seite 17 ist nach "gilt" folgender Passus nach dem Orig. ausgelassen:

Wie wollen Sie's denn künftig mit meiner Pension einrichten, daß ich
sie hier zu gewissen Zeiten ziehen und darnach meine Maßregel in Ansehung
der Ausgaben zu meinem Studio nehmen kann. -- Seyn Sie versichert, ich
werde Ihnen als ein ehrlicher Mann immer so viel Arbeit dagegen liefern,
daß Sie gewiß nicht zu kurz dabey kommen sollen. Das erste Jahr konnt ich
nicht sogleich wie ich wolte, bis manu Rom kennen lernt, alle Gallerten,
Willen, Monumenten :e. bis man sich zum Arbeiten eingericht, eine Werckstelle
gesunden (wie ich denn bis dato noch keine eigene habe und immer noch zu
Gast arbeiten muß, das im Grunde sehr verdrüßlich ist,) alles das nimmt
Zeit hinweg und dann wird auch die erste Arbeit nicht gleich so, daß manu
sie einem brafen Mann zuschicken mag. Auf künftiges Frühjahr hoff ich werden
Sie mit mir zufrieden seyn.

Nach den Worten "einrichten wollen":

Der Winter bricht jetzt heran, da verdoppeln sich viele Ausgaben, ich



*) In Weimar wurde das Stück zum ersten Male am 31. Januar 1801, nicht wie Goe?
bete im Grundriß sagt am 3. März aufgeführt. (S. 833.)

drücklich die Freyheit zugestehn, nur das Bedeutendste herauszuheben und das
übrige bey Seite zu lassen.

Nun haben Sie die Güte nach gepflogener Ueberlegung mir zu er¬
öffnen:

' ^ 1) Ob Sie überhaupt Lust zu dieser Art Arbeit haben.

2) Zu welchen Sylbmaßen Sie rathen würden, ob man die antiken, ly¬
rischen oder die modernen nehmen sollte.

3) Ob Sie in Absicht auf Zeit etwas bestimmtes angeben könnten und
dann folgt noch eine Hauptfrage.

4) In wie fern so etwas zu unternehmen wäre, daß Sie doch nicht
ganz ohne Bortheil sich einer solchen Arbeit unterzogen. Es ist freilich schwer
vorauszusehen, wie ein Stück dieser „Art" auf dem deutschen Theater*) greifen
und etwa allgemeiner verlangt werden könnte. Indessen scheint jetzt an meh¬
reren Orten das Bedürfniß der rythmischen Tragödie zu erwachen und durch
musikalische Hülfe sollte man glauben ihr noch mehr Eingang zu ver¬
schaffen.

Verzeihen Sie, wenn ich, der beliebten Kürze willen die Sache ein bißchen
die ästhetischen physischen und ökonomischen Considerationen zusammenge¬
drängt habe.

Leben Sie recht wohl und lassen bald von sich hören.


2) Zu Goethe — Knebels Briefwechsel.

In Goethe und Knebels Briefwechsel. Leipzig, Brockhaus,
Seite 17 ist nach „gilt" folgender Passus nach dem Orig. ausgelassen:

Wie wollen Sie's denn künftig mit meiner Pension einrichten, daß ich
sie hier zu gewissen Zeiten ziehen und darnach meine Maßregel in Ansehung
der Ausgaben zu meinem Studio nehmen kann. — Seyn Sie versichert, ich
werde Ihnen als ein ehrlicher Mann immer so viel Arbeit dagegen liefern,
daß Sie gewiß nicht zu kurz dabey kommen sollen. Das erste Jahr konnt ich
nicht sogleich wie ich wolte, bis manu Rom kennen lernt, alle Gallerten,
Willen, Monumenten :e. bis man sich zum Arbeiten eingericht, eine Werckstelle
gesunden (wie ich denn bis dato noch keine eigene habe und immer noch zu
Gast arbeiten muß, das im Grunde sehr verdrüßlich ist,) alles das nimmt
Zeit hinweg und dann wird auch die erste Arbeit nicht gleich so, daß manu
sie einem brafen Mann zuschicken mag. Auf künftiges Frühjahr hoff ich werden
Sie mit mir zufrieden seyn.

Nach den Worten „einrichten wollen":

Der Winter bricht jetzt heran, da verdoppeln sich viele Ausgaben, ich



*) In Weimar wurde das Stück zum ersten Male am 31. Januar 1801, nicht wie Goe?
bete im Grundriß sagt am 3. März aufgeführt. (S. 833.)
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[0303] drücklich die Freyheit zugestehn, nur das Bedeutendste herauszuheben und das übrige bey Seite zu lassen. Nun haben Sie die Güte nach gepflogener Ueberlegung mir zu er¬ öffnen: ' ^ 1) Ob Sie überhaupt Lust zu dieser Art Arbeit haben. 2) Zu welchen Sylbmaßen Sie rathen würden, ob man die antiken, ly¬ rischen oder die modernen nehmen sollte. 3) Ob Sie in Absicht auf Zeit etwas bestimmtes angeben könnten und dann folgt noch eine Hauptfrage. 4) In wie fern so etwas zu unternehmen wäre, daß Sie doch nicht ganz ohne Bortheil sich einer solchen Arbeit unterzogen. Es ist freilich schwer vorauszusehen, wie ein Stück dieser „Art" auf dem deutschen Theater*) greifen und etwa allgemeiner verlangt werden könnte. Indessen scheint jetzt an meh¬ reren Orten das Bedürfniß der rythmischen Tragödie zu erwachen und durch musikalische Hülfe sollte man glauben ihr noch mehr Eingang zu ver¬ schaffen. Verzeihen Sie, wenn ich, der beliebten Kürze willen die Sache ein bißchen die ästhetischen physischen und ökonomischen Considerationen zusammenge¬ drängt habe. Leben Sie recht wohl und lassen bald von sich hören. 2) Zu Goethe — Knebels Briefwechsel. In Goethe und Knebels Briefwechsel. Leipzig, Brockhaus, Seite 17 ist nach „gilt" folgender Passus nach dem Orig. ausgelassen: Wie wollen Sie's denn künftig mit meiner Pension einrichten, daß ich sie hier zu gewissen Zeiten ziehen und darnach meine Maßregel in Ansehung der Ausgaben zu meinem Studio nehmen kann. — Seyn Sie versichert, ich werde Ihnen als ein ehrlicher Mann immer so viel Arbeit dagegen liefern, daß Sie gewiß nicht zu kurz dabey kommen sollen. Das erste Jahr konnt ich nicht sogleich wie ich wolte, bis manu Rom kennen lernt, alle Gallerten, Willen, Monumenten :e. bis man sich zum Arbeiten eingericht, eine Werckstelle gesunden (wie ich denn bis dato noch keine eigene habe und immer noch zu Gast arbeiten muß, das im Grunde sehr verdrüßlich ist,) alles das nimmt Zeit hinweg und dann wird auch die erste Arbeit nicht gleich so, daß manu sie einem brafen Mann zuschicken mag. Auf künftiges Frühjahr hoff ich werden Sie mit mir zufrieden seyn. Nach den Worten „einrichten wollen": Der Winter bricht jetzt heran, da verdoppeln sich viele Ausgaben, ich *) In Weimar wurde das Stück zum ersten Male am 31. Januar 1801, nicht wie Goe? bete im Grundriß sagt am 3. März aufgeführt. (S. 833.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/303>, abgerufen am 05.02.2025.