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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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ernste Betrachtungen in die Mitte und so wird die Stimmung des zweyten
Acts vorbereitet. Ich supponire, daß Cuphänie., von einer guten Sängerin
vorgestellt wird, die als Chorführerin angesehen werden kann.


Nach dem zweiten Act.

Euphanie bleibt im größten Schmerz zurück. Syrakusanische Jünglinge
und Jungfrauen treten zu ihr. Klage der Mädchen über Amenaidens Un¬
fall, Borwürfe der Männer wegen des Verraths. Euphanie ermahnt nach¬
sichtig und gerecht zu seyn. (Vielleicht ließ sich hier ein Solo, womit die
Jtaliäner in ihren ernsten Opern so große Wirkung thun anbringen*)). Der
Gesang schließt milde um das heitere und gefühlvolle Kommen Tancredens.
vorzubereiten.


Nach dem dritten Act.

Sehr bewegte Scene. Chor der Ritter mit leidenschaftlichen Aeußerungen
über den fremden, unbekannten, über Amenaidens Schicksal u. f. w. Chor
der Mädchen tritt ein, mit Hoffnungen, daß das Glück durch bey Unbekannten
für Amenaiden siegen werde. Die Ritter gehen ab, dem Streit zuzusehen.
Leidenschaftliche Hoffnungen der Jungfrauen. Die Jünglinge kommen, ver¬
kündigen den Sieg Tancredens. Kriegerische Musik, aber ernst und trau¬
rig den Anfang des vierten Acts und die ganze Stimmung desselben vor¬
bereitend.


Nach dem vierten Act.

Die Musik deutete, indeß changirt**) wird, auf die verworrene Gewalt
der Schlacht, ginge in einen mächtigen Triumphgesang über, der aber doch
das tragische ängstliche und trauervolle mit anschlagen müßte.***)


Den Schluß

würde ich mit einem kurzen Trauerchor machen****), deßhalb die-Poesie sehr
lakonisch halten oder wenn ich sie ausführlicher schriebe, dem Componisten aus-






Diese Parenthese strich Goethe.
") Er hatte den Passus: "Werd ich wahrscheinlich die Scene chcmgiren und mich dem
Schlachtfeld nähern, durchstrichen.
Hier durchstrich Goethe den Passus: "wie nun der Marseiller Marsch ein eminentes
Beispiel giebt. Nun war."
"-"I An dieser Stelle corrigirte Goethe sehr viel und strich mehr, als dem Sinne nach ge¬
strichen werden durste. Jedenfalls sollte nach ,,machen" stehen bleiben- "die Wiederholung
dessen, was im fünften Act angedeutet ist". Der übrige durchstrichene Passus bezieht sich auf
die Dauer der Musik und lautete ursprünglich: Nun Ware aber das Hauptbcdenkcn, daß der
Musik kein großer Zeitraum zugestände" werden könnte. Die Symphonie, die 4 Zwischenakte
und das Schlußchor sollte" nicht viel über eine Stunde dauern, doch läßt sich in einer Stunde
viel Musik machen. Ich würde deßhalb u. s. w. Auch die eigenhändige Coircctur: "Man
könnte etwa aus Symphonie, 4 Zwischenacte und den Schlußchor eine Stunde rechnen" strich
er wieder, und es ist daher absolut kein Sinn in diese Stelle zu. bringen, wenn " dir. Text nicht
so hergestellt wird, wie wir es versucht hab.er.. , , , . "... ",,.,,.

ernste Betrachtungen in die Mitte und so wird die Stimmung des zweyten
Acts vorbereitet. Ich supponire, daß Cuphänie., von einer guten Sängerin
vorgestellt wird, die als Chorführerin angesehen werden kann.


Nach dem zweiten Act.

Euphanie bleibt im größten Schmerz zurück. Syrakusanische Jünglinge
und Jungfrauen treten zu ihr. Klage der Mädchen über Amenaidens Un¬
fall, Borwürfe der Männer wegen des Verraths. Euphanie ermahnt nach¬
sichtig und gerecht zu seyn. (Vielleicht ließ sich hier ein Solo, womit die
Jtaliäner in ihren ernsten Opern so große Wirkung thun anbringen*)). Der
Gesang schließt milde um das heitere und gefühlvolle Kommen Tancredens.
vorzubereiten.


Nach dem dritten Act.

Sehr bewegte Scene. Chor der Ritter mit leidenschaftlichen Aeußerungen
über den fremden, unbekannten, über Amenaidens Schicksal u. f. w. Chor
der Mädchen tritt ein, mit Hoffnungen, daß das Glück durch bey Unbekannten
für Amenaiden siegen werde. Die Ritter gehen ab, dem Streit zuzusehen.
Leidenschaftliche Hoffnungen der Jungfrauen. Die Jünglinge kommen, ver¬
kündigen den Sieg Tancredens. Kriegerische Musik, aber ernst und trau¬
rig den Anfang des vierten Acts und die ganze Stimmung desselben vor¬
bereitend.


Nach dem vierten Act.

Die Musik deutete, indeß changirt**) wird, auf die verworrene Gewalt
der Schlacht, ginge in einen mächtigen Triumphgesang über, der aber doch
das tragische ängstliche und trauervolle mit anschlagen müßte.***)


Den Schluß

würde ich mit einem kurzen Trauerchor machen****), deßhalb die-Poesie sehr
lakonisch halten oder wenn ich sie ausführlicher schriebe, dem Componisten aus-






Diese Parenthese strich Goethe.
") Er hatte den Passus: „Werd ich wahrscheinlich die Scene chcmgiren und mich dem
Schlachtfeld nähern, durchstrichen.
Hier durchstrich Goethe den Passus: „wie nun der Marseiller Marsch ein eminentes
Beispiel giebt. Nun war."
"-"I An dieser Stelle corrigirte Goethe sehr viel und strich mehr, als dem Sinne nach ge¬
strichen werden durste. Jedenfalls sollte nach ,,machen" stehen bleiben- „die Wiederholung
dessen, was im fünften Act angedeutet ist". Der übrige durchstrichene Passus bezieht sich auf
die Dauer der Musik und lautete ursprünglich: Nun Ware aber das Hauptbcdenkcn, daß der
Musik kein großer Zeitraum zugestände» werden könnte. Die Symphonie, die 4 Zwischenakte
und das Schlußchor sollte» nicht viel über eine Stunde dauern, doch läßt sich in einer Stunde
viel Musik machen. Ich würde deßhalb u. s. w. Auch die eigenhändige Coircctur: „Man
könnte etwa aus Symphonie, 4 Zwischenacte und den Schlußchor eine Stunde rechnen" strich
er wieder, und es ist daher absolut kein Sinn in diese Stelle zu. bringen, wenn « dir. Text nicht
so hergestellt wird, wie wir es versucht hab.er.. , , , . «... „,,.,,.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/302>, abgerufen am 05.02.2025.