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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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und es ist die Meinung laut geworden, der Zweck könne nur die Aufregung
religiöser Leidenschaft bei der katholischen Bevölkerung sein.

Wie dem sei: diese wiederholten Anträge und die vielseitige eingehende
Durchsprechung der Materien des interkonfessionellen Rechts, d. h. des Rechtes,
welches, nach der Natur des Staates überhaupt und insonderheit des preußi¬
schen Staates sowie des deutschen Reiches, die Religionsgesellschaften in ihrem
Verhältniß zum Staat beanspruchen dürfen, ist von hohem Werth. Lange
Zeit war diese Materie unbeachtet geblieben und daher vielfachen Verdun¬
kelungen unterlegen, welche zu großen praktischen Schäden geführt haben, die
nun endlich geheilt werden müssen, nachdem sie zu Gefahren für die deutsche
Nation und den deutschen Staat, sowohl als Reich wie als Einzelstaat, heran¬
gewachsen sind,


0 --r.


Weihnachtsbücherschau.

Eine reiche und sehr empfehlenswerthe Sammlung von Kinder- und
Jugendschriften ist aus dem Verlage von Carl Flemming in Glogau
hervorgegangen. Sie umfaßt alle Bedürfnisse des Kindes- und Jugendalters.
Bilderbücher für das erste Kindesalter mit kurzen Sprüchen oder Verschen
oder kurzen lebensvollen Geschichten, die sich Lessing's Vorschrift wohlweislich
zu Herzen nehmen, ihre Moral in sich selbst vorzutragen, nicht ungenießbar
und dem Kinde unverständlich anzuhängen. Dahin rechnen wir "Hellmund
und Helläuglein" von Heinrich Jade, ein Büchlein mit recht freund¬
lichen Zeichnungen von Leopold Venus, und einer kräftigen heiteren Lebens¬
philosophie in dem gereimten Text. Dann Kindergeschichten von Friede
Amerlan mit sehr fein colorirten Bildern von L. Mühlig. ein Buch das
seine Stoffe für die Kleinen mit großem Glück von draußen wie von daheim,
aus Wald und Feld, Stadt und Land zusammengetragen und recht gesund,
spannend und belehrend behandelt hat. Dann nennen wir mit denselben
Vorzügen zwei Werkchen für Kinder in den ersten Schuljahren, die anfangen
mit Verständniß zu lesen, für "das reifere Kindesalter", wie es auf dem Titel
des einen derselben, "Vier d eutsche Mark ein" von Marie Hansteen, heißt,
und Schwalben, Erzählungen, Sagen, Skizzen und Märchen von E. Ebeling
und B. FithSs. Auch hier wieder trefflich colorirte Bilder von L. Venus und
R. Leineweber. Für die reifere Jugend beiderlei Geschlechts liegen aus dem
Flemming'schen Verlage Neuheiten vor: Straßburg, v, E. Ebeling. zwei


und es ist die Meinung laut geworden, der Zweck könne nur die Aufregung
religiöser Leidenschaft bei der katholischen Bevölkerung sein.

Wie dem sei: diese wiederholten Anträge und die vielseitige eingehende
Durchsprechung der Materien des interkonfessionellen Rechts, d. h. des Rechtes,
welches, nach der Natur des Staates überhaupt und insonderheit des preußi¬
schen Staates sowie des deutschen Reiches, die Religionsgesellschaften in ihrem
Verhältniß zum Staat beanspruchen dürfen, ist von hohem Werth. Lange
Zeit war diese Materie unbeachtet geblieben und daher vielfachen Verdun¬
kelungen unterlegen, welche zu großen praktischen Schäden geführt haben, die
nun endlich geheilt werden müssen, nachdem sie zu Gefahren für die deutsche
Nation und den deutschen Staat, sowohl als Reich wie als Einzelstaat, heran¬
gewachsen sind,


0 —r.


Weihnachtsbücherschau.

Eine reiche und sehr empfehlenswerthe Sammlung von Kinder- und
Jugendschriften ist aus dem Verlage von Carl Flemming in Glogau
hervorgegangen. Sie umfaßt alle Bedürfnisse des Kindes- und Jugendalters.
Bilderbücher für das erste Kindesalter mit kurzen Sprüchen oder Verschen
oder kurzen lebensvollen Geschichten, die sich Lessing's Vorschrift wohlweislich
zu Herzen nehmen, ihre Moral in sich selbst vorzutragen, nicht ungenießbar
und dem Kinde unverständlich anzuhängen. Dahin rechnen wir „Hellmund
und Helläuglein" von Heinrich Jade, ein Büchlein mit recht freund¬
lichen Zeichnungen von Leopold Venus, und einer kräftigen heiteren Lebens¬
philosophie in dem gereimten Text. Dann Kindergeschichten von Friede
Amerlan mit sehr fein colorirten Bildern von L. Mühlig. ein Buch das
seine Stoffe für die Kleinen mit großem Glück von draußen wie von daheim,
aus Wald und Feld, Stadt und Land zusammengetragen und recht gesund,
spannend und belehrend behandelt hat. Dann nennen wir mit denselben
Vorzügen zwei Werkchen für Kinder in den ersten Schuljahren, die anfangen
mit Verständniß zu lesen, für „das reifere Kindesalter", wie es auf dem Titel
des einen derselben, „Vier d eutsche Mark ein" von Marie Hansteen, heißt,
und Schwalben, Erzählungen, Sagen, Skizzen und Märchen von E. Ebeling
und B. FithSs. Auch hier wieder trefflich colorirte Bilder von L. Venus und
R. Leineweber. Für die reifere Jugend beiderlei Geschlechts liegen aus dem
Flemming'schen Verlage Neuheiten vor: Straßburg, v, E. Ebeling. zwei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/446>, abgerufen am 03.07.2024.