Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Anfertigung von täglich fast zwei Millionen Hülsen und vollen zwei Millionen Daß neben so überaus tüchtigen Leistungen auch namhafte Zeit, Geld¬ Die Darstellung Freyeinets von den Leistungen seines Departements <Lin Irief des Hrafen Montalemöert an Dössinger. Großes Aufsehen hat jüngst die Aeußerung des Grafen Montalembert Wenn wir heute den nachstehenden Brief Montalemberts an Döllinger*) ') Den wir der Freundlichkeit des Herrn Reichstagsavgeordneten Dr. Blum zu Heidelberg
verdanken. Anfertigung von täglich fast zwei Millionen Hülsen und vollen zwei Millionen Daß neben so überaus tüchtigen Leistungen auch namhafte Zeit, Geld¬ Die Darstellung Freyeinets von den Leistungen seines Departements <Lin Irief des Hrafen Montalemöert an Dössinger. Großes Aufsehen hat jüngst die Aeußerung des Grafen Montalembert Wenn wir heute den nachstehenden Brief Montalemberts an Döllinger*) ') Den wir der Freundlichkeit des Herrn Reichstagsavgeordneten Dr. Blum zu Heidelberg
verdanken. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128229"/> <p xml:id="ID_1001" prev="#ID_1000"> Anfertigung von täglich fast zwei Millionen Hülsen und vollen zwei Millionen<lb/> Zündhütchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1002"> Daß neben so überaus tüchtigen Leistungen auch namhafte Zeit, Geld¬<lb/> mittel und Menschenkräfte mit Organisation des „Tirailleurkriegs der Land¬<lb/> leute" und äußerst detaillirten Vorschriften über die Erzeugung der berühmten<lb/> „Oede" oder Wildniß bei Annäherung des Feindes verzettelt wurden, das<lb/> liegt nun einmal im unabänderlichen französischen Nationalcharakter. Sehr<lb/> weise aber vermied die Delegation in Tours die fixe Idee des General Trochu,<lb/> „die offenen aber verbarrikadirten und mit Schießscharten versehenen Städte"<lb/> zu vertheidigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1003"> Die Darstellung Freyeinets von den Leistungen seines Departements<lb/> schließt mit einer Schilderung der Organisation und Entwickelung der Aus¬<lb/> bildungslager, welche freilich nur bis zum 10. December zutreffend sein<lb/> mochte, denn an diesem Tage erging der Befehl Gambettas: „die Schaaren<lb/> der Mobilisirten, in welchem Zustande sie sich auch befinden<lb/> mochten, in die Lager zu schicken". So führte die fliegende Hast, welche<lb/> alle Schritte des Dictators nothwendig beherrschte, auch die letzte Hoffnung<lb/> Frankreichs ins Verderben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> <Lin Irief des Hrafen Montalemöert an Dössinger.</head><lb/> <p xml:id="ID_1004"> Großes Aufsehen hat jüngst die Aeußerung des Grafen Montalembert<lb/> über die römischen Jesuiten erregt. Dieses Zeugniß ist um so vernichtender<lb/> für die heiligen Männer, gegen welche es abgegeben wurde, als die streng<lb/> katholische Gesinnung des Grafen außer allem Zweifel steht, und außerdem<lb/> seine entrüstete Lossagung von dem römischen Jesuitismus so zu sagen An¬<lb/> gesichts des Todes erfolgt ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1005" next="#ID_1006"> Wenn wir heute den nachstehenden Brief Montalemberts an Döllinger*)<lb/> mit Erlaubniß des Adressaten abdrucken, so sind wir uns bewußt, weit weniger<lb/> Pikantes zu bieten, als jenes Bekenntniß Montalemberts über die Jesuiten<lb/> enthielt. Aber des Interessanten bietet der Brief zweifellos die Fülle. Ein<lb/> sehr reger Verkehr Montalemberts mit Döllinger, lebhafte Theilnahme für<lb/> die deutschen Verhältnisse, eifrige Befürwortung der internationalen Verbindung<lb/> der katholischen Interessen und Literatur, das Alles geht aus diesen wenigen</p><lb/> <note xml:id="FID_64" place="foot"> ') Den wir der Freundlichkeit des Herrn Reichstagsavgeordneten Dr. Blum zu Heidelberg<lb/> verdanken.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
Anfertigung von täglich fast zwei Millionen Hülsen und vollen zwei Millionen
Zündhütchen.
Daß neben so überaus tüchtigen Leistungen auch namhafte Zeit, Geld¬
mittel und Menschenkräfte mit Organisation des „Tirailleurkriegs der Land¬
leute" und äußerst detaillirten Vorschriften über die Erzeugung der berühmten
„Oede" oder Wildniß bei Annäherung des Feindes verzettelt wurden, das
liegt nun einmal im unabänderlichen französischen Nationalcharakter. Sehr
weise aber vermied die Delegation in Tours die fixe Idee des General Trochu,
„die offenen aber verbarrikadirten und mit Schießscharten versehenen Städte"
zu vertheidigen.
Die Darstellung Freyeinets von den Leistungen seines Departements
schließt mit einer Schilderung der Organisation und Entwickelung der Aus¬
bildungslager, welche freilich nur bis zum 10. December zutreffend sein
mochte, denn an diesem Tage erging der Befehl Gambettas: „die Schaaren
der Mobilisirten, in welchem Zustande sie sich auch befinden
mochten, in die Lager zu schicken". So führte die fliegende Hast, welche
alle Schritte des Dictators nothwendig beherrschte, auch die letzte Hoffnung
Frankreichs ins Verderben.
<Lin Irief des Hrafen Montalemöert an Dössinger.
Großes Aufsehen hat jüngst die Aeußerung des Grafen Montalembert
über die römischen Jesuiten erregt. Dieses Zeugniß ist um so vernichtender
für die heiligen Männer, gegen welche es abgegeben wurde, als die streng
katholische Gesinnung des Grafen außer allem Zweifel steht, und außerdem
seine entrüstete Lossagung von dem römischen Jesuitismus so zu sagen An¬
gesichts des Todes erfolgt ist.
Wenn wir heute den nachstehenden Brief Montalemberts an Döllinger*)
mit Erlaubniß des Adressaten abdrucken, so sind wir uns bewußt, weit weniger
Pikantes zu bieten, als jenes Bekenntniß Montalemberts über die Jesuiten
enthielt. Aber des Interessanten bietet der Brief zweifellos die Fülle. Ein
sehr reger Verkehr Montalemberts mit Döllinger, lebhafte Theilnahme für
die deutschen Verhältnisse, eifrige Befürwortung der internationalen Verbindung
der katholischen Interessen und Literatur, das Alles geht aus diesen wenigen
') Den wir der Freundlichkeit des Herrn Reichstagsavgeordneten Dr. Blum zu Heidelberg
verdanken.
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