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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Kleine Besprechungen.

Das vaticanische Concil. Eine kurzgefaßte Darlegung der Veran¬
lassungen, des Verlaufs und der Folgen dieser Kirchenversammlung von G.
Th. Reinheit (Bautzen, Eduard Rühl 1872.). -- Die vorliegende Schrift
ist entstanden aus Vorträgen, welche der Verfasser vor einem großen Kreise
von Zuhörern gehalten hat. Der Wunsch der Zuhörer, sie gedruckt zusehen,
ist dem ganzen deutschen Publicum zu Gute gekommen. Reichelts Darstellung
ist weniger originell, aber mit Geschmack, Fleiß und Gründlichkeit und in
recht lesbarer Form hat sie die besten Bullen und Schriften über das Un¬
fehlbarkeitsconcil ausgewählt und vorgetragen.

Auch die geschickte Reproduction, neben dem selbstständigen Schaffen hat
ihre Verdienste; zumal im vorliegenden Falle, wo die ganz außergewöhnliche
Wichtigkeit der durch das Concil hervorgerufenen Folgen jedes deutschen
Mannes Anschauungen und Empfindungen aufs tiefste berührt, und dennoch
alle einschlagenden Verhältnisse, die geheimen Motive und Thatsachen, welche
die Proclamirung der Unfehlbarkeit herbeiführten, wie ihre kirchen- und
staatsrechtliche Würdigung sehr schwierig authentisch festzustellen, weil von
der mächtigsten Partei der katholischen Kirche absichtlich versteckt, verdun¬
kelt und entstellt worden sind. Um so besser ist es, daß der Verfasser dieser
für alle gebildeten Deutschen bestimmten und der allgemeinsten Verbreitung
würdigen Schrift seine Leser an durchaus sachverständiger Hand durch die geheimen
Gänge und Wandlungen des Vaticanischen Concils führt. Hierbei folgt er
Autoritäten wie den Römischen Briefen des Quirinus, dem Tagebuch Fried¬
richs, den beiden Gutachten Döllingers aus dem Jahr 1870, der Geschichte
des Vaticanischen Concils vom Lord Acton, während die Folgen des Dogmas
von der Unfehlbarkeit mehr nach den Schriften von Hinschius, Heinrich Heppe,
Carl Hase, Döllingers Erklärung an den Erzbischof von München u. s. w.
dargelegt sind. Sämmtliche Quellen sind, wie gesagt, auch formell sehr fließend
und lesbar verarbeitet.




Der Krieg in den Provinzen während der Belagerung von Paris
1870--1871. Geschichtliche Darstellung von Carl von Frey einet. Autori-
sirte Uebersetzung nach der 7. Auflage des französischen Originals. Zweite
unveränderte Auflage. Breslau, Max Mälzers Hofbuchhandlung, 1872. --
Bisher hat der überreiche politische Stoff uns, wie viele der deutschen Tages¬
blätter gehindert, dieses verdienstvolle Werk des ehemaligen Delegirten Gam-
bettas in Tours und Bordeaux eingehend zu würdigen, und auch heute
können wir nur die vorläufige Aufmerksamkeit unsrer Leser auf dasselbe lenken,


Kleine Besprechungen.

Das vaticanische Concil. Eine kurzgefaßte Darlegung der Veran¬
lassungen, des Verlaufs und der Folgen dieser Kirchenversammlung von G.
Th. Reinheit (Bautzen, Eduard Rühl 1872.). — Die vorliegende Schrift
ist entstanden aus Vorträgen, welche der Verfasser vor einem großen Kreise
von Zuhörern gehalten hat. Der Wunsch der Zuhörer, sie gedruckt zusehen,
ist dem ganzen deutschen Publicum zu Gute gekommen. Reichelts Darstellung
ist weniger originell, aber mit Geschmack, Fleiß und Gründlichkeit und in
recht lesbarer Form hat sie die besten Bullen und Schriften über das Un¬
fehlbarkeitsconcil ausgewählt und vorgetragen.

Auch die geschickte Reproduction, neben dem selbstständigen Schaffen hat
ihre Verdienste; zumal im vorliegenden Falle, wo die ganz außergewöhnliche
Wichtigkeit der durch das Concil hervorgerufenen Folgen jedes deutschen
Mannes Anschauungen und Empfindungen aufs tiefste berührt, und dennoch
alle einschlagenden Verhältnisse, die geheimen Motive und Thatsachen, welche
die Proclamirung der Unfehlbarkeit herbeiführten, wie ihre kirchen- und
staatsrechtliche Würdigung sehr schwierig authentisch festzustellen, weil von
der mächtigsten Partei der katholischen Kirche absichtlich versteckt, verdun¬
kelt und entstellt worden sind. Um so besser ist es, daß der Verfasser dieser
für alle gebildeten Deutschen bestimmten und der allgemeinsten Verbreitung
würdigen Schrift seine Leser an durchaus sachverständiger Hand durch die geheimen
Gänge und Wandlungen des Vaticanischen Concils führt. Hierbei folgt er
Autoritäten wie den Römischen Briefen des Quirinus, dem Tagebuch Fried¬
richs, den beiden Gutachten Döllingers aus dem Jahr 1870, der Geschichte
des Vaticanischen Concils vom Lord Acton, während die Folgen des Dogmas
von der Unfehlbarkeit mehr nach den Schriften von Hinschius, Heinrich Heppe,
Carl Hase, Döllingers Erklärung an den Erzbischof von München u. s. w.
dargelegt sind. Sämmtliche Quellen sind, wie gesagt, auch formell sehr fließend
und lesbar verarbeitet.




Der Krieg in den Provinzen während der Belagerung von Paris
1870—1871. Geschichtliche Darstellung von Carl von Frey einet. Autori-
sirte Uebersetzung nach der 7. Auflage des französischen Originals. Zweite
unveränderte Auflage. Breslau, Max Mälzers Hofbuchhandlung, 1872. —
Bisher hat der überreiche politische Stoff uns, wie viele der deutschen Tages¬
blätter gehindert, dieses verdienstvolle Werk des ehemaligen Delegirten Gam-
bettas in Tours und Bordeaux eingehend zu würdigen, und auch heute
können wir nur die vorläufige Aufmerksamkeit unsrer Leser auf dasselbe lenken,


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[0279] Kleine Besprechungen. Das vaticanische Concil. Eine kurzgefaßte Darlegung der Veran¬ lassungen, des Verlaufs und der Folgen dieser Kirchenversammlung von G. Th. Reinheit (Bautzen, Eduard Rühl 1872.). — Die vorliegende Schrift ist entstanden aus Vorträgen, welche der Verfasser vor einem großen Kreise von Zuhörern gehalten hat. Der Wunsch der Zuhörer, sie gedruckt zusehen, ist dem ganzen deutschen Publicum zu Gute gekommen. Reichelts Darstellung ist weniger originell, aber mit Geschmack, Fleiß und Gründlichkeit und in recht lesbarer Form hat sie die besten Bullen und Schriften über das Un¬ fehlbarkeitsconcil ausgewählt und vorgetragen. Auch die geschickte Reproduction, neben dem selbstständigen Schaffen hat ihre Verdienste; zumal im vorliegenden Falle, wo die ganz außergewöhnliche Wichtigkeit der durch das Concil hervorgerufenen Folgen jedes deutschen Mannes Anschauungen und Empfindungen aufs tiefste berührt, und dennoch alle einschlagenden Verhältnisse, die geheimen Motive und Thatsachen, welche die Proclamirung der Unfehlbarkeit herbeiführten, wie ihre kirchen- und staatsrechtliche Würdigung sehr schwierig authentisch festzustellen, weil von der mächtigsten Partei der katholischen Kirche absichtlich versteckt, verdun¬ kelt und entstellt worden sind. Um so besser ist es, daß der Verfasser dieser für alle gebildeten Deutschen bestimmten und der allgemeinsten Verbreitung würdigen Schrift seine Leser an durchaus sachverständiger Hand durch die geheimen Gänge und Wandlungen des Vaticanischen Concils führt. Hierbei folgt er Autoritäten wie den Römischen Briefen des Quirinus, dem Tagebuch Fried¬ richs, den beiden Gutachten Döllingers aus dem Jahr 1870, der Geschichte des Vaticanischen Concils vom Lord Acton, während die Folgen des Dogmas von der Unfehlbarkeit mehr nach den Schriften von Hinschius, Heinrich Heppe, Carl Hase, Döllingers Erklärung an den Erzbischof von München u. s. w. dargelegt sind. Sämmtliche Quellen sind, wie gesagt, auch formell sehr fließend und lesbar verarbeitet. Der Krieg in den Provinzen während der Belagerung von Paris 1870—1871. Geschichtliche Darstellung von Carl von Frey einet. Autori- sirte Uebersetzung nach der 7. Auflage des französischen Originals. Zweite unveränderte Auflage. Breslau, Max Mälzers Hofbuchhandlung, 1872. — Bisher hat der überreiche politische Stoff uns, wie viele der deutschen Tages¬ blätter gehindert, dieses verdienstvolle Werk des ehemaligen Delegirten Gam- bettas in Tours und Bordeaux eingehend zu würdigen, und auch heute können wir nur die vorläufige Aufmerksamkeit unsrer Leser auf dasselbe lenken,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/279>, abgerufen am 21.12.2024.