Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Halt und Gelegenheit zu einem ausreichenden Erwerbe zu verschaffen ist, eine
Aufgabe, welcher wir uns mit vollem Eifer zuwenden sollen, indem wir das
Volk über die hohe Bedeutung jener Aufgabe belehren und uns für die
Gründung oder Unterstützung solcher Vereine verwenden, welche diese Aufgabe
zu lösen bestrebt sind. Hierher gehören die "Schutzvereine für entlassene Sträf¬
linge," die "Rettungsvereine für jugendliche Verbrecher" in Deutschland, die
"LocMös xour le Mrongge ach ^'euues libörvs et üetenus" in Frankreich
und ähnliche Vereine, welche unter verschiedenen Namen in verschiedenen Ländern
so segensreich wirken. Auf die Organisation solcher Vereine hier näher einzu¬
gehen darf ich wohl unterlassen, nur auf zwei Erfordernisse möchte ich aufmerk¬
sam machen, welche, wie ich glaube, nicht die gebührende Würdigung finden.
Das eine Erforderniß besteht darin, daß, außer den Beziehungen, in welche der
Verein zu dem einzelnen Entlassener tritt, ein einzelnes Vereinsmitglied sich
insbesondere dieser Person annehme, denn nur hierdurch wird eine genügende
Aufsicht und eine für den günstigen Erfolg so wichtige individualisirende
Einwirkung ermöglicht. Das andere Erforderniß aber besteht darin, daß der
Verein sich bestrebe, die Verhältnisse, unter denen die aus der Haft entlassenen
Personen leben, gesundheitsgemäß zu gestalten und demgemäß auf die
Wohnung, Beköstigung, Bekleidung u. f. w. bedacht zu sein, denn nur hier¬
durch lernen diese Personen sich behaglich fühlen, nur hierdurch lernen sie die
gesundheitsgemäßen Verhältnisse, aus denen dieses Gefühl der Behaglichkeit
entspringt, schätzen, und fassen den Vorsatz in denselben zu verharren, --
einen Vorsatz, welcher ein so mächtiger Sporn für Arbeitsamkeit und Sittlich¬
keit ist.




Katholische "Iroselytemnacherei im Arien! in Wahrheit
und Dichtung.

Unter dem Titel: IKo IZ-evival ok (Aristianit? in SMg, -- its nüraeles am!"
mart^räomL, ist während des letztverflossenen Sommers in der lablet Meo
zu London eine Broschüre erschienen, die nicht hat verfehlen können, vielfaches
Aufsehen zu erregen, und namentlich in englischen Zeitungen die Veranlassung
zu verschiedenen Artikeln geworden ist. Auch in Deutschland hat dieselbe
alsbald Eingang gefunden; ich ersehe dies unter Anderm aus einem unlängst
in München erschienenen Schriftchen: "Die gegenwärtige religiöse Bewegung


Halt und Gelegenheit zu einem ausreichenden Erwerbe zu verschaffen ist, eine
Aufgabe, welcher wir uns mit vollem Eifer zuwenden sollen, indem wir das
Volk über die hohe Bedeutung jener Aufgabe belehren und uns für die
Gründung oder Unterstützung solcher Vereine verwenden, welche diese Aufgabe
zu lösen bestrebt sind. Hierher gehören die „Schutzvereine für entlassene Sträf¬
linge," die „Rettungsvereine für jugendliche Verbrecher" in Deutschland, die
„LocMös xour le Mrongge ach ^'euues libörvs et üetenus" in Frankreich
und ähnliche Vereine, welche unter verschiedenen Namen in verschiedenen Ländern
so segensreich wirken. Auf die Organisation solcher Vereine hier näher einzu¬
gehen darf ich wohl unterlassen, nur auf zwei Erfordernisse möchte ich aufmerk¬
sam machen, welche, wie ich glaube, nicht die gebührende Würdigung finden.
Das eine Erforderniß besteht darin, daß, außer den Beziehungen, in welche der
Verein zu dem einzelnen Entlassener tritt, ein einzelnes Vereinsmitglied sich
insbesondere dieser Person annehme, denn nur hierdurch wird eine genügende
Aufsicht und eine für den günstigen Erfolg so wichtige individualisirende
Einwirkung ermöglicht. Das andere Erforderniß aber besteht darin, daß der
Verein sich bestrebe, die Verhältnisse, unter denen die aus der Haft entlassenen
Personen leben, gesundheitsgemäß zu gestalten und demgemäß auf die
Wohnung, Beköstigung, Bekleidung u. f. w. bedacht zu sein, denn nur hier¬
durch lernen diese Personen sich behaglich fühlen, nur hierdurch lernen sie die
gesundheitsgemäßen Verhältnisse, aus denen dieses Gefühl der Behaglichkeit
entspringt, schätzen, und fassen den Vorsatz in denselben zu verharren, —
einen Vorsatz, welcher ein so mächtiger Sporn für Arbeitsamkeit und Sittlich¬
keit ist.




Katholische "Iroselytemnacherei im Arien! in Wahrheit
und Dichtung.

Unter dem Titel: IKo IZ-evival ok (Aristianit? in SMg, — its nüraeles am!»
mart^räomL, ist während des letztverflossenen Sommers in der lablet Meo
zu London eine Broschüre erschienen, die nicht hat verfehlen können, vielfaches
Aufsehen zu erregen, und namentlich in englischen Zeitungen die Veranlassung
zu verschiedenen Artikeln geworden ist. Auch in Deutschland hat dieselbe
alsbald Eingang gefunden; ich ersehe dies unter Anderm aus einem unlängst
in München erschienenen Schriftchen: „Die gegenwärtige religiöse Bewegung


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0351" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127747"/>
          <p xml:id="ID_1114" prev="#ID_1113"> Halt und Gelegenheit zu einem ausreichenden Erwerbe zu verschaffen ist, eine<lb/>
Aufgabe, welcher wir uns mit vollem Eifer zuwenden sollen, indem wir das<lb/>
Volk über die hohe Bedeutung jener Aufgabe belehren und uns für die<lb/>
Gründung oder Unterstützung solcher Vereine verwenden, welche diese Aufgabe<lb/>
zu lösen bestrebt sind. Hierher gehören die &#x201E;Schutzvereine für entlassene Sträf¬<lb/>
linge," die &#x201E;Rettungsvereine für jugendliche Verbrecher" in Deutschland, die<lb/>
&#x201E;LocMös xour le Mrongge ach ^'euues libörvs et üetenus" in Frankreich<lb/>
und ähnliche Vereine, welche unter verschiedenen Namen in verschiedenen Ländern<lb/>
so segensreich wirken. Auf die Organisation solcher Vereine hier näher einzu¬<lb/>
gehen darf ich wohl unterlassen, nur auf zwei Erfordernisse möchte ich aufmerk¬<lb/>
sam machen, welche, wie ich glaube, nicht die gebührende Würdigung finden.<lb/>
Das eine Erforderniß besteht darin, daß, außer den Beziehungen, in welche der<lb/>
Verein zu dem einzelnen Entlassener tritt, ein einzelnes Vereinsmitglied sich<lb/>
insbesondere dieser Person annehme, denn nur hierdurch wird eine genügende<lb/>
Aufsicht und eine für den günstigen Erfolg so wichtige individualisirende<lb/>
Einwirkung ermöglicht. Das andere Erforderniß aber besteht darin, daß der<lb/>
Verein sich bestrebe, die Verhältnisse, unter denen die aus der Haft entlassenen<lb/>
Personen leben, gesundheitsgemäß zu gestalten und demgemäß auf die<lb/>
Wohnung, Beköstigung, Bekleidung u. f. w. bedacht zu sein, denn nur hier¬<lb/>
durch lernen diese Personen sich behaglich fühlen, nur hierdurch lernen sie die<lb/>
gesundheitsgemäßen Verhältnisse, aus denen dieses Gefühl der Behaglichkeit<lb/>
entspringt, schätzen, und fassen den Vorsatz in denselben zu verharren, &#x2014;<lb/>
einen Vorsatz, welcher ein so mächtiger Sporn für Arbeitsamkeit und Sittlich¬<lb/>
keit ist.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Katholische "Iroselytemnacherei im Arien! in Wahrheit<lb/>
und Dichtung.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1115" next="#ID_1116"> Unter dem Titel: IKo IZ-evival ok (Aristianit? in SMg, &#x2014; its nüraeles am!»<lb/>
mart^räomL, ist während des letztverflossenen Sommers in der lablet Meo<lb/>
zu London eine Broschüre erschienen, die nicht hat verfehlen können, vielfaches<lb/>
Aufsehen zu erregen, und namentlich in englischen Zeitungen die Veranlassung<lb/>
zu verschiedenen Artikeln geworden ist. Auch in Deutschland hat dieselbe<lb/>
alsbald Eingang gefunden; ich ersehe dies unter Anderm aus einem unlängst<lb/>
in München erschienenen Schriftchen: &#x201E;Die gegenwärtige religiöse Bewegung</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0351] Halt und Gelegenheit zu einem ausreichenden Erwerbe zu verschaffen ist, eine Aufgabe, welcher wir uns mit vollem Eifer zuwenden sollen, indem wir das Volk über die hohe Bedeutung jener Aufgabe belehren und uns für die Gründung oder Unterstützung solcher Vereine verwenden, welche diese Aufgabe zu lösen bestrebt sind. Hierher gehören die „Schutzvereine für entlassene Sträf¬ linge," die „Rettungsvereine für jugendliche Verbrecher" in Deutschland, die „LocMös xour le Mrongge ach ^'euues libörvs et üetenus" in Frankreich und ähnliche Vereine, welche unter verschiedenen Namen in verschiedenen Ländern so segensreich wirken. Auf die Organisation solcher Vereine hier näher einzu¬ gehen darf ich wohl unterlassen, nur auf zwei Erfordernisse möchte ich aufmerk¬ sam machen, welche, wie ich glaube, nicht die gebührende Würdigung finden. Das eine Erforderniß besteht darin, daß, außer den Beziehungen, in welche der Verein zu dem einzelnen Entlassener tritt, ein einzelnes Vereinsmitglied sich insbesondere dieser Person annehme, denn nur hierdurch wird eine genügende Aufsicht und eine für den günstigen Erfolg so wichtige individualisirende Einwirkung ermöglicht. Das andere Erforderniß aber besteht darin, daß der Verein sich bestrebe, die Verhältnisse, unter denen die aus der Haft entlassenen Personen leben, gesundheitsgemäß zu gestalten und demgemäß auf die Wohnung, Beköstigung, Bekleidung u. f. w. bedacht zu sein, denn nur hier¬ durch lernen diese Personen sich behaglich fühlen, nur hierdurch lernen sie die gesundheitsgemäßen Verhältnisse, aus denen dieses Gefühl der Behaglichkeit entspringt, schätzen, und fassen den Vorsatz in denselben zu verharren, — einen Vorsatz, welcher ein so mächtiger Sporn für Arbeitsamkeit und Sittlich¬ keit ist. Katholische "Iroselytemnacherei im Arien! in Wahrheit und Dichtung. Unter dem Titel: IKo IZ-evival ok (Aristianit? in SMg, — its nüraeles am!» mart^räomL, ist während des letztverflossenen Sommers in der lablet Meo zu London eine Broschüre erschienen, die nicht hat verfehlen können, vielfaches Aufsehen zu erregen, und namentlich in englischen Zeitungen die Veranlassung zu verschiedenen Artikeln geworden ist. Auch in Deutschland hat dieselbe alsbald Eingang gefunden; ich ersehe dies unter Anderm aus einem unlängst in München erschienenen Schriftchen: „Die gegenwärtige religiöse Bewegung

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/351
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/351>, abgerufen am 22.12.2024.