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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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Mit Nx. A beginnt diese Zeitschrift ein Neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen ist.
Leipzig, im December 1871.Die Verlagshandlung

Ulrich von Kutten.

Ende des Jahres 1867 erschien ein Werk von David Strauß, das
wie einst sein Leben Jesu allgemeine Aufmerksamkeit erregte, und allgemeiner
Beachtung sich würdig erwies: das Leben Huttens in zwei Bänden rief damals
das Bild des streitbaren Ritters uns in lebendigster Weise in die Erinnerung
zurück. Es war ein stattliches Zeugniß wissenschaftlicher Forschung, gründlicher
Gelehrsamkeit und erfolgreicher Kritik, zugleich aber auch ein literarisches Denk¬
mal, in seinen gefälligen Formen und seiner kunstvollen Darstellung weiteren
Leserkreisen angepaßt und angemessen. Man kann sagen, mit herzlicher Freude
durfte man das Werk des bekannten Autors genießen.

Auch in den engeren Zirkeln der Fachgenossen erwarb Strauß mit dieser
Leistung sich Anerkennung und Ansehen. Es war kein kleines Verdienst, das
literarische Material zu solcher Arbeit gesammelt, zusammengetragen und ge¬
sichtet zu haben; fast auf jeder Seite der beiden gar nicht kleinen Bände
(373 und 377 Seiten) begegneten uns die Spuren solider Arbeit und ein¬
dringenden Forscherfleißes: wer immer mit der Geschichte des Humanismus
und der Reformationszeit sich beschäftigen wollte, fand sich durch Strauß' offen
dargelegte Arbeiten gefördert und unterstützt: in dem gelehrten Apparate des
Buches steckte ein großer Theil des Nutzens, den diese Forschung uns zu
bringen im Stande war. Dazu kam nun noch ein zweiter Umstand, der die
Leistung von Strauß in gutem Lichte uns zeigte. Fast zu gleicher Zeit mit
dem Leben Huttens trat Kampschulte mit dem 1. Bande seiner "Geschichte
der Universität Erfurt" hervor, einem Werke, das in der wissenschaftlichen Be¬
handlung der Reformationsgeschichte einen selbständigen Weg geht und zu den
schönsten Resultaten uns hinführt. Und siehe da, in einer der schwierigsten
Und verwickeltsten Fragen stimmen die beiden Autoren zu demselben Ender¬
gebnisse ihrer Untersuchung zusammen. Vollständig unabhängig von einander
Klangen sie über die soviel erörterte Autorschaft der c^pistollre od^urorum
Vü'orna im ganzen zu einem ähnlichen Urtheile: wenigstens im wesentlichen


GrenzboKn 11. l"7l. 126

Mit Nx. A beginnt diese Zeitschrift ein Neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen ist.
Leipzig, im December 1871.Die Verlagshandlung

Ulrich von Kutten.

Ende des Jahres 1867 erschien ein Werk von David Strauß, das
wie einst sein Leben Jesu allgemeine Aufmerksamkeit erregte, und allgemeiner
Beachtung sich würdig erwies: das Leben Huttens in zwei Bänden rief damals
das Bild des streitbaren Ritters uns in lebendigster Weise in die Erinnerung
zurück. Es war ein stattliches Zeugniß wissenschaftlicher Forschung, gründlicher
Gelehrsamkeit und erfolgreicher Kritik, zugleich aber auch ein literarisches Denk¬
mal, in seinen gefälligen Formen und seiner kunstvollen Darstellung weiteren
Leserkreisen angepaßt und angemessen. Man kann sagen, mit herzlicher Freude
durfte man das Werk des bekannten Autors genießen.

Auch in den engeren Zirkeln der Fachgenossen erwarb Strauß mit dieser
Leistung sich Anerkennung und Ansehen. Es war kein kleines Verdienst, das
literarische Material zu solcher Arbeit gesammelt, zusammengetragen und ge¬
sichtet zu haben; fast auf jeder Seite der beiden gar nicht kleinen Bände
(373 und 377 Seiten) begegneten uns die Spuren solider Arbeit und ein¬
dringenden Forscherfleißes: wer immer mit der Geschichte des Humanismus
und der Reformationszeit sich beschäftigen wollte, fand sich durch Strauß' offen
dargelegte Arbeiten gefördert und unterstützt: in dem gelehrten Apparate des
Buches steckte ein großer Theil des Nutzens, den diese Forschung uns zu
bringen im Stande war. Dazu kam nun noch ein zweiter Umstand, der die
Leistung von Strauß in gutem Lichte uns zeigte. Fast zu gleicher Zeit mit
dem Leben Huttens trat Kampschulte mit dem 1. Bande seiner „Geschichte
der Universität Erfurt" hervor, einem Werke, das in der wissenschaftlichen Be¬
handlung der Reformationsgeschichte einen selbständigen Weg geht und zu den
schönsten Resultaten uns hinführt. Und siehe da, in einer der schwierigsten
Und verwickeltsten Fragen stimmen die beiden Autoren zu demselben Ender¬
gebnisse ihrer Untersuchung zusammen. Vollständig unabhängig von einander
Klangen sie über die soviel erörterte Autorschaft der c^pistollre od^urorum
Vü'orna im ganzen zu einem ähnlichen Urtheile: wenigstens im wesentlichen


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[0453] Mit Nx. A beginnt diese Zeitschrift ein Neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen ist. Leipzig, im December 1871.Die Verlagshandlung Ulrich von Kutten. Ende des Jahres 1867 erschien ein Werk von David Strauß, das wie einst sein Leben Jesu allgemeine Aufmerksamkeit erregte, und allgemeiner Beachtung sich würdig erwies: das Leben Huttens in zwei Bänden rief damals das Bild des streitbaren Ritters uns in lebendigster Weise in die Erinnerung zurück. Es war ein stattliches Zeugniß wissenschaftlicher Forschung, gründlicher Gelehrsamkeit und erfolgreicher Kritik, zugleich aber auch ein literarisches Denk¬ mal, in seinen gefälligen Formen und seiner kunstvollen Darstellung weiteren Leserkreisen angepaßt und angemessen. Man kann sagen, mit herzlicher Freude durfte man das Werk des bekannten Autors genießen. Auch in den engeren Zirkeln der Fachgenossen erwarb Strauß mit dieser Leistung sich Anerkennung und Ansehen. Es war kein kleines Verdienst, das literarische Material zu solcher Arbeit gesammelt, zusammengetragen und ge¬ sichtet zu haben; fast auf jeder Seite der beiden gar nicht kleinen Bände (373 und 377 Seiten) begegneten uns die Spuren solider Arbeit und ein¬ dringenden Forscherfleißes: wer immer mit der Geschichte des Humanismus und der Reformationszeit sich beschäftigen wollte, fand sich durch Strauß' offen dargelegte Arbeiten gefördert und unterstützt: in dem gelehrten Apparate des Buches steckte ein großer Theil des Nutzens, den diese Forschung uns zu bringen im Stande war. Dazu kam nun noch ein zweiter Umstand, der die Leistung von Strauß in gutem Lichte uns zeigte. Fast zu gleicher Zeit mit dem Leben Huttens trat Kampschulte mit dem 1. Bande seiner „Geschichte der Universität Erfurt" hervor, einem Werke, das in der wissenschaftlichen Be¬ handlung der Reformationsgeschichte einen selbständigen Weg geht und zu den schönsten Resultaten uns hinführt. Und siehe da, in einer der schwierigsten Und verwickeltsten Fragen stimmen die beiden Autoren zu demselben Ender¬ gebnisse ihrer Untersuchung zusammen. Vollständig unabhängig von einander Klangen sie über die soviel erörterte Autorschaft der c^pistollre od^urorum Vü'orna im ganzen zu einem ähnlichen Urtheile: wenigstens im wesentlichen GrenzboKn 11. l»7l. 126

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/453>, abgerufen am 05.02.2025.