Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.wir den Adjutanten erkennen, wie er aus dem Dunkel auf uns zuritt. Das Dies waren die unzusammenhängenden Nachrichten, die in unserer müden Deutsches und französisches Mngstfest. Wir waren durch die Bergstraße heraufgekommen zum Heidelberger Schloß, wir den Adjutanten erkennen, wie er aus dem Dunkel auf uns zuritt. Das Dies waren die unzusammenhängenden Nachrichten, die in unserer müden Deutsches und französisches Mngstfest. Wir waren durch die Bergstraße heraufgekommen zum Heidelberger Schloß, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126213"/> <p xml:id="ID_1347" prev="#ID_1346"> wir den Adjutanten erkennen, wie er aus dem Dunkel auf uns zuritt. Das<lb/> Heer sollte sich zurückziehen und eine Stellung auf den Epsom Downs ein¬<lb/> nehmen, fagte er, wir sollten uns dem Marsche anschließen und versuchen,<lb/> unsere Brigade am Morgen wiederzufinden. So wendeten wir uns wieder<lb/> dem Gedränge zu und machten unsern Weg so gut wir konnten. Er gab<lb/> uns dann, als er neben unserer ersten Section hinritt, einige andere Nach¬<lb/> richten. Die Armee hatte ihre Stellung eine Zeitlang gut behauptet, aber<lb/> der Feind hatte zuletzt die Linie zwischen uns und Guildford durchbrochen und<lb/> ebenso in unserer Front, und hatte seine Leute durch die genommene Stelle<lb/> ergossen, wodurch er die Linie in Verwirrung gebracht hatte, und das erste<lb/> Armeecorps bei Guildford ging ebenfalls zurück, um einer Umgehung auszu¬<lb/> weichen- Die regulären Truppen deckten den Rückzug. Wir sollten so rasch<lb/> wie möglich marschiren, um ihnen nicht im Wege zu sein und ihnen zu ge¬<lb/> statten, sich am Morgen regelrecht zurückzuziehen. Der tapfere alte Lord, der<lb/> unser Corps befehligte, war frühzeitig am Tage schwer verwundet und vom<lb/> Schlachtfelde weggeschafft worden. Die Garden hatten furchtbar gelitten, die<lb/> Gardereiter hatten die feindlichen Kürassiere niedergeritten, waren aber in ge-<lb/> brochnes Terrain gerathen und schrecklich zugerichtet worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1348"> Dies waren die unzusammenhängenden Nachrichten, die in unserer müden<lb/> Colonne von Mann zu Mann gingen. Was aus unseren Verwundeten ge¬<lb/> worden, wußte niemand und wagte niemand zu fragen. So marschirten wir<lb/> mit müden schweren Beinen weiter. (Schluß folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutsches und französisches Mngstfest.</head><lb/> <p xml:id="ID_1349" next="#ID_1350"> Wir waren durch die Bergstraße heraufgekommen zum Heidelberger Schloß,<lb/> eine Schaar alter Freunde aus Süd und Nord, die im wonnigen Maiengrün<lb/> der Pfingsttage ihr Wiedersehen hier zu feiern gedachte. Ueberall in den<lb/> Städten und Dörfern, welche die Bahn berührt, wallte der Schmuck der<lb/> neuen Reichsfarben, drängten sich Hunderte aus nah und fern in den Bahn¬<lb/> höfen. Ueberall Laubgewinde, und herzliche „Willkommen" in gutgemeinter<lb/> Poesie und Prosa um die langen hölzernen Hallen geschlungen, wo Speise<lb/> und Trank für die heimkehrenden Krieger bereit stand. Und wenn man die<lb/> freudig versammelte Menge frug: „Erwartet Ihr Eure Söhne und Brüder,<lb/> die Kinder dieses Landes hier auf der Rückkehr aus Frankreich? so riefen sie<lb/> Nein und Ja durch einander. Die aber Ja riefen, setzten hinzu: „Die wir</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
wir den Adjutanten erkennen, wie er aus dem Dunkel auf uns zuritt. Das
Heer sollte sich zurückziehen und eine Stellung auf den Epsom Downs ein¬
nehmen, fagte er, wir sollten uns dem Marsche anschließen und versuchen,
unsere Brigade am Morgen wiederzufinden. So wendeten wir uns wieder
dem Gedränge zu und machten unsern Weg so gut wir konnten. Er gab
uns dann, als er neben unserer ersten Section hinritt, einige andere Nach¬
richten. Die Armee hatte ihre Stellung eine Zeitlang gut behauptet, aber
der Feind hatte zuletzt die Linie zwischen uns und Guildford durchbrochen und
ebenso in unserer Front, und hatte seine Leute durch die genommene Stelle
ergossen, wodurch er die Linie in Verwirrung gebracht hatte, und das erste
Armeecorps bei Guildford ging ebenfalls zurück, um einer Umgehung auszu¬
weichen- Die regulären Truppen deckten den Rückzug. Wir sollten so rasch
wie möglich marschiren, um ihnen nicht im Wege zu sein und ihnen zu ge¬
statten, sich am Morgen regelrecht zurückzuziehen. Der tapfere alte Lord, der
unser Corps befehligte, war frühzeitig am Tage schwer verwundet und vom
Schlachtfelde weggeschafft worden. Die Garden hatten furchtbar gelitten, die
Gardereiter hatten die feindlichen Kürassiere niedergeritten, waren aber in ge-
brochnes Terrain gerathen und schrecklich zugerichtet worden.
Dies waren die unzusammenhängenden Nachrichten, die in unserer müden
Colonne von Mann zu Mann gingen. Was aus unseren Verwundeten ge¬
worden, wußte niemand und wagte niemand zu fragen. So marschirten wir
mit müden schweren Beinen weiter. (Schluß folgt.)
Deutsches und französisches Mngstfest.
Wir waren durch die Bergstraße heraufgekommen zum Heidelberger Schloß,
eine Schaar alter Freunde aus Süd und Nord, die im wonnigen Maiengrün
der Pfingsttage ihr Wiedersehen hier zu feiern gedachte. Ueberall in den
Städten und Dörfern, welche die Bahn berührt, wallte der Schmuck der
neuen Reichsfarben, drängten sich Hunderte aus nah und fern in den Bahn¬
höfen. Ueberall Laubgewinde, und herzliche „Willkommen" in gutgemeinter
Poesie und Prosa um die langen hölzernen Hallen geschlungen, wo Speise
und Trank für die heimkehrenden Krieger bereit stand. Und wenn man die
freudig versammelte Menge frug: „Erwartet Ihr Eure Söhne und Brüder,
die Kinder dieses Landes hier auf der Rückkehr aus Frankreich? so riefen sie
Nein und Ja durch einander. Die aber Ja riefen, setzten hinzu: „Die wir
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |