Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.längst die Hoffnung aufgegeben, etwas von Straßburg in seinem gegenwär¬ (Fortsetzung folgt.) Wodan als Jahresgott. Von Max Indus. H e r b se - W o d a n. Wir haben nunmehr Wodan kennen gelernt als den Bringer Weihnacht längst die Hoffnung aufgegeben, etwas von Straßburg in seinem gegenwär¬ (Fortsetzung folgt.) Wodan als Jahresgott. Von Max Indus. H e r b se - W o d a n. Wir haben nunmehr Wodan kennen gelernt als den Bringer Weihnacht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125544"/> <p xml:id="ID_1079" prev="#ID_1078"> längst die Hoffnung aufgegeben, etwas von Straßburg in seinem gegenwär¬<lb/> tigen Zustande zu sehen, und mich dabei beruhigt, daß ich 1864, als ich mit<lb/> meiner Familie von Vera-Cruz mit einem französischen Dampfer nach Se.<lb/> Nazaire und später von Paris über Straßburg nach Deutschland reiste, wäh¬<lb/> rend eines 36 stündigen Aufenthaltes in dieser Stadt Gelegenheit gehabt<lb/> hatte, sie selbst, den Münster, die Anlagen, sowie auch die Rheinbrücke und<lb/> den ersten Ort im Vaterlande, das jenseits liegende freundliche Städtchen<lb/> Kehl, wenigstens oberflächlich kennen zu lernen, während ich andererseits<lb/> im Laufe eines langjährigen Aufenthaltes in den ehemals spanischen Colonien<lb/> mehrfach, ja mehr als ich wünschte, mit Belagerungen, Kanonenfeuer und<lb/> zerschossenen Häusern in die unmittelbarste Berührung gekommen war. Be¬<lb/> währte ich doch nicht blos plattgedrückte Gewehrkugeln zur Erinnerung auf,<lb/> sondern auch kleine Kanonenkugeln, Granatstücke uno eine ganze, nicht kre-<lb/> pirte Granate, welche einst die Wände meines Hauses in Guadalajara demolirt<lb/> hatte. Ich suchte mich damals, im Jahr 1864, nach Möglichkeit mit den sprachlichen<lb/> Zuständen im Elsaß bekannt zu machen, und fand, daß das Landvolk auf<lb/> dem Markte ohne Ausnahme deutsch sprach, — meine Frau reclamirte gegen<lb/> die Menge meiner Ankäufe, weil ich jedem Marktweibe, das mich deutsch an¬<lb/> redete, etwas abkaufte, — während die jungen, eleganten Verkäuferinnen in<lb/> den besseren Läden — wenn auch zwei Schilder, ein deutsches und ein französi¬<lb/> sches, über der Thür hingen, angeblich sich nur französisch ausdrücken konn¬<lb/> ten. Ebenso sagte man mir, daß in der besseren Gesellschaft das Deutsche<lb/> immer mehr von der eingedrungenen Nachbarsprache verdrängt werde, schon<lb/> wegen des steten Verkehrs mit den vielen eigentlich französischen Beamten¬<lb/> familien, während in den unteren Ständen bis zum Regierungsantritte Louis<lb/> Napoleons Niemand sich um das Vorwalten des Deutschen bekümmert habe,<lb/> seitdem aber darauf gehalten werde, daß der Unterricht in den Volksschulen<lb/> ausschließlich französisch sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1080"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Wodan als Jahresgott.<lb/><note type="byline"> Von Max Indus.</note></head><lb/> <div n="2"> <head> H e r b se - W o d a n.</head><lb/> <p xml:id="ID_1081"> Wir haben nunmehr Wodan kennen gelernt als den Bringer Weihnacht<lb/> lichen Neulichts, wir sind ihm begegnet als siegreichem Sonnenhelden und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0300]
längst die Hoffnung aufgegeben, etwas von Straßburg in seinem gegenwär¬
tigen Zustande zu sehen, und mich dabei beruhigt, daß ich 1864, als ich mit
meiner Familie von Vera-Cruz mit einem französischen Dampfer nach Se.
Nazaire und später von Paris über Straßburg nach Deutschland reiste, wäh¬
rend eines 36 stündigen Aufenthaltes in dieser Stadt Gelegenheit gehabt
hatte, sie selbst, den Münster, die Anlagen, sowie auch die Rheinbrücke und
den ersten Ort im Vaterlande, das jenseits liegende freundliche Städtchen
Kehl, wenigstens oberflächlich kennen zu lernen, während ich andererseits
im Laufe eines langjährigen Aufenthaltes in den ehemals spanischen Colonien
mehrfach, ja mehr als ich wünschte, mit Belagerungen, Kanonenfeuer und
zerschossenen Häusern in die unmittelbarste Berührung gekommen war. Be¬
währte ich doch nicht blos plattgedrückte Gewehrkugeln zur Erinnerung auf,
sondern auch kleine Kanonenkugeln, Granatstücke uno eine ganze, nicht kre-
pirte Granate, welche einst die Wände meines Hauses in Guadalajara demolirt
hatte. Ich suchte mich damals, im Jahr 1864, nach Möglichkeit mit den sprachlichen
Zuständen im Elsaß bekannt zu machen, und fand, daß das Landvolk auf
dem Markte ohne Ausnahme deutsch sprach, — meine Frau reclamirte gegen
die Menge meiner Ankäufe, weil ich jedem Marktweibe, das mich deutsch an¬
redete, etwas abkaufte, — während die jungen, eleganten Verkäuferinnen in
den besseren Läden — wenn auch zwei Schilder, ein deutsches und ein französi¬
sches, über der Thür hingen, angeblich sich nur französisch ausdrücken konn¬
ten. Ebenso sagte man mir, daß in der besseren Gesellschaft das Deutsche
immer mehr von der eingedrungenen Nachbarsprache verdrängt werde, schon
wegen des steten Verkehrs mit den vielen eigentlich französischen Beamten¬
familien, während in den unteren Ständen bis zum Regierungsantritte Louis
Napoleons Niemand sich um das Vorwalten des Deutschen bekümmert habe,
seitdem aber darauf gehalten werde, daß der Unterricht in den Volksschulen
ausschließlich französisch sei.
(Fortsetzung folgt.)
Wodan als Jahresgott.
Von Max Indus.
H e r b se - W o d a n.
Wir haben nunmehr Wodan kennen gelernt als den Bringer Weihnacht
lichen Neulichts, wir sind ihm begegnet als siegreichem Sonnenhelden und
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