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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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daß der eigentliche Gewinn, den wir aus der neuen Schrift gezogen, in manchem
unerwarteten Datum, besonders der mittelalterlichen Geschichte, besteht. Namentlich
ist der territoriale Auflösungsproceß unserer ganzen Westflanke von Flandern bis
nach Burgund hinauf, wie er sich in den Uebergangszeiten zwischen mittlerem
und neuem Alter vollzog, recht vollständig dargestellt. Die eigentlichen Stam¬
mesverhältnisse, wie sie in der Völkerwanderung begründet sind, hätten wir
gern schärfer gezeichnet gesehen. Möchte doch der Verfasser, der einst über
unsere nördlichen Grenzlande ein vortreffliches größeres Werk geschrieben,
auch den westlichen seinen ausdauernden Fleiß widmen; zur Skizze fehlt es
ihm etwas an der Leichtigkeit, ein paar breite historische Linien groß hin¬
zuwerfen.

Als eine ganz vorzügliche Gabe heben wir die in der Überschrift
bezeichnete historische Karte von Elsaß-Lothringen von Böckh und Kiepert
hervor; da ist die ganze Leidensgeschichte unseres Vaterlandes in allen ihren
Stationen bunt aber übersichtlich in einem einzigen Passionsbilde dargestellt;
da sieht man, wie in den französischen Spitzbübereien gegen uns Methode
war, wie zuerst die wichtigen Punkte besetzt, alsdann Verbindungslinien
zwischen ihnen gewonnen, zuletzt die Annexionen überall ausgefüttert und
zwar hier und da beschnitten wurden, doch um nur um so schärfer umsäumt zu
werden. Diese Karte, für die gründlichsten Studien der Originalquellen, wie
graphische Darstellungen thun sollen, den kürzesten Ausdruck bietend, ist von
bleibender Bedeutung; die andere von Kiepert allein, welche die gegenwär¬
tigen Verwaltungsgrenzen zur Anschauung bringt, wird durch die definitive
Friedensgrenze vermuthlich veralten; für jetzt aber kann sie männigltch be¬
nutzen, um die Bescheidenheit wie die Nothwendigkeit unsrer Forderungen
daran zu studiren. Jedem wird sich der Wunsch einer negativen Zurundung
am aufspringenden Winkel jenseits Metz, und einer positiven am einspringen¬
den am Donon dabei aufdrängen. Für beide Gelegenheitswerke sind wir
unserem Geographen und unserem Statistiker zu großem Danke verbunden.


a./D.


Deutsche Uordpolfahrt.

-- In Ur. 40 Ihrer geschätzten Zeitschrift be¬
findet sich ein Bericht über dies Unternehmen, welcher u. a. x. 24 Folgendes ent¬
hält: -- "Bei dieser Beschwerde hatte Herr Pciyer sich unerquicklicher Weise auf
eine Art geheimer Instruction stützen können, welche or. Petermann ihm zur Be¬
einträchtigung des ernannten Führers mitgegeben." -- Dieser Vorwurf gegen mich
ist ganz ungegründet; gerade das Gegentheil ist der Fall, wie folgender Satz eines
Schreibens von mir an Herrn Oberlieutenant Payer ä> et. Gotha, 11. Juni 1869
ergibt: -- "Ich rechne mit größter Bestimmtheit darauf, daß Sie in Fällen von
Divergenzen und Schwierigkeiten stets mit Ihrer ganzen Person dem Kavt. Colde-
wey als Oberbefehlshaber zur Seite stehen werden." -- Ich würde Sie früher um
Berichtigung ersucht haben, wenn ich nicht erwartet hätte daß das Bremer Comite'
,
Dr. A. Petermann. selber dergleichen Berichte desavouiren würde.




Verantwortlicher Redacteur: Alfred Dove.
Verlag von F. L. Hervig. -- Druck von Hiithel Legler in Leipzig.

daß der eigentliche Gewinn, den wir aus der neuen Schrift gezogen, in manchem
unerwarteten Datum, besonders der mittelalterlichen Geschichte, besteht. Namentlich
ist der territoriale Auflösungsproceß unserer ganzen Westflanke von Flandern bis
nach Burgund hinauf, wie er sich in den Uebergangszeiten zwischen mittlerem
und neuem Alter vollzog, recht vollständig dargestellt. Die eigentlichen Stam¬
mesverhältnisse, wie sie in der Völkerwanderung begründet sind, hätten wir
gern schärfer gezeichnet gesehen. Möchte doch der Verfasser, der einst über
unsere nördlichen Grenzlande ein vortreffliches größeres Werk geschrieben,
auch den westlichen seinen ausdauernden Fleiß widmen; zur Skizze fehlt es
ihm etwas an der Leichtigkeit, ein paar breite historische Linien groß hin¬
zuwerfen.

Als eine ganz vorzügliche Gabe heben wir die in der Überschrift
bezeichnete historische Karte von Elsaß-Lothringen von Böckh und Kiepert
hervor; da ist die ganze Leidensgeschichte unseres Vaterlandes in allen ihren
Stationen bunt aber übersichtlich in einem einzigen Passionsbilde dargestellt;
da sieht man, wie in den französischen Spitzbübereien gegen uns Methode
war, wie zuerst die wichtigen Punkte besetzt, alsdann Verbindungslinien
zwischen ihnen gewonnen, zuletzt die Annexionen überall ausgefüttert und
zwar hier und da beschnitten wurden, doch um nur um so schärfer umsäumt zu
werden. Diese Karte, für die gründlichsten Studien der Originalquellen, wie
graphische Darstellungen thun sollen, den kürzesten Ausdruck bietend, ist von
bleibender Bedeutung; die andere von Kiepert allein, welche die gegenwär¬
tigen Verwaltungsgrenzen zur Anschauung bringt, wird durch die definitive
Friedensgrenze vermuthlich veralten; für jetzt aber kann sie männigltch be¬
nutzen, um die Bescheidenheit wie die Nothwendigkeit unsrer Forderungen
daran zu studiren. Jedem wird sich der Wunsch einer negativen Zurundung
am aufspringenden Winkel jenseits Metz, und einer positiven am einspringen¬
den am Donon dabei aufdrängen. Für beide Gelegenheitswerke sind wir
unserem Geographen und unserem Statistiker zu großem Danke verbunden.


a./D.


Deutsche Uordpolfahrt.

— In Ur. 40 Ihrer geschätzten Zeitschrift be¬
findet sich ein Bericht über dies Unternehmen, welcher u. a. x. 24 Folgendes ent¬
hält: — „Bei dieser Beschwerde hatte Herr Pciyer sich unerquicklicher Weise auf
eine Art geheimer Instruction stützen können, welche or. Petermann ihm zur Be¬
einträchtigung des ernannten Führers mitgegeben." — Dieser Vorwurf gegen mich
ist ganz ungegründet; gerade das Gegentheil ist der Fall, wie folgender Satz eines
Schreibens von mir an Herrn Oberlieutenant Payer ä> et. Gotha, 11. Juni 1869
ergibt: — „Ich rechne mit größter Bestimmtheit darauf, daß Sie in Fällen von
Divergenzen und Schwierigkeiten stets mit Ihrer ganzen Person dem Kavt. Colde-
wey als Oberbefehlshaber zur Seite stehen werden." — Ich würde Sie früher um
Berichtigung ersucht haben, wenn ich nicht erwartet hätte daß das Bremer Comite'
,
Dr. A. Petermann. selber dergleichen Berichte desavouiren würde.




Verantwortlicher Redacteur: Alfred Dove.
Verlag von F. L. Hervig. — Druck von Hiithel Legler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/288>, abgerufen am 22.12.2024.