Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.sehr schön, nur mit dem Setzer bin ich nicht zufrieden. Die Zeilen fallen Adieu für heute lieber Freund. Von Herzen wünsche ich Ihnen ver- Ganz der Ihrige S chiller. 23. Ludwtgsburg. den 4. Febr. 94. - Ich säume nicht, Ihnen mein liebster Daß mein Brief an Sie verloren gegangen, ist mir sehr ärgerlich; denn Grenzboten II. 1870,
sehr schön, nur mit dem Setzer bin ich nicht zufrieden. Die Zeilen fallen Adieu für heute lieber Freund. Von Herzen wünsche ich Ihnen ver- Ganz der Ihrige S chiller. 23. Ludwtgsburg. den 4. Febr. 94. - Ich säume nicht, Ihnen mein liebster Daß mein Brief an Sie verloren gegangen, ist mir sehr ärgerlich; denn Grenzboten II. 1870,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124011"/> <p xml:id="ID_1178" prev="#ID_1177"> sehr schön, nur mit dem Setzer bin ich nicht zufrieden. Die Zeilen fallen<lb/> abscheulich krumm ins Auge, und ob ich gleich jede Strophe, die nur etwas<lb/> krumm ist. unterstreiche, und bei jeder Correctur Vorstellungen mache, so wird<lb/> in diesem Stück nichts geändert. Mischen Sie sich also selbst darein, wenn<lb/> Sie der Sache abgeholfen wünschen. Auch geht es erschrecklich langsam.<lb/> Zwischen zwey Correcturen verlaufen immer vier auch fünf Tage, und doch<lb/> ist so wenig Text auf einer Seite. Sie werden sagen, daß ich ungeduldig<lb/> bin. und daß man mirs nicht recht machen könne. Aber es ist mir dießmal<lb/> um das Buch selbst und um das Geld das es Ihnen kostet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1179"> Adieu für heute lieber Freund. Von Herzen wünsche ich Ihnen ver-<lb/> gnügte Feyertage und ein wenig Lust von Ihren vielen Geschäften.</p><lb/> <note type="closer"> Ganz der Ihrige<lb/><note type="bibl"> S chiller.</note></note><lb/> </div> <div n="2"> <head> 23.</head><lb/> <p xml:id="ID_1180"> Ludwtgsburg. den 4. Febr. 94. - Ich säume nicht, Ihnen mein liebster<lb/> Freund, die Weikardischen Schauspiele zu übersenden, aber ohne irgend<lb/> eine Veränderung. Es ist eine kitzltche Sache mit anderer Leute Schriften.<lb/> Sobald ich darin korrigire, so drücke ich dadurch demjenigen, was ich un.<lb/> corrigirt lasse, meinen Stempel aus und erkläre es stillschweigend für gut.<lb/> Das ist aber nicht immer thunltch, und deßwegen lasse ich mich lieber gar<lb/> nicht darauf ein. Es würde eine Anmaßung von mir seyn, wenn ich eine<lb/> Vorrede zu einem Buche schriebe, an dem ich gar keinen Antheil gehabt, und<lb/> ich würde für die Güte des Products einstehen müssen, welches nicht angeht.<lb/> Alles was ich, Ihnen zu gefallen, thun kann, ist. zuzugeben, daß Sie in einer<lb/> Vorrede zu diesen Stücken sich in Ihrem Namen auf ein Privaturtheil von<lb/> Mir. das ich in einem Briefe an Sie geäußert habe, beziehen, und gleichsam<lb/> auf Ihre eigene Verantwortung eine Stelle aus meinem Briefe, die ich hier<lb/> beylegen will, abdrucken. Auf diese Art verschwindet der Schein von An-<lb/> maßung. als wollte ich dem deutschen Publicum meinen Geschmack zur Richt,<lb/> schnür vorschreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1181"> Daß mein Brief an Sie verloren gegangen, ist mir sehr ärgerlich; denn<lb/> Hom seit zwei Monaten erwartete ich die bestellten Schriften. Ueber Thomas<lb/> Jones und Goethes Schriften schicken Sie mir eine Note, weil diese nicht<lb/> für mich sind. Alle aber werden auf meine Rechnung gesetzt. Sobald nur<lb/> irgend eine gute Laune zur Revision sich einstellt, vollende ich Anmuth und<lb/> Würde. Bisher fehlte es mir ganz an der Stimmung, die zu einem solchen<lb/> Geschäft nöthig ist. Unter den xiaelluraeranten zum Wteland notiren Sie<lb/> mich auch für die Ausgabe im großen Octav. Als Freund vom Hause will<lb/> ich mir bloß gute Kupferabdrücke dazu ausgebeten haben. Ihren historischen<lb/> Calender von diesem Jahr wünschte ich doch auch zu sehen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1870,</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0391]
sehr schön, nur mit dem Setzer bin ich nicht zufrieden. Die Zeilen fallen
abscheulich krumm ins Auge, und ob ich gleich jede Strophe, die nur etwas
krumm ist. unterstreiche, und bei jeder Correctur Vorstellungen mache, so wird
in diesem Stück nichts geändert. Mischen Sie sich also selbst darein, wenn
Sie der Sache abgeholfen wünschen. Auch geht es erschrecklich langsam.
Zwischen zwey Correcturen verlaufen immer vier auch fünf Tage, und doch
ist so wenig Text auf einer Seite. Sie werden sagen, daß ich ungeduldig
bin. und daß man mirs nicht recht machen könne. Aber es ist mir dießmal
um das Buch selbst und um das Geld das es Ihnen kostet.
Adieu für heute lieber Freund. Von Herzen wünsche ich Ihnen ver-
gnügte Feyertage und ein wenig Lust von Ihren vielen Geschäften.
Ganz der Ihrige
S chiller.
23.
Ludwtgsburg. den 4. Febr. 94. - Ich säume nicht, Ihnen mein liebster
Freund, die Weikardischen Schauspiele zu übersenden, aber ohne irgend
eine Veränderung. Es ist eine kitzltche Sache mit anderer Leute Schriften.
Sobald ich darin korrigire, so drücke ich dadurch demjenigen, was ich un.
corrigirt lasse, meinen Stempel aus und erkläre es stillschweigend für gut.
Das ist aber nicht immer thunltch, und deßwegen lasse ich mich lieber gar
nicht darauf ein. Es würde eine Anmaßung von mir seyn, wenn ich eine
Vorrede zu einem Buche schriebe, an dem ich gar keinen Antheil gehabt, und
ich würde für die Güte des Products einstehen müssen, welches nicht angeht.
Alles was ich, Ihnen zu gefallen, thun kann, ist. zuzugeben, daß Sie in einer
Vorrede zu diesen Stücken sich in Ihrem Namen auf ein Privaturtheil von
Mir. das ich in einem Briefe an Sie geäußert habe, beziehen, und gleichsam
auf Ihre eigene Verantwortung eine Stelle aus meinem Briefe, die ich hier
beylegen will, abdrucken. Auf diese Art verschwindet der Schein von An-
maßung. als wollte ich dem deutschen Publicum meinen Geschmack zur Richt,
schnür vorschreiben.
Daß mein Brief an Sie verloren gegangen, ist mir sehr ärgerlich; denn
Hom seit zwei Monaten erwartete ich die bestellten Schriften. Ueber Thomas
Jones und Goethes Schriften schicken Sie mir eine Note, weil diese nicht
für mich sind. Alle aber werden auf meine Rechnung gesetzt. Sobald nur
irgend eine gute Laune zur Revision sich einstellt, vollende ich Anmuth und
Würde. Bisher fehlte es mir ganz an der Stimmung, die zu einem solchen
Geschäft nöthig ist. Unter den xiaelluraeranten zum Wteland notiren Sie
mich auch für die Ausgabe im großen Octav. Als Freund vom Hause will
ich mir bloß gute Kupferabdrücke dazu ausgebeten haben. Ihren historischen
Calender von diesem Jahr wünschte ich doch auch zu sehen.
Grenzboten II. 1870,
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