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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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gegen sieben'.Bogen an neuen Aufsätzen liegen.'Z Mit EndeZMaysZ bin ich,
wenn meine Gesundheit nur so erträglich bleibt, ^wie jetzt, gewiß init dem
Calender fertig und dann ists ja noch eben recht, sich über die Reformation
zu entscheiden.

Von der neuen Thalia habe ich noch keinen Probebogen erblickt und
warte begierig daraus. Ein wahrer Trost ist mir's, daß ich sie von der
Censur srey weiß, und die Correctur zu Gesicht bekomme. Daß Sie sich darzu
verstehen wollen Niethammer die 8 Louisd'or halbjährig zu geben, dafür
danke ich Ihnen sehr. Sie werden den Nutzen gewiß finden, wenn ein Mann
von Ordnung und Fleiß sich der Thalia annimmt. Für den Karlos wüßte
ich kein besser Kupfer als entweder die Verhaftnehmung des Karlos
durch den Marquis, oder die ganze Gruppe des Königs, der Granden und
des Prinzen am Leichnam des Marquis.

Vom Geisterseher hat der Erbprinz von Schwarzburg neuerdings ein
großes Blatt gezeichnet, welches nach allgemeinem Urtheil verdient, gestochen
zu werden. Er erlaubt es und wenn sich wollen, so schicke ichs Ihnen zu.
Es erspart Ihnen eine Zeichnung.

Meine Frau bittet Sie, den Einschluß an Marianen zu besorgen. Die
Sacontala wird uns eine sehr angenehme Lectüre sein, wenn Sie sie schicken
wollen. Dann bitte ich Sie mir mit ehester Gelegenheit den Jdrts von
Wieland, Home's Critik von Schatz neu übersetzt und Kant's practische Ver¬
nunft zu übersenden.

Nun adieu lieber Freund. Lassen Sie mich bald einen Calender sehen.


Ewig der Ihrige
Schiller.
22.

Jena, den 16. December 91. -- Die 200 Thlr. habe richtig erhalten
lieber Freund, wofür ich Ihnen bestens danke. Auch die Bücher sind an¬
gekommen. Nun muß ich Sie noch bitten, mir den Chemnitz vom 30 jährigen
Krieg, die Uemoirss von Archenholz und den Loläat Lueävis, deutsch, fran¬
zösisch oder latein in Leipzig aufsuchen zu lassen. Kann ich diese Bücher
geliehen erhalten, desto besser, sonst will ich sie aus Rechnung behalten. Gleich
in 8 Tagen gehe ich mit Leib und Seele an die Fortsetzung und höre nimmer
aus, biß ich schreiben kann: Ende. Mit dem Titelkupfer eilen Sie nicht.
Göthe erfindet vielleicht eins, wie er es zu dem ersten Band meiner Ns-
moires gethan hat. In 10 oder 14 Tagen schreibe ich Ihnen mehr darüber.
Ueberhaupt finden sich wohl noch einige interessante LuMs zu Kupfern, und
da die Künstler doch nicht alle 12 auf einmal erfinden können, so haben wir
ja doch noch einige Wochen Frist.

Die Thalia habe ich jetzt gesehen, Papier sowohl als Schriftform sind


gegen sieben'.Bogen an neuen Aufsätzen liegen.'Z Mit EndeZMaysZ bin ich,
wenn meine Gesundheit nur so erträglich bleibt, ^wie jetzt, gewiß init dem
Calender fertig und dann ists ja noch eben recht, sich über die Reformation
zu entscheiden.

Von der neuen Thalia habe ich noch keinen Probebogen erblickt und
warte begierig daraus. Ein wahrer Trost ist mir's, daß ich sie von der
Censur srey weiß, und die Correctur zu Gesicht bekomme. Daß Sie sich darzu
verstehen wollen Niethammer die 8 Louisd'or halbjährig zu geben, dafür
danke ich Ihnen sehr. Sie werden den Nutzen gewiß finden, wenn ein Mann
von Ordnung und Fleiß sich der Thalia annimmt. Für den Karlos wüßte
ich kein besser Kupfer als entweder die Verhaftnehmung des Karlos
durch den Marquis, oder die ganze Gruppe des Königs, der Granden und
des Prinzen am Leichnam des Marquis.

Vom Geisterseher hat der Erbprinz von Schwarzburg neuerdings ein
großes Blatt gezeichnet, welches nach allgemeinem Urtheil verdient, gestochen
zu werden. Er erlaubt es und wenn sich wollen, so schicke ichs Ihnen zu.
Es erspart Ihnen eine Zeichnung.

Meine Frau bittet Sie, den Einschluß an Marianen zu besorgen. Die
Sacontala wird uns eine sehr angenehme Lectüre sein, wenn Sie sie schicken
wollen. Dann bitte ich Sie mir mit ehester Gelegenheit den Jdrts von
Wieland, Home's Critik von Schatz neu übersetzt und Kant's practische Ver¬
nunft zu übersenden.

Nun adieu lieber Freund. Lassen Sie mich bald einen Calender sehen.


Ewig der Ihrige
Schiller.
22.

Jena, den 16. December 91. — Die 200 Thlr. habe richtig erhalten
lieber Freund, wofür ich Ihnen bestens danke. Auch die Bücher sind an¬
gekommen. Nun muß ich Sie noch bitten, mir den Chemnitz vom 30 jährigen
Krieg, die Uemoirss von Archenholz und den Loläat Lueävis, deutsch, fran¬
zösisch oder latein in Leipzig aufsuchen zu lassen. Kann ich diese Bücher
geliehen erhalten, desto besser, sonst will ich sie aus Rechnung behalten. Gleich
in 8 Tagen gehe ich mit Leib und Seele an die Fortsetzung und höre nimmer
aus, biß ich schreiben kann: Ende. Mit dem Titelkupfer eilen Sie nicht.
Göthe erfindet vielleicht eins, wie er es zu dem ersten Band meiner Ns-
moires gethan hat. In 10 oder 14 Tagen schreibe ich Ihnen mehr darüber.
Ueberhaupt finden sich wohl noch einige interessante LuMs zu Kupfern, und
da die Künstler doch nicht alle 12 auf einmal erfinden können, so haben wir
ja doch noch einige Wochen Frist.

Die Thalia habe ich jetzt gesehen, Papier sowohl als Schriftform sind


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/390>, abgerufen am 18.12.2024.