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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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die ich diesen Sommer hingeworfen, schreibe ich eben in's reine, und in 10
oder 12 Tagen werden Sie solche erhalten.

Da es mir in dem nächsten halben oder auch ganzen Jahre schlechter,
ding" unmöglich wäre, mich an eine Verbesserung des Karlos zu machen, so
lassen Sie ihn. wenn Sie eine neue Auflage binnen eines Jahres brauchen,
wörtlich nach dem vorigen abdrucken. Vor 6 oder 7 Jahren denke ich an
keine vollständige Ausgabe meiner Schriften, und in dieser Zeit sollen Sie
hoffe ich diese 2te Auflage verschlossen haben.

Haben Sie noch die Güte liebster Freund und senden mir das 4te und
5te Heft der Thalia, weil ich ein Exemplar vom Geisterseher, der Verände-
rungen wegen durchschießen lassen muß. Leben Sie recht wohl und bleiben
Sie mein Freund, wie ich der Ihrige


Fridrich Schiller.
2.

Weimar, d. 26. Jen. 1789. -- Hier Lieber, folgt der Rest des Geister-
sehers für das Sechste Heft. Was an diesem Hefte zuviel ist. kann an einem
anderen fehlen. Ich hätte gern heute noch mehr expedirt, aber die Zeit leidet
es nicht mehr.

Ich wünschte gar sehr, daß Sie hier oder in Rudolstadt könnten drucken
lassen, ihre Censur in Leipzig schränkt mich in mehrern Punkten gewaltig
ein. Wär es nicht möglich Lieber, daß Sie diese Einrichtung träfen?

Ich möchte alsdann zweytens Sie bitten, aber nur wenn Sie nicht
genirt werden, mir vorzuschießen aus Abschlag unsrer Rechnung, wie Sie
Manuscript erhalten, weil ich gar gern einen Posten nach und nach abtragen
möchte, den ich unmenschlich hoch verinteressiren muß. Er beträgt einige
100 Thlr. und wenn ich immer auch nur etwas abtrage, so geht doch von
der Summe herunter. Thun Sie mir also immer die Gefälligkeit und senden
mir, so wie Sie etwas zum Druck erhalten, nur soviel, nicht mehr, als es ge¬
druckt betragen wird.

Die Augen fallen mir fast zu, vor Schlaf. Es ist Nachts um 3 Uhr.


Schlafen Sie wohl! Ihr Schiller.
3.

Weimar, den 10. Febr. 89. -- Viele Glückwünsche zu dem neuen Ver¬
lagsartikel liebster Freund, wobey ich nur bedaure. daß sie nur ein einziges
Exemplar abgezogen haben, zwey hätten Sie billig der Welt gönnen sollen;
doch hoffe ich daß es nur der erste Theil von einem größern Werke ist, das
hoffentlich aus 10 oder 12 Bänden bestehen, und wovon nächste Michaelis-
Messe der zweyte herauskommen wird. Uebrigens müssen Sie doppelten Ge¬
winn haben, da Sie Autor, Verleger und Drucker zugleich sind, und eine


die ich diesen Sommer hingeworfen, schreibe ich eben in's reine, und in 10
oder 12 Tagen werden Sie solche erhalten.

Da es mir in dem nächsten halben oder auch ganzen Jahre schlechter,
ding« unmöglich wäre, mich an eine Verbesserung des Karlos zu machen, so
lassen Sie ihn. wenn Sie eine neue Auflage binnen eines Jahres brauchen,
wörtlich nach dem vorigen abdrucken. Vor 6 oder 7 Jahren denke ich an
keine vollständige Ausgabe meiner Schriften, und in dieser Zeit sollen Sie
hoffe ich diese 2te Auflage verschlossen haben.

Haben Sie noch die Güte liebster Freund und senden mir das 4te und
5te Heft der Thalia, weil ich ein Exemplar vom Geisterseher, der Verände-
rungen wegen durchschießen lassen muß. Leben Sie recht wohl und bleiben
Sie mein Freund, wie ich der Ihrige


Fridrich Schiller.
2.

Weimar, d. 26. Jen. 1789. — Hier Lieber, folgt der Rest des Geister-
sehers für das Sechste Heft. Was an diesem Hefte zuviel ist. kann an einem
anderen fehlen. Ich hätte gern heute noch mehr expedirt, aber die Zeit leidet
es nicht mehr.

Ich wünschte gar sehr, daß Sie hier oder in Rudolstadt könnten drucken
lassen, ihre Censur in Leipzig schränkt mich in mehrern Punkten gewaltig
ein. Wär es nicht möglich Lieber, daß Sie diese Einrichtung träfen?

Ich möchte alsdann zweytens Sie bitten, aber nur wenn Sie nicht
genirt werden, mir vorzuschießen aus Abschlag unsrer Rechnung, wie Sie
Manuscript erhalten, weil ich gar gern einen Posten nach und nach abtragen
möchte, den ich unmenschlich hoch verinteressiren muß. Er beträgt einige
100 Thlr. und wenn ich immer auch nur etwas abtrage, so geht doch von
der Summe herunter. Thun Sie mir also immer die Gefälligkeit und senden
mir, so wie Sie etwas zum Druck erhalten, nur soviel, nicht mehr, als es ge¬
druckt betragen wird.

Die Augen fallen mir fast zu, vor Schlaf. Es ist Nachts um 3 Uhr.


Schlafen Sie wohl! Ihr Schiller.
3.

Weimar, den 10. Febr. 89. — Viele Glückwünsche zu dem neuen Ver¬
lagsartikel liebster Freund, wobey ich nur bedaure. daß sie nur ein einziges
Exemplar abgezogen haben, zwey hätten Sie billig der Welt gönnen sollen;
doch hoffe ich daß es nur der erste Theil von einem größern Werke ist, das
hoffentlich aus 10 oder 12 Bänden bestehen, und wovon nächste Michaelis-
Messe der zweyte herauskommen wird. Uebrigens müssen Sie doppelten Ge¬
winn haben, da Sie Autor, Verleger und Drucker zugleich sind, und eine


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[0379] die ich diesen Sommer hingeworfen, schreibe ich eben in's reine, und in 10 oder 12 Tagen werden Sie solche erhalten. Da es mir in dem nächsten halben oder auch ganzen Jahre schlechter, ding« unmöglich wäre, mich an eine Verbesserung des Karlos zu machen, so lassen Sie ihn. wenn Sie eine neue Auflage binnen eines Jahres brauchen, wörtlich nach dem vorigen abdrucken. Vor 6 oder 7 Jahren denke ich an keine vollständige Ausgabe meiner Schriften, und in dieser Zeit sollen Sie hoffe ich diese 2te Auflage verschlossen haben. Haben Sie noch die Güte liebster Freund und senden mir das 4te und 5te Heft der Thalia, weil ich ein Exemplar vom Geisterseher, der Verände- rungen wegen durchschießen lassen muß. Leben Sie recht wohl und bleiben Sie mein Freund, wie ich der Ihrige Fridrich Schiller. 2. Weimar, d. 26. Jen. 1789. — Hier Lieber, folgt der Rest des Geister- sehers für das Sechste Heft. Was an diesem Hefte zuviel ist. kann an einem anderen fehlen. Ich hätte gern heute noch mehr expedirt, aber die Zeit leidet es nicht mehr. Ich wünschte gar sehr, daß Sie hier oder in Rudolstadt könnten drucken lassen, ihre Censur in Leipzig schränkt mich in mehrern Punkten gewaltig ein. Wär es nicht möglich Lieber, daß Sie diese Einrichtung träfen? Ich möchte alsdann zweytens Sie bitten, aber nur wenn Sie nicht genirt werden, mir vorzuschießen aus Abschlag unsrer Rechnung, wie Sie Manuscript erhalten, weil ich gar gern einen Posten nach und nach abtragen möchte, den ich unmenschlich hoch verinteressiren muß. Er beträgt einige 100 Thlr. und wenn ich immer auch nur etwas abtrage, so geht doch von der Summe herunter. Thun Sie mir also immer die Gefälligkeit und senden mir, so wie Sie etwas zum Druck erhalten, nur soviel, nicht mehr, als es ge¬ druckt betragen wird. Die Augen fallen mir fast zu, vor Schlaf. Es ist Nachts um 3 Uhr. Schlafen Sie wohl! Ihr Schiller. 3. Weimar, den 10. Febr. 89. — Viele Glückwünsche zu dem neuen Ver¬ lagsartikel liebster Freund, wobey ich nur bedaure. daß sie nur ein einziges Exemplar abgezogen haben, zwey hätten Sie billig der Welt gönnen sollen; doch hoffe ich daß es nur der erste Theil von einem größern Werke ist, das hoffentlich aus 10 oder 12 Bänden bestehen, und wovon nächste Michaelis- Messe der zweyte herauskommen wird. Uebrigens müssen Sie doppelten Ge¬ winn haben, da Sie Autor, Verleger und Drucker zugleich sind, und eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/379>, abgerufen am 27.07.2024.