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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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ihnen sich angenähert Hütte; denn dem Goethe'sehen Idyll gegenüber nehmen wir die¬
selbe bildliche Sprache.wahr, wie bei den Oberhof-Jllustrationen, und sie paßt nur
äußerst selten zum Gegenstande. Seine Bürger und Bauern sind ihrer ganzen Phy¬
siognomie nach hier ebenfalls Westphälinger wie dort, und wo er den Anlauf nimmt,
die feinere Race des südlicheren Gaues zu charakterisiren, sällt er ins modern An¬
muthige, fast Salonhafte, sodaß sich ein greller Abstand der Bildung in den verschie¬
denen Gruppen merklich macht. Ueberdies bleiben die meisten auf einer unerfreulichen
Mitte zwischen Detailausführung und Skizze stehen, abgesehen von anderen, die
geradezu etwas Meskines haben, wie z. B. der Zug der Auswanderer oder Hermann
und Dorothea am Brunnen. Wenn daneben glückliche Erfindungen, wie das Ge¬
spräch des Pfarrers und Apothekers mit dem Schulzen, begegnen, fo bilden sie nur
umso üblere Folie für die übrigen. Durchgehend vermißt man aber eine dem Ge¬
dicht adäquate Haltung des Vortrags.-- Das ist es, was Ludwig Richter's
Illustrationen so ungemein anziehend und werthvoll macht, und wir loben es, daß
die Verlagshandlung von G. Wigand gerade jetzt wieder an dieselben erinnert hat.
Richter's bekannte Zeichnungen nehmen sich, mit dem anspruchsvolleren Format der
Vautier'schen verglichen, fast nur wie Nandzeichnungen aus und wollen auch nicht viel
mehr sein, aber sie reden den Dialekt des Idylls und entsprechen in ihrer Compositions-
weise der poetischen Sprache. So wenig wir Richter's Illustrationen für die letzten
halten, welche überhaupt dem Gedichte würdig beizukommen vermögen, fo gewiß ist,
daß sich jeder künftige Künstler an ihnen orientiren muß, um Dauerndes lind ächt
Volksthümliches zu leisten. --__


Thorwaldsen's Alexanderzug. Nach Zeichnungen von F. Overbeck in
Kupfer gestochen von S. Auster. Neue Ausgabe. Herausgegeben von
Dr. Hermann Lücke. Leipzig, Alphons Dürr 1870.

Ihrem wiederholt anerkannten Verdienste, deplacirte und geschäftlich falsch angefaßte
Unternehmungen von künstlerischem Werth Verständniß- und geschmackvoll und, was
wesentlich ist, zu Gunsten des laufenden Publicums zu erneuern, fügt die Verlagshandlung
von A. Dürr in diesem Werke ein höchst dnnkenöwerthes neues hinzu. Selten haben
sich schönere Kräfte vereinigt, als bei der Publication des Alexanderzngcs von
Thorwaldsen. Dieses Meisterwerk der Neliefkunst wurde bekanntlich vor länger
als 40 Jahren von dem jüngst verstorbenen Overbeck in Rom auf die vollendetste
Weise gezeichnet, um durch Amslers feinen Grabstichel vervielfältigt zu werden. Es
entstand dadurch eine wahrhaft classische Wiedergabe, und dennoch war sie in unseren
Tagen so gut wie unbekannt geworden. Hier und dort begegnete man einem Exemplar
in Auctionen, aber ein reges Angebot dieses ungetheilt bewunderten Kupferstich-Werkes
hatte längst aufgehört. Die neue Verlagshandlung rettet dasselbe gradezu, indem sie
es, und zwar auf gewohnte äußerst ansehnliche Art, wieder auf den Markt bringt.
Die Platten, bisher nur zu einer ganz kleinen Auflage benutzt, haben ihre ganze
Frische, und wie sie in ihrer Art Musterleistungen von künstlerischer Gewissenhaftigkeit
sind, so wird auch die Kenntniß des Originals ebeu zur rechten Zeit wieder aufgefrischt.
Denn es gibt schlechterdings keine plastische Arbeit, welche in solchem Grade lehrreich
für den schaffenden Künstler wie für das genießende Publikum wäre, als dieser
Marmorfries Thorwaldsens. In dem Herausgeber, Herrn Dr. H. Lücke, hat das
Werk in seiner kunstgeschichtlich wie ästhetisch hervorragenden Bedeutung einen aus¬
gezeichneten Interpreten gefunden. Er orientirt den Betrachter über die historischen
Vorbedingungen, unter welchen Thorwaldsen schuf, gibt ein treffliches Bild seines
Kunstcharakters und seiner Persönlichkeit, um sodann die Entstehung des Alexander¬
zuges und seine Einzelheiten zu erläutern. Steht dieser Festgesang in Marmor, von
welchem das reichste Exemplar im Schlosse Christiansburg zur Vervielfältigung ge¬
wählt ist, seiner Behandlung nach ohne Frage an der Spitze aller ähnlicher Werke, so


ihnen sich angenähert Hütte; denn dem Goethe'sehen Idyll gegenüber nehmen wir die¬
selbe bildliche Sprache.wahr, wie bei den Oberhof-Jllustrationen, und sie paßt nur
äußerst selten zum Gegenstande. Seine Bürger und Bauern sind ihrer ganzen Phy¬
siognomie nach hier ebenfalls Westphälinger wie dort, und wo er den Anlauf nimmt,
die feinere Race des südlicheren Gaues zu charakterisiren, sällt er ins modern An¬
muthige, fast Salonhafte, sodaß sich ein greller Abstand der Bildung in den verschie¬
denen Gruppen merklich macht. Ueberdies bleiben die meisten auf einer unerfreulichen
Mitte zwischen Detailausführung und Skizze stehen, abgesehen von anderen, die
geradezu etwas Meskines haben, wie z. B. der Zug der Auswanderer oder Hermann
und Dorothea am Brunnen. Wenn daneben glückliche Erfindungen, wie das Ge¬
spräch des Pfarrers und Apothekers mit dem Schulzen, begegnen, fo bilden sie nur
umso üblere Folie für die übrigen. Durchgehend vermißt man aber eine dem Ge¬
dicht adäquate Haltung des Vortrags.— Das ist es, was Ludwig Richter's
Illustrationen so ungemein anziehend und werthvoll macht, und wir loben es, daß
die Verlagshandlung von G. Wigand gerade jetzt wieder an dieselben erinnert hat.
Richter's bekannte Zeichnungen nehmen sich, mit dem anspruchsvolleren Format der
Vautier'schen verglichen, fast nur wie Nandzeichnungen aus und wollen auch nicht viel
mehr sein, aber sie reden den Dialekt des Idylls und entsprechen in ihrer Compositions-
weise der poetischen Sprache. So wenig wir Richter's Illustrationen für die letzten
halten, welche überhaupt dem Gedichte würdig beizukommen vermögen, fo gewiß ist,
daß sich jeder künftige Künstler an ihnen orientiren muß, um Dauerndes lind ächt
Volksthümliches zu leisten. —__


Thorwaldsen's Alexanderzug. Nach Zeichnungen von F. Overbeck in
Kupfer gestochen von S. Auster. Neue Ausgabe. Herausgegeben von
Dr. Hermann Lücke. Leipzig, Alphons Dürr 1870.

Ihrem wiederholt anerkannten Verdienste, deplacirte und geschäftlich falsch angefaßte
Unternehmungen von künstlerischem Werth Verständniß- und geschmackvoll und, was
wesentlich ist, zu Gunsten des laufenden Publicums zu erneuern, fügt die Verlagshandlung
von A. Dürr in diesem Werke ein höchst dnnkenöwerthes neues hinzu. Selten haben
sich schönere Kräfte vereinigt, als bei der Publication des Alexanderzngcs von
Thorwaldsen. Dieses Meisterwerk der Neliefkunst wurde bekanntlich vor länger
als 40 Jahren von dem jüngst verstorbenen Overbeck in Rom auf die vollendetste
Weise gezeichnet, um durch Amslers feinen Grabstichel vervielfältigt zu werden. Es
entstand dadurch eine wahrhaft classische Wiedergabe, und dennoch war sie in unseren
Tagen so gut wie unbekannt geworden. Hier und dort begegnete man einem Exemplar
in Auctionen, aber ein reges Angebot dieses ungetheilt bewunderten Kupferstich-Werkes
hatte längst aufgehört. Die neue Verlagshandlung rettet dasselbe gradezu, indem sie
es, und zwar auf gewohnte äußerst ansehnliche Art, wieder auf den Markt bringt.
Die Platten, bisher nur zu einer ganz kleinen Auflage benutzt, haben ihre ganze
Frische, und wie sie in ihrer Art Musterleistungen von künstlerischer Gewissenhaftigkeit
sind, so wird auch die Kenntniß des Originals ebeu zur rechten Zeit wieder aufgefrischt.
Denn es gibt schlechterdings keine plastische Arbeit, welche in solchem Grade lehrreich
für den schaffenden Künstler wie für das genießende Publikum wäre, als dieser
Marmorfries Thorwaldsens. In dem Herausgeber, Herrn Dr. H. Lücke, hat das
Werk in seiner kunstgeschichtlich wie ästhetisch hervorragenden Bedeutung einen aus¬
gezeichneten Interpreten gefunden. Er orientirt den Betrachter über die historischen
Vorbedingungen, unter welchen Thorwaldsen schuf, gibt ein treffliches Bild seines
Kunstcharakters und seiner Persönlichkeit, um sodann die Entstehung des Alexander¬
zuges und seine Einzelheiten zu erläutern. Steht dieser Festgesang in Marmor, von
welchem das reichste Exemplar im Schlosse Christiansburg zur Vervielfältigung ge¬
wählt ist, seiner Behandlung nach ohne Frage an der Spitze aller ähnlicher Werke, so


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/367>, abgerufen am 24.08.2024.