Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Ende des amerikanischen Krieges ist mit dem Henry Winter Davis'
beinahe zusammengefallen. Die Schlachten des größten Bürgerkrieges, wel¬
chen die Welt je gesehen, waren geschlagen, und nun wiederholte sich eine
Erscheinung, wie sie riach solchen Katastrophen fast überall vorkommt; die
Reaction wuchs zur Springfluth an, und riß die schlechteren Elemente der
Fortschrittspartei in ihren Strudel, die besseren aber warf sie theil¬
weise auf den Sand, und die, welche gegen sie ankämpften, hatten
einen schweren Stand. Henry Winter Davis war politisch ein Opfer
jener Reaction in Maryland, indem an seine Stelle ein gemäßigter Re¬
publikaner erwählt wurde, der sofort in das andere Lager überging. Er hat
diesen Wechsel nicht überlebt.

In der Vollkraft des Mannesalters ereilte ihn plötzlich der Tod, er starb
am 30. December 1865 nach kurzer Krankheit in Baltimore.

Die Trauer um ihn war allgemein, und die ausgezeichnetsten Männer
des Landes suchten Gelegenheit, seinen Verdiensten ihren Tribut zu zollen,
die jetzt auch von den Gegnern nicht mehr geleugnet wurden.


5


G. Drozzscn's Auch über Gustav Adolf.

Gustav Adolf von G. Droysen. Erster Band (369 S.) Leipzig bei Veit u. Co.

Herr Dr. Droysen, Sohn I. G- Droysen's hat sich in der wissenschaft¬
lichen Welt schon früher durch werthvolle Monographien aus der Geschichte
des dreißigjährigen Krieges, namentlich durch seine im dritten Bande der
"Forschungen zur deutschen Geschichte" abgedruckten Studien über die Be-
fagerung von Magdeburg bekannt gemacht. Das vorliegende Buch bildet
den ersten Band eines größeren Werks über den Schwedenkönig, dessen
Stellung zu den im dreißigjährigen Kriege ringenden Parteien seit zwei Jahr¬
hunderten zu den schwierigsten und interessantesten Problemen der historischen
Forschung gehört. Der Verf. hat nicht sowol eine Revision der seither ge¬
läufigen Ansichten, als eine neue Darstellung auf Grund bisher gar nicht
oder doch nur unvollständig benutzter Quellen unternommen, deutscher wie schwe¬
discher. Ueber die letzteren werden wir uns erst nach dem Erscheinen des
zweiten Bandes unterrichten können, unter den deutschen von ihm benutzten
Archiven, werden Dresden und die beiden Münchener Sammlungen (Reichs¬
archiv und königliche Bibliothek) in erster Reihe genannt.


Das Ende des amerikanischen Krieges ist mit dem Henry Winter Davis'
beinahe zusammengefallen. Die Schlachten des größten Bürgerkrieges, wel¬
chen die Welt je gesehen, waren geschlagen, und nun wiederholte sich eine
Erscheinung, wie sie riach solchen Katastrophen fast überall vorkommt; die
Reaction wuchs zur Springfluth an, und riß die schlechteren Elemente der
Fortschrittspartei in ihren Strudel, die besseren aber warf sie theil¬
weise auf den Sand, und die, welche gegen sie ankämpften, hatten
einen schweren Stand. Henry Winter Davis war politisch ein Opfer
jener Reaction in Maryland, indem an seine Stelle ein gemäßigter Re¬
publikaner erwählt wurde, der sofort in das andere Lager überging. Er hat
diesen Wechsel nicht überlebt.

In der Vollkraft des Mannesalters ereilte ihn plötzlich der Tod, er starb
am 30. December 1865 nach kurzer Krankheit in Baltimore.

Die Trauer um ihn war allgemein, und die ausgezeichnetsten Männer
des Landes suchten Gelegenheit, seinen Verdiensten ihren Tribut zu zollen,
die jetzt auch von den Gegnern nicht mehr geleugnet wurden.


5


G. Drozzscn's Auch über Gustav Adolf.

Gustav Adolf von G. Droysen. Erster Band (369 S.) Leipzig bei Veit u. Co.

Herr Dr. Droysen, Sohn I. G- Droysen's hat sich in der wissenschaft¬
lichen Welt schon früher durch werthvolle Monographien aus der Geschichte
des dreißigjährigen Krieges, namentlich durch seine im dritten Bande der
„Forschungen zur deutschen Geschichte" abgedruckten Studien über die Be-
fagerung von Magdeburg bekannt gemacht. Das vorliegende Buch bildet
den ersten Band eines größeren Werks über den Schwedenkönig, dessen
Stellung zu den im dreißigjährigen Kriege ringenden Parteien seit zwei Jahr¬
hunderten zu den schwierigsten und interessantesten Problemen der historischen
Forschung gehört. Der Verf. hat nicht sowol eine Revision der seither ge¬
läufigen Ansichten, als eine neue Darstellung auf Grund bisher gar nicht
oder doch nur unvollständig benutzter Quellen unternommen, deutscher wie schwe¬
discher. Ueber die letzteren werden wir uns erst nach dem Erscheinen des
zweiten Bandes unterrichten können, unter den deutschen von ihm benutzten
Archiven, werden Dresden und die beiden Münchener Sammlungen (Reichs¬
archiv und königliche Bibliothek) in erster Reihe genannt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0404" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120593"/>
          <p xml:id="ID_1184"> Das Ende des amerikanischen Krieges ist mit dem Henry Winter Davis'<lb/>
beinahe zusammengefallen. Die Schlachten des größten Bürgerkrieges, wel¬<lb/>
chen die Welt je gesehen, waren geschlagen, und nun wiederholte sich eine<lb/>
Erscheinung, wie sie riach solchen Katastrophen fast überall vorkommt; die<lb/>
Reaction wuchs zur Springfluth an, und riß die schlechteren Elemente der<lb/>
Fortschrittspartei in ihren Strudel, die besseren aber warf sie theil¬<lb/>
weise auf den Sand, und die, welche gegen sie ankämpften, hatten<lb/>
einen schweren Stand. Henry Winter Davis war politisch ein Opfer<lb/>
jener Reaction in Maryland, indem an seine Stelle ein gemäßigter Re¬<lb/>
publikaner erwählt wurde, der sofort in das andere Lager überging. Er hat<lb/>
diesen Wechsel nicht überlebt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1185"> In der Vollkraft des Mannesalters ereilte ihn plötzlich der Tod, er starb<lb/>
am 30. December 1865 nach kurzer Krankheit in Baltimore.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1186"> Die Trauer um ihn war allgemein, und die ausgezeichnetsten Männer<lb/>
des Landes suchten Gelegenheit, seinen Verdiensten ihren Tribut zu zollen,<lb/>
die jetzt auch von den Gegnern nicht mehr geleugnet wurden.</p><lb/>
          <note type="byline"> 5</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> G. Drozzscn's Auch über Gustav Adolf.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1187"> Gustav Adolf von G. Droysen. Erster Band (369 S.) Leipzig bei Veit u. Co.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1188"> Herr Dr. Droysen, Sohn I. G- Droysen's hat sich in der wissenschaft¬<lb/>
lichen Welt schon früher durch werthvolle Monographien aus der Geschichte<lb/>
des dreißigjährigen Krieges, namentlich durch seine im dritten Bande der<lb/>
&#x201E;Forschungen zur deutschen Geschichte" abgedruckten Studien über die Be-<lb/>
fagerung von Magdeburg bekannt gemacht. Das vorliegende Buch bildet<lb/>
den ersten Band eines größeren Werks über den Schwedenkönig, dessen<lb/>
Stellung zu den im dreißigjährigen Kriege ringenden Parteien seit zwei Jahr¬<lb/>
hunderten zu den schwierigsten und interessantesten Problemen der historischen<lb/>
Forschung gehört. Der Verf. hat nicht sowol eine Revision der seither ge¬<lb/>
läufigen Ansichten, als eine neue Darstellung auf Grund bisher gar nicht<lb/>
oder doch nur unvollständig benutzter Quellen unternommen, deutscher wie schwe¬<lb/>
discher. Ueber die letzteren werden wir uns erst nach dem Erscheinen des<lb/>
zweiten Bandes unterrichten können, unter den deutschen von ihm benutzten<lb/>
Archiven, werden Dresden und die beiden Münchener Sammlungen (Reichs¬<lb/>
archiv und königliche Bibliothek) in erster Reihe genannt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0404] Das Ende des amerikanischen Krieges ist mit dem Henry Winter Davis' beinahe zusammengefallen. Die Schlachten des größten Bürgerkrieges, wel¬ chen die Welt je gesehen, waren geschlagen, und nun wiederholte sich eine Erscheinung, wie sie riach solchen Katastrophen fast überall vorkommt; die Reaction wuchs zur Springfluth an, und riß die schlechteren Elemente der Fortschrittspartei in ihren Strudel, die besseren aber warf sie theil¬ weise auf den Sand, und die, welche gegen sie ankämpften, hatten einen schweren Stand. Henry Winter Davis war politisch ein Opfer jener Reaction in Maryland, indem an seine Stelle ein gemäßigter Re¬ publikaner erwählt wurde, der sofort in das andere Lager überging. Er hat diesen Wechsel nicht überlebt. In der Vollkraft des Mannesalters ereilte ihn plötzlich der Tod, er starb am 30. December 1865 nach kurzer Krankheit in Baltimore. Die Trauer um ihn war allgemein, und die ausgezeichnetsten Männer des Landes suchten Gelegenheit, seinen Verdiensten ihren Tribut zu zollen, die jetzt auch von den Gegnern nicht mehr geleugnet wurden. 5 G. Drozzscn's Auch über Gustav Adolf. Gustav Adolf von G. Droysen. Erster Band (369 S.) Leipzig bei Veit u. Co. Herr Dr. Droysen, Sohn I. G- Droysen's hat sich in der wissenschaft¬ lichen Welt schon früher durch werthvolle Monographien aus der Geschichte des dreißigjährigen Krieges, namentlich durch seine im dritten Bande der „Forschungen zur deutschen Geschichte" abgedruckten Studien über die Be- fagerung von Magdeburg bekannt gemacht. Das vorliegende Buch bildet den ersten Band eines größeren Werks über den Schwedenkönig, dessen Stellung zu den im dreißigjährigen Kriege ringenden Parteien seit zwei Jahr¬ hunderten zu den schwierigsten und interessantesten Problemen der historischen Forschung gehört. Der Verf. hat nicht sowol eine Revision der seither ge¬ läufigen Ansichten, als eine neue Darstellung auf Grund bisher gar nicht oder doch nur unvollständig benutzter Quellen unternommen, deutscher wie schwe¬ discher. Ueber die letzteren werden wir uns erst nach dem Erscheinen des zweiten Bandes unterrichten können, unter den deutschen von ihm benutzten Archiven, werden Dresden und die beiden Münchener Sammlungen (Reichs¬ archiv und königliche Bibliothek) in erster Reihe genannt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/404
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/404>, abgerufen am 28.09.2024.