Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.Wiederholtest den Südstaaten ausdrücklich die Freiheit ihrer Entschlüsse ge¬ Vom linken Mainufer. Das Zollparlament und seine Gegner. Wenn wir nicht irren war es der Abgeordnete Volk, der bei den kieler Wiederholtest den Südstaaten ausdrücklich die Freiheit ihrer Entschlüsse ge¬ Vom linken Mainufer. Das Zollparlament und seine Gegner. Wenn wir nicht irren war es der Abgeordnete Volk, der bei den kieler <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/118002"/> <p xml:id="ID_1476" prev="#ID_1475"> Wiederholtest den Südstaaten ausdrücklich die Freiheit ihrer Entschlüsse ge¬<lb/> wahrt worden. Es soll keinerlei Zwang auf sie ausgeübt werden, Graf Bis-<lb/> marck erinnerte an sein Rundschreiben vom 7. Septbr. vor. I., und der<lb/> König verkündigte in der Schlußrede, daß nicht die Macht, die ihm Gott ge¬<lb/> geben, sondern einzig die Rechte, die aus den eingegangenen Verträgen fließen,<lb/> die Richtschnur der preußischen Politik sein werden. Allein es scheint uns<lb/> doch nicht zufällig, daß der König bei diesem Anlaß an die. Macht, die er in<lb/> Händen hat, wenigstens erinnerte. Es ist dies in schonendster Form<lb/> doch wohl ein unmißverständlicher Wink für den Fall, daß die Südstaaten<lb/> gar zu kühn in ihrer Auslegung des Vertragsverhältnisses werden oder Lust<lb/> verspüren sollten. Mißbrauch mit der Freiheit zu treiben, die ihnen im Ver¬<lb/> trauen auf die wachsende nationale Gesinnung im Süden bewilligt ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vom linken Mainufer.<lb/> Das Zollparlament und seine Gegner. </head><lb/> <p xml:id="ID_1477" next="#ID_1478"> Wenn wir nicht irren war es der Abgeordnete Volk, der bei den kieler<lb/> Festlichkeiten auf die nach dem Süden zurückkehrenden Zollparlamentsabge¬<lb/> ordneten als auf die Missionäre des Deutschthums einen Toast ausbrachte.<lb/> Es hat uns dies an die Hoffnungen erinnert, welche die französische Presse<lb/> regelmäßig beim Scheiden barbarischer Fürsten aus der „Hauptstadt der Ci¬<lb/> vilisation" ausspricht. Unmöglich — heißt es dann gewöhnlich — kann der<lb/> Eindruck verloren gehen, der diesen Fremdlingen durch das wunderbare<lb/> Schauspiel europäischer Gesittung und Cultur geboten wurde; sie werden be¬<lb/> strebt sein, europäische Institutionen auf ihren heimischen Boden zu verpflan¬<lb/> zen u. s. w. Die wilden Excellenzen und Durchlauchtigkeiten nicken zu alle<lb/> diesem freundlichst: Ja. Nach Hause zurückgekehrt, beginnen sie aber wiederum<lb/> in gewohnter Weise zu köpfen, spießen und eonfisciren u. s. w. Unsere Süd¬<lb/> deutschen mit Wilden vergleichen zu wollen, kommt uns natürlich nicht in<lb/> den Sinn. Der Vergleichungspunkt ist ein anderer. Der gemeinsame Haß<lb/> gegen Preußen war das Band, welches die süddeutsche Fraction zusammen¬<lb/> hielt. Unter dieser Fahne hatten sich die Majoritäten zusammengefunden,<lb/> welche die Thüngen, Sepp, Ammermüller und Mohl nach Berlin sandten.<lb/> Werden diese Männer, nach Hause zurückgekehrt, wirklich sagen: „Die Nord¬<lb/> deutschen sind nicht so schlimm, wie wir sie in unseren Wahlproclamationen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
Wiederholtest den Südstaaten ausdrücklich die Freiheit ihrer Entschlüsse ge¬
wahrt worden. Es soll keinerlei Zwang auf sie ausgeübt werden, Graf Bis-
marck erinnerte an sein Rundschreiben vom 7. Septbr. vor. I., und der
König verkündigte in der Schlußrede, daß nicht die Macht, die ihm Gott ge¬
geben, sondern einzig die Rechte, die aus den eingegangenen Verträgen fließen,
die Richtschnur der preußischen Politik sein werden. Allein es scheint uns
doch nicht zufällig, daß der König bei diesem Anlaß an die. Macht, die er in
Händen hat, wenigstens erinnerte. Es ist dies in schonendster Form
doch wohl ein unmißverständlicher Wink für den Fall, daß die Südstaaten
gar zu kühn in ihrer Auslegung des Vertragsverhältnisses werden oder Lust
verspüren sollten. Mißbrauch mit der Freiheit zu treiben, die ihnen im Ver¬
trauen auf die wachsende nationale Gesinnung im Süden bewilligt ist.
Vom linken Mainufer.
Das Zollparlament und seine Gegner.
Wenn wir nicht irren war es der Abgeordnete Volk, der bei den kieler
Festlichkeiten auf die nach dem Süden zurückkehrenden Zollparlamentsabge¬
ordneten als auf die Missionäre des Deutschthums einen Toast ausbrachte.
Es hat uns dies an die Hoffnungen erinnert, welche die französische Presse
regelmäßig beim Scheiden barbarischer Fürsten aus der „Hauptstadt der Ci¬
vilisation" ausspricht. Unmöglich — heißt es dann gewöhnlich — kann der
Eindruck verloren gehen, der diesen Fremdlingen durch das wunderbare
Schauspiel europäischer Gesittung und Cultur geboten wurde; sie werden be¬
strebt sein, europäische Institutionen auf ihren heimischen Boden zu verpflan¬
zen u. s. w. Die wilden Excellenzen und Durchlauchtigkeiten nicken zu alle
diesem freundlichst: Ja. Nach Hause zurückgekehrt, beginnen sie aber wiederum
in gewohnter Weise zu köpfen, spießen und eonfisciren u. s. w. Unsere Süd¬
deutschen mit Wilden vergleichen zu wollen, kommt uns natürlich nicht in
den Sinn. Der Vergleichungspunkt ist ein anderer. Der gemeinsame Haß
gegen Preußen war das Band, welches die süddeutsche Fraction zusammen¬
hielt. Unter dieser Fahne hatten sich die Majoritäten zusammengefunden,
welche die Thüngen, Sepp, Ammermüller und Mohl nach Berlin sandten.
Werden diese Männer, nach Hause zurückgekehrt, wirklich sagen: „Die Nord¬
deutschen sind nicht so schlimm, wie wir sie in unseren Wahlproclamationen
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