Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.der Parteien zusammen. Also gegenwärtig z. B. die radicale Republik und Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen zum großen Theile nothwen¬ Vor Allem aber ist es Aufgabe der liberalen Partei, den Schaden, den or. Karl Braun. Wirthschaftliche Zustände Nordamerikas. Die vielfach gehegte Hoffnung, daß der nordamerikanische Congreß noch der Parteien zusammen. Also gegenwärtig z. B. die radicale Republik und Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen zum großen Theile nothwen¬ Vor Allem aber ist es Aufgabe der liberalen Partei, den Schaden, den or. Karl Braun. Wirthschaftliche Zustände Nordamerikas. Die vielfach gehegte Hoffnung, daß der nordamerikanische Congreß noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0067" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286779"/> <p xml:id="ID_149" prev="#ID_148"> der Parteien zusammen. Also gegenwärtig z. B. die radicale Republik und<lb/> das legitimistische Welfenthum. Die Fortschrittspartei gehört selbst nicht zu<lb/> diesen extremsten Extremen. Sie hat aber den letzteren gezeigt, wie man<lb/> gegen gemäßigtere Schattirungen derselben Seite ficht; und dieselbe Kampf¬<lb/> weise, die sie seit 1867 gegen uns anwendet, wird seit 1868 gegen sie selbst<lb/> angewandt von denjenigen, die noch tiefer unten sitzen am Bauche des<lb/> Pferdes. Auch ihr ruft man jetzt zu, sie müsse „weiter gehn, immer weiter<lb/> gehn", ohne zu bedenken, daß sie dadurch schließlich um das Pferd unten<lb/> herum von der linken auf die rechte Seite rutschen würde. Denn ins Un¬<lb/> endliche kann ja der endliche Mensch nicht gehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_150"> Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen zum großen Theile nothwen¬<lb/> dige Folgen des für alle Betheiligten unangenehmen Uebergangszustan¬<lb/> des, den man nicht mit Unrecht mit dem Marsche durch die Wüste ver¬<lb/> glichen hat. Aber was nützt es uns, die wir in das gelobte Land des deut¬<lb/> schen Nationalstaats wollen, wenn wir unterwegs fortwährend verweilen<lb/> und uns zanken? Alle die sich wieder zurücksehnen nach den Fleischtöpfen<lb/> des Bundestags, oder die seitwärts abschwenken wollen zum Dienst des gol¬<lb/> denen Kalbes „Föderativrepublik, die sich an die Schweiz anlehnt" (die<lb/> Schweiz selbst will nur freilich von dieser Anlehnung nichts wissen), Alle<lb/> sollten darüber einig sein, daß es Männern unziemlich ist, in einer großen<lb/> Zeit als kleines Geschlecht sich mit unsauberen Ketzerrichtereien zu beschäftigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_151"> Vor Allem aber ist es Aufgabe der liberalen Partei, den Schaden, den<lb/> sie dadurch erlitten, daß sie 1866 in ihrer Masse die Nothwendigkeit des<lb/> Krieges verkannte, wieder gut zu machen, indem sie wahrhafte Realpolitik<lb/> treibt, daß sie ihr jeweiliges Ziel bemißt nach dem jeweiligen Umfange ihrer<lb/> Kräfte, und daß sie anstatt Unbegrenztes zu erträumen oder zu fordern,<lb/> Positives erstrebt und erreicht.</p><lb/> <note type="byline"> or. Karl Braun.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Wirthschaftliche Zustände Nordamerikas.</head><lb/> <p xml:id="ID_152" next="#ID_153"> Die vielfach gehegte Hoffnung, daß der nordamerikanische Congreß noch<lb/> in selner jetzigen Session die Lösung seiner handelspolitischen Aufgaben energisch<lb/> in Angriff nehmen werde, ist auf das bescheidenste Maß herabgedrückt worden.<lb/> Wo die Leidenschaft fast unbestritten herrscht, da kann die zur Erörterung<lb/> volkswirthschaftlicher Fragen unentbehrliche nüchterne Stimmung nicht zu<lb/> ihrem Rechte kommen. Nichtsdestoweniger wird es auch jetzt nicht ohne</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
der Parteien zusammen. Also gegenwärtig z. B. die radicale Republik und
das legitimistische Welfenthum. Die Fortschrittspartei gehört selbst nicht zu
diesen extremsten Extremen. Sie hat aber den letzteren gezeigt, wie man
gegen gemäßigtere Schattirungen derselben Seite ficht; und dieselbe Kampf¬
weise, die sie seit 1867 gegen uns anwendet, wird seit 1868 gegen sie selbst
angewandt von denjenigen, die noch tiefer unten sitzen am Bauche des
Pferdes. Auch ihr ruft man jetzt zu, sie müsse „weiter gehn, immer weiter
gehn", ohne zu bedenken, daß sie dadurch schließlich um das Pferd unten
herum von der linken auf die rechte Seite rutschen würde. Denn ins Un¬
endliche kann ja der endliche Mensch nicht gehn.
Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen zum großen Theile nothwen¬
dige Folgen des für alle Betheiligten unangenehmen Uebergangszustan¬
des, den man nicht mit Unrecht mit dem Marsche durch die Wüste ver¬
glichen hat. Aber was nützt es uns, die wir in das gelobte Land des deut¬
schen Nationalstaats wollen, wenn wir unterwegs fortwährend verweilen
und uns zanken? Alle die sich wieder zurücksehnen nach den Fleischtöpfen
des Bundestags, oder die seitwärts abschwenken wollen zum Dienst des gol¬
denen Kalbes „Föderativrepublik, die sich an die Schweiz anlehnt" (die
Schweiz selbst will nur freilich von dieser Anlehnung nichts wissen), Alle
sollten darüber einig sein, daß es Männern unziemlich ist, in einer großen
Zeit als kleines Geschlecht sich mit unsauberen Ketzerrichtereien zu beschäftigen.
Vor Allem aber ist es Aufgabe der liberalen Partei, den Schaden, den
sie dadurch erlitten, daß sie 1866 in ihrer Masse die Nothwendigkeit des
Krieges verkannte, wieder gut zu machen, indem sie wahrhafte Realpolitik
treibt, daß sie ihr jeweiliges Ziel bemißt nach dem jeweiligen Umfange ihrer
Kräfte, und daß sie anstatt Unbegrenztes zu erträumen oder zu fordern,
Positives erstrebt und erreicht.
or. Karl Braun.
Wirthschaftliche Zustände Nordamerikas.
Die vielfach gehegte Hoffnung, daß der nordamerikanische Congreß noch
in selner jetzigen Session die Lösung seiner handelspolitischen Aufgaben energisch
in Angriff nehmen werde, ist auf das bescheidenste Maß herabgedrückt worden.
Wo die Leidenschaft fast unbestritten herrscht, da kann die zur Erörterung
volkswirthschaftlicher Fragen unentbehrliche nüchterne Stimmung nicht zu
ihrem Rechte kommen. Nichtsdestoweniger wird es auch jetzt nicht ohne
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