Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Die altrömische Industrie und ihre Leistungen.

I. Marquardt, römische Privatalterthümer, zweite Abtheilung (des Handbuchs
der römischen Alterthümer von W. A. Becker und I. Marquardt fünfter Theil,
zweite Abtheilung.) Verlag von S. Hirzel. 1867.

Mit dem soeben erschienenen zweiten Bande der Privatalterthümer er¬
hält das 1843 von W. A. Becker begonnene, nach seinem Tode seit 1849
von Marquardt fortgesetzte Handbuch der römischen Alterthümer seinen vor¬
läufigen Abschluß. Der Verfasser hat die Darstellung des römischen Privat¬
lebens in einem weiteren Umfange unternommen und ausgeführt, als seine
Vorgänger. Nachdem er im ersten Theile den Organismus des römischen
Familienlebens dargestellt hatte, behandelt er hier dessen äußere Bedingungen,
d. h. seine Bedürfnisse und deren Beschaffung durch die verschiedenen Berufs¬
thätigkeiten, also Production, Fabrikation und Bertrich der wichtigsten Lebens¬
bedürfnisse und der am meisten charakteristischen Luxusgegenstände. Gewerbe,
Handwerk und Handel (namentlich Kleinhandel) der Römer sind hier zum
erstenmale zum Gegenstande einer umfassenden Untersuchung und Erörterung
gemacht; bisher war diese ganze so höchst wichtige Seite des römischen Lebens
theils nur beiläufig in Betracht gezogen, theils nur Einzelnheiten aus dem
weiten Gebiet mit Genauigkeit untersucht worden.

Der Verfasser hat den weitläufigen Stoff, der den Gegenstand seiner
Betrachtung bildet, so geordnet, daß er zuerst die Thätigkeiten darstellt, die
sich auf Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse beziehen, auf Herstellung und
Beschaffung der Nahrung, Kleidung, Wohnung und häuslichen Einrichtung.
In jeder dieser drei Hauptabtheilungen sind sowohl die Production der Roh¬
stoffe als deren Verarbeitung, endlich die Geschäfte und Gewerbe behuf des
Vertriebs der Rohstoffe und Fabrikate in Betracht gezogen. Nur kurz sind
die Berufsthätigkeiten geistiger Art und die damit in Verbindung stehenden
Gewerbe besprochen; denn theils konnte der Verfasser dabei auf die Arbeiten
anderer verweisen, theils hängt die Möglichkeit der Behandlung auch hier
wie überall von dem ganz zufälligen Umstände ab, ob das vorhandene Ma¬
terial dazu ausreicht und ob durch monographische Bearbeitung einer zu-


Grenzboten I. 1868. 26
Die altrömische Industrie und ihre Leistungen.

I. Marquardt, römische Privatalterthümer, zweite Abtheilung (des Handbuchs
der römischen Alterthümer von W. A. Becker und I. Marquardt fünfter Theil,
zweite Abtheilung.) Verlag von S. Hirzel. 1867.

Mit dem soeben erschienenen zweiten Bande der Privatalterthümer er¬
hält das 1843 von W. A. Becker begonnene, nach seinem Tode seit 1849
von Marquardt fortgesetzte Handbuch der römischen Alterthümer seinen vor¬
läufigen Abschluß. Der Verfasser hat die Darstellung des römischen Privat¬
lebens in einem weiteren Umfange unternommen und ausgeführt, als seine
Vorgänger. Nachdem er im ersten Theile den Organismus des römischen
Familienlebens dargestellt hatte, behandelt er hier dessen äußere Bedingungen,
d. h. seine Bedürfnisse und deren Beschaffung durch die verschiedenen Berufs¬
thätigkeiten, also Production, Fabrikation und Bertrich der wichtigsten Lebens¬
bedürfnisse und der am meisten charakteristischen Luxusgegenstände. Gewerbe,
Handwerk und Handel (namentlich Kleinhandel) der Römer sind hier zum
erstenmale zum Gegenstande einer umfassenden Untersuchung und Erörterung
gemacht; bisher war diese ganze so höchst wichtige Seite des römischen Lebens
theils nur beiläufig in Betracht gezogen, theils nur Einzelnheiten aus dem
weiten Gebiet mit Genauigkeit untersucht worden.

Der Verfasser hat den weitläufigen Stoff, der den Gegenstand seiner
Betrachtung bildet, so geordnet, daß er zuerst die Thätigkeiten darstellt, die
sich auf Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse beziehen, auf Herstellung und
Beschaffung der Nahrung, Kleidung, Wohnung und häuslichen Einrichtung.
In jeder dieser drei Hauptabtheilungen sind sowohl die Production der Roh¬
stoffe als deren Verarbeitung, endlich die Geschäfte und Gewerbe behuf des
Vertriebs der Rohstoffe und Fabrikate in Betracht gezogen. Nur kurz sind
die Berufsthätigkeiten geistiger Art und die damit in Verbindung stehenden
Gewerbe besprochen; denn theils konnte der Verfasser dabei auf die Arbeiten
anderer verweisen, theils hängt die Möglichkeit der Behandlung auch hier
wie überall von dem ganz zufälligen Umstände ab, ob das vorhandene Ma¬
terial dazu ausreicht und ob durch monographische Bearbeitung einer zu-


Grenzboten I. 1868. 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117215"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die altrömische Industrie und ihre Leistungen.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_559"> I. Marquardt, römische Privatalterthümer, zweite Abtheilung (des Handbuchs<lb/>
der römischen Alterthümer von W. A. Becker und I. Marquardt fünfter Theil,<lb/>
zweite Abtheilung.)  Verlag von S. Hirzel. 1867.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_560"> Mit dem soeben erschienenen zweiten Bande der Privatalterthümer er¬<lb/>
hält das 1843 von W. A. Becker begonnene, nach seinem Tode seit 1849<lb/>
von Marquardt fortgesetzte Handbuch der römischen Alterthümer seinen vor¬<lb/>
läufigen Abschluß. Der Verfasser hat die Darstellung des römischen Privat¬<lb/>
lebens in einem weiteren Umfange unternommen und ausgeführt, als seine<lb/>
Vorgänger. Nachdem er im ersten Theile den Organismus des römischen<lb/>
Familienlebens dargestellt hatte, behandelt er hier dessen äußere Bedingungen,<lb/>
d. h. seine Bedürfnisse und deren Beschaffung durch die verschiedenen Berufs¬<lb/>
thätigkeiten, also Production, Fabrikation und Bertrich der wichtigsten Lebens¬<lb/>
bedürfnisse und der am meisten charakteristischen Luxusgegenstände. Gewerbe,<lb/>
Handwerk und Handel (namentlich Kleinhandel) der Römer sind hier zum<lb/>
erstenmale zum Gegenstande einer umfassenden Untersuchung und Erörterung<lb/>
gemacht; bisher war diese ganze so höchst wichtige Seite des römischen Lebens<lb/>
theils nur beiläufig in Betracht gezogen, theils nur Einzelnheiten aus dem<lb/>
weiten Gebiet mit Genauigkeit untersucht worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_561" next="#ID_562"> Der Verfasser hat den weitläufigen Stoff, der den Gegenstand seiner<lb/>
Betrachtung bildet, so geordnet, daß er zuerst die Thätigkeiten darstellt, die<lb/>
sich auf Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse beziehen, auf Herstellung und<lb/>
Beschaffung der Nahrung, Kleidung, Wohnung und häuslichen Einrichtung.<lb/>
In jeder dieser drei Hauptabtheilungen sind sowohl die Production der Roh¬<lb/>
stoffe als deren Verarbeitung, endlich die Geschäfte und Gewerbe behuf des<lb/>
Vertriebs der Rohstoffe und Fabrikate in Betracht gezogen. Nur kurz sind<lb/>
die Berufsthätigkeiten geistiger Art und die damit in Verbindung stehenden<lb/>
Gewerbe besprochen; denn theils konnte der Verfasser dabei auf die Arbeiten<lb/>
anderer verweisen, theils hängt die Möglichkeit der Behandlung auch hier<lb/>
wie überall von dem ganz zufälligen Umstände ab, ob das vorhandene Ma¬<lb/>
terial dazu ausreicht und ob durch monographische Bearbeitung einer zu-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1868. 26</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0209] Die altrömische Industrie und ihre Leistungen. I. Marquardt, römische Privatalterthümer, zweite Abtheilung (des Handbuchs der römischen Alterthümer von W. A. Becker und I. Marquardt fünfter Theil, zweite Abtheilung.) Verlag von S. Hirzel. 1867. Mit dem soeben erschienenen zweiten Bande der Privatalterthümer er¬ hält das 1843 von W. A. Becker begonnene, nach seinem Tode seit 1849 von Marquardt fortgesetzte Handbuch der römischen Alterthümer seinen vor¬ läufigen Abschluß. Der Verfasser hat die Darstellung des römischen Privat¬ lebens in einem weiteren Umfange unternommen und ausgeführt, als seine Vorgänger. Nachdem er im ersten Theile den Organismus des römischen Familienlebens dargestellt hatte, behandelt er hier dessen äußere Bedingungen, d. h. seine Bedürfnisse und deren Beschaffung durch die verschiedenen Berufs¬ thätigkeiten, also Production, Fabrikation und Bertrich der wichtigsten Lebens¬ bedürfnisse und der am meisten charakteristischen Luxusgegenstände. Gewerbe, Handwerk und Handel (namentlich Kleinhandel) der Römer sind hier zum erstenmale zum Gegenstande einer umfassenden Untersuchung und Erörterung gemacht; bisher war diese ganze so höchst wichtige Seite des römischen Lebens theils nur beiläufig in Betracht gezogen, theils nur Einzelnheiten aus dem weiten Gebiet mit Genauigkeit untersucht worden. Der Verfasser hat den weitläufigen Stoff, der den Gegenstand seiner Betrachtung bildet, so geordnet, daß er zuerst die Thätigkeiten darstellt, die sich auf Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse beziehen, auf Herstellung und Beschaffung der Nahrung, Kleidung, Wohnung und häuslichen Einrichtung. In jeder dieser drei Hauptabtheilungen sind sowohl die Production der Roh¬ stoffe als deren Verarbeitung, endlich die Geschäfte und Gewerbe behuf des Vertriebs der Rohstoffe und Fabrikate in Betracht gezogen. Nur kurz sind die Berufsthätigkeiten geistiger Art und die damit in Verbindung stehenden Gewerbe besprochen; denn theils konnte der Verfasser dabei auf die Arbeiten anderer verweisen, theils hängt die Möglichkeit der Behandlung auch hier wie überall von dem ganz zufälligen Umstände ab, ob das vorhandene Ma¬ terial dazu ausreicht und ob durch monographische Bearbeitung einer zu- Grenzboten I. 1868. 26

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/209
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/209>, abgerufen am 22.07.2024.