Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.Ein Preisdrama. Brutus und CvllntinnS. Trauerspiel von Albert Lindner. Berlin, Nenner. Auf die Gefahr hin, daß Sie die Acten über Lindners dramatische Arbeit, Vom Dichter sagen wir wie vom Helden, er ringe nach der Palme des Man hat freilich behauptet und mit Zahlen nachzuweisen gesucht. d..ß die Ein Preisdrama. Brutus und CvllntinnS. Trauerspiel von Albert Lindner. Berlin, Nenner. Auf die Gefahr hin, daß Sie die Acten über Lindners dramatische Arbeit, Vom Dichter sagen wir wie vom Helden, er ringe nach der Palme des Man hat freilich behauptet und mit Zahlen nachzuweisen gesucht. d..ß die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190398"/> </div> <div n="1"> <head> Ein Preisdrama.</head><lb/> <p xml:id="ID_829"> Brutus und CvllntinnS. Trauerspiel von Albert Lindner. Berlin, Nenner.<lb/> (Erste Aufführung in Berlin den 17. Januar.)</p><lb/> <p xml:id="ID_830"> Auf die Gefahr hin, daß Sie die Acten über Lindners dramatische Arbeit,<lb/> die der Kritik so viel Stoff gesehen hat, schon für geschlossen halten, sende ich<lb/> Ihnen die nachsäenden Bemerkungen. Vielleicht gewähren Sie denselben, auch<lb/> wenn ich nicht vollkommene Uebereinstimmung erwarten dürfte, den kleinen Raum,<lb/> den sie beanspruchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_831"> Vom Dichter sagen wir wie vom Helden, er ringe nach der Palme des<lb/> Sieges, und wenn bei diesem wie bei jenem der schönste Erfolg Sieg über das<lb/> eigne Selbst, über seine gemeinere Natur ist, so gilt der Kampf nach außen für<lb/> jeden von beiden nicht weniger dem Feinde, den er vernichten, als dem Neben¬<lb/> buhler, mit dem er wetteifern soll. Förderungsmittel für Erzeugung des Vor¬<lb/> trefflichen ist und war hier wie anderwärts die Concurrenz, von ihrer erhabene»<lb/> und umfassenden Gestalt des griechischen Alterthums an, da der Dichter ange¬<lb/> sichts der nationalen Heiligthümer unter der Aegis Athenes nicht nur mit so<lb/> viele« andern, sondern durch verschiedenartige eigne Werke auch mit sich selbst<lb/> kämpfen durste — bis zu jenen, Wetteifer herab, den uns die beiden ehernen<lb/> Gestalten vor dem Theater zu Weimar vergegenwärtigen. Darum wollen wir<lb/> uns nur freuen, daß auch der stolze Adler, auf dessen kühnem Fittig jetzt<lb/> Deutschlands Zukunft ruht, als königliche Gabe für neuen Sängerkrieg die<lb/> Palme darbietet, und wenn diese Palme nicht nur im bildlichen, sondern anch<lb/> im eigentlichen Sinne von Gold ist, so dürfen wir das in einem Lande, dessen<lb/> beste Autoren als Beamte und Professoren ihren Lebensunterhalt mühsam er¬<lb/> arbeiten mußten, ja dessen nationalsten Sänger einst nur hochherzige Geschenke<lb/> Fremder den bitieien Nahrungssorgen entriß, eher für poetische Gerechtigkeit<lb/> Preisen, als mit kümmerlicher Pedanterie bemäkeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_832"> Man hat freilich behauptet und mit Zahlen nachzuweisen gesucht. d..ß die<lb/> gekrönten Dramen aller bisherigen deutschen Prciscvucurrenzeu noch keinen<lb/> sichtlichen Einfluß auf die Bühne unsrer Tage ausgeübt haben. Aber begnügen<lb/> Wir uns zunächst damit, daß bei all den verschiedenen Preisbewerbuugen doch<lb/> »och keine Arbeit geklont worden ist, die nicht ein Zeugniß edlen Ringens ge¬<lb/> wesen, nicht einen Borrath echten Gehalts in sich geschlossen hätte: es ist immer<lb/> etwas, ans erprobten Händen eine Reihe gehaltvoller Arbeiten der Nation<lb/> empfohlen zu sehen; der Geschmack der feineren Geister wird sich im Stille»<lb/> daran schärfen und entwickeln, auch wenn ihnen der Beifall des lauten Marktes<lb/> fehlt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
Ein Preisdrama.
Brutus und CvllntinnS. Trauerspiel von Albert Lindner. Berlin, Nenner.
(Erste Aufführung in Berlin den 17. Januar.)
Auf die Gefahr hin, daß Sie die Acten über Lindners dramatische Arbeit,
die der Kritik so viel Stoff gesehen hat, schon für geschlossen halten, sende ich
Ihnen die nachsäenden Bemerkungen. Vielleicht gewähren Sie denselben, auch
wenn ich nicht vollkommene Uebereinstimmung erwarten dürfte, den kleinen Raum,
den sie beanspruchen.
Vom Dichter sagen wir wie vom Helden, er ringe nach der Palme des
Sieges, und wenn bei diesem wie bei jenem der schönste Erfolg Sieg über das
eigne Selbst, über seine gemeinere Natur ist, so gilt der Kampf nach außen für
jeden von beiden nicht weniger dem Feinde, den er vernichten, als dem Neben¬
buhler, mit dem er wetteifern soll. Förderungsmittel für Erzeugung des Vor¬
trefflichen ist und war hier wie anderwärts die Concurrenz, von ihrer erhabene»
und umfassenden Gestalt des griechischen Alterthums an, da der Dichter ange¬
sichts der nationalen Heiligthümer unter der Aegis Athenes nicht nur mit so
viele« andern, sondern durch verschiedenartige eigne Werke auch mit sich selbst
kämpfen durste — bis zu jenen, Wetteifer herab, den uns die beiden ehernen
Gestalten vor dem Theater zu Weimar vergegenwärtigen. Darum wollen wir
uns nur freuen, daß auch der stolze Adler, auf dessen kühnem Fittig jetzt
Deutschlands Zukunft ruht, als königliche Gabe für neuen Sängerkrieg die
Palme darbietet, und wenn diese Palme nicht nur im bildlichen, sondern anch
im eigentlichen Sinne von Gold ist, so dürfen wir das in einem Lande, dessen
beste Autoren als Beamte und Professoren ihren Lebensunterhalt mühsam er¬
arbeiten mußten, ja dessen nationalsten Sänger einst nur hochherzige Geschenke
Fremder den bitieien Nahrungssorgen entriß, eher für poetische Gerechtigkeit
Preisen, als mit kümmerlicher Pedanterie bemäkeln.
Man hat freilich behauptet und mit Zahlen nachzuweisen gesucht. d..ß die
gekrönten Dramen aller bisherigen deutschen Prciscvucurrenzeu noch keinen
sichtlichen Einfluß auf die Bühne unsrer Tage ausgeübt haben. Aber begnügen
Wir uns zunächst damit, daß bei all den verschiedenen Preisbewerbuugen doch
»och keine Arbeit geklont worden ist, die nicht ein Zeugniß edlen Ringens ge¬
wesen, nicht einen Borrath echten Gehalts in sich geschlossen hätte: es ist immer
etwas, ans erprobten Händen eine Reihe gehaltvoller Arbeiten der Nation
empfohlen zu sehen; der Geschmack der feineren Geister wird sich im Stille»
daran schärfen und entwickeln, auch wenn ihnen der Beifall des lauten Marktes
fehlt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |