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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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würden wir uns dafür schön bedanken. Oelsner hat in den Jahren 1816 bis
1823, aus denen die Briefe stammen, in den pariser Salons manches Interessante
gehört, bisweilen durch ein Schlüsselloch in die Werkstätten der Reaction einen Blick
gethan und häufiger eine pikante oder charakteristische Anekdote vernommen, von
dem wunderlichen Scblabrendorf erfahren wir ein paar neue Züge. Außerdem wird
viel Geist gemacht und viel Galle entwickelt. Das ist alles, einen tieferen Blick in
das damalige Treiben gewinnen wir nicht; dazu waren weder Varnhagen noch
Oelsner hoch genug gestellt. Die persönlichen Verhältnisse der Beiden zu erfahren,
tragen wir nur mäßiges Verlangen, und zu sehen, welche Ansichten sie über längst
vergessene Broschüren sich gebildet, macht uns auch nicht besonders froh und
glücklich.


Scharnhorsts Leben. Von O. F. sah weder. Berlin, 1865. Verlag
von Mittler und Sohn. 239 S. 8.

Eine gute populäre Darstellung des Charakters und der Thaten des edlen
Helden etwa in der Weise Beitzkes, mit einigen neuen Thatsachen nebensächlicher
Art (z. B. der richtigen Datirung des Geburtstages Scharnhorsts, 12. nicht 10.
November), sonst aber unsre Kenntniß nicht weiter bereichernd. Die Gesinnung,
aus welcher der Verfasser schreibt, ist brav und tüchtig. Etwas weniger Pathos
und das Wegbleiben der Citate in Versen würden wir bei einer etwaigen zweiten
Auflage gern ertragen.


Neue Mifsionsreiscn in Südafrika, unternommen im Austrage der
englischen Regierung von David und Charles Livingstone. Aus dem Englischen
von I. E. A. Mariin. Nebst 1 Karte und 40 Illustrationen in Holzschnitt. I. Bd.
Jena und Leipzig, H. Costenoble. 1866.

Enthält die Reisen, welche die Brüder Livingstone in den Jahren 1858 bis
1864 am Zambesi und dessen Nebenflüssen sowie nach den Seen Schirwa und
Nyassa unternahmen. Der Text, ziemlich trocken und eintönig, ist fast nur für
den Freund der Erdkunde von Interesse. Dagegen werden die hübsch ausgeführten
Illustrationen auch dem größeren Publikum als charakteristische Skizzen südafrika¬
nischen Völkerlebens willkommen sein.


Rose und Distel. Poesien aus England und Schottland. Uebersetzt von
Gisbert Freiherrn v. Vincke. Weimar, H. Bostan. 1865. 2. Aufl. Historisches,
Phantastisches, Heimath und Fremde, Herz und Welt in Kunst- und Volksdichtungen.

Die Auswahl, durchgehends geschmackvoll, die Uebertrcigungcn, so weit wir ver¬
gleichen können, großentheils musterhaft.


Die Araber des Säbels. Erlebnisse und Abenteuer des Kapitäns der
Spahis, Emile Tissot. Von G. Hcnnig. Breslau, Trewendt. 2 Bde.

Eine lebendige Schilderung der Verhältnisse in dem vom Titel genannten Theile
Algeriens, vorzüglich des Lebens der dortigen Kolonisten und Soldaten. Man ver¬
gleiche damit Gustav Naschs Reisebuch: Nach den Oasen von Siban (Ber¬
lin, Vogel und Comp.), namentlich den lAbschnitt über die französische Kolonisation,
der die Militärverwaltung Frankreichs in Algerien recht gut charakterisirt.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. -- Druck von C. E. Elvert in Leipzig.

würden wir uns dafür schön bedanken. Oelsner hat in den Jahren 1816 bis
1823, aus denen die Briefe stammen, in den pariser Salons manches Interessante
gehört, bisweilen durch ein Schlüsselloch in die Werkstätten der Reaction einen Blick
gethan und häufiger eine pikante oder charakteristische Anekdote vernommen, von
dem wunderlichen Scblabrendorf erfahren wir ein paar neue Züge. Außerdem wird
viel Geist gemacht und viel Galle entwickelt. Das ist alles, einen tieferen Blick in
das damalige Treiben gewinnen wir nicht; dazu waren weder Varnhagen noch
Oelsner hoch genug gestellt. Die persönlichen Verhältnisse der Beiden zu erfahren,
tragen wir nur mäßiges Verlangen, und zu sehen, welche Ansichten sie über längst
vergessene Broschüren sich gebildet, macht uns auch nicht besonders froh und
glücklich.


Scharnhorsts Leben. Von O. F. sah weder. Berlin, 1865. Verlag
von Mittler und Sohn. 239 S. 8.

Eine gute populäre Darstellung des Charakters und der Thaten des edlen
Helden etwa in der Weise Beitzkes, mit einigen neuen Thatsachen nebensächlicher
Art (z. B. der richtigen Datirung des Geburtstages Scharnhorsts, 12. nicht 10.
November), sonst aber unsre Kenntniß nicht weiter bereichernd. Die Gesinnung,
aus welcher der Verfasser schreibt, ist brav und tüchtig. Etwas weniger Pathos
und das Wegbleiben der Citate in Versen würden wir bei einer etwaigen zweiten
Auflage gern ertragen.


Neue Mifsionsreiscn in Südafrika, unternommen im Austrage der
englischen Regierung von David und Charles Livingstone. Aus dem Englischen
von I. E. A. Mariin. Nebst 1 Karte und 40 Illustrationen in Holzschnitt. I. Bd.
Jena und Leipzig, H. Costenoble. 1866.

Enthält die Reisen, welche die Brüder Livingstone in den Jahren 1858 bis
1864 am Zambesi und dessen Nebenflüssen sowie nach den Seen Schirwa und
Nyassa unternahmen. Der Text, ziemlich trocken und eintönig, ist fast nur für
den Freund der Erdkunde von Interesse. Dagegen werden die hübsch ausgeführten
Illustrationen auch dem größeren Publikum als charakteristische Skizzen südafrika¬
nischen Völkerlebens willkommen sein.


Rose und Distel. Poesien aus England und Schottland. Uebersetzt von
Gisbert Freiherrn v. Vincke. Weimar, H. Bostan. 1865. 2. Aufl. Historisches,
Phantastisches, Heimath und Fremde, Herz und Welt in Kunst- und Volksdichtungen.

Die Auswahl, durchgehends geschmackvoll, die Uebertrcigungcn, so weit wir ver¬
gleichen können, großentheils musterhaft.


Die Araber des Säbels. Erlebnisse und Abenteuer des Kapitäns der
Spahis, Emile Tissot. Von G. Hcnnig. Breslau, Trewendt. 2 Bde.

Eine lebendige Schilderung der Verhältnisse in dem vom Titel genannten Theile
Algeriens, vorzüglich des Lebens der dortigen Kolonisten und Soldaten. Man ver¬
gleiche damit Gustav Naschs Reisebuch: Nach den Oasen von Siban (Ber¬
lin, Vogel und Comp.), namentlich den lAbschnitt über die französische Kolonisation,
der die Militärverwaltung Frankreichs in Algerien recht gut charakterisirt.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. — Druck von C. E. Elvert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/46>, abgerufen am 21.12.2024.