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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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tetist. daß auch die profane Welt der Nichtgelehrten die Hauptergebnisse
Forschungen des Verfassers ohne Anstoß verstehen und sich aneignen kann.
Aber auch für die im innersten Vorhof Dienst thuenden Kreise ist diese
rbeit von ungewöhnlicher Bedeutung, ja nach einer Seite hin gradezu epoche¬
achend. Allerdings wird man am Ganzen infolge des BildungswegS, den
prenger beschütten hat. den Mangel vollkommner Geschultheit zu ccmstatiren haben,
n Einzelnen bisweilen ziemlich barocken Ansichten begegnen, ja offenbare historische
rrthümer aufzeigen und selbst Lücken in der Bekanntschaft deS Verfassers mit
er Grammatik nachweisen können -- Ausstellungen, die neben einem sonst
ur bei Autodidakten und Dilettanten so kräftig sich ausprägenden, unsrer Em¬
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rrede zeigt, und neb

aeenausitstrebende,deauandermegezumelezu gelangen
uchten, noch ein besonderes Recht erlangen, ausgesprochen und betont zu werden.
llein diesen Mängeln stehen doch so bedeutende Vorzüge gegenüber, daß wir
at als Ganzes wirklich als einen sehr verdienstlichen Beitrag zur Ge¬
chit

eerReligonenezenenren.
Der Verfasser hat zunächst eins vor den bisher ausgetretnen Biographen
vhammads voraus: in seinem Buche weht die Luft, in welcher der Islam
ntstand, er kennt den heutigen Orient, der in den wesentlichsten Zügen die
hysiognomie bewahrt hat, welche er zur Zeit der Hidschra trug, aus lcmg-
ühriger Anschauung, er hat geraume Zeit mit Muslimen aller Classen, vom
lehrten bis herab zum rohen Beduinen verkehrt, er vermag sich so aus le¬
endiger Erfahrung heraus leicht vollständig in die Denkweise der Morgenländer
n versetzen, was ihm bei der Untersuchung schwieriger psychologischer Fragen
nelfach ^ Statten kommt. Die äußere Lebensweise des Arabers, seine Sitten,
eine Zustände sind auch aus Büchern zu erfahren und zwar, bei dem Reich-
hum der hierüber existirenden Literatur alter und neuer Zeit, ungefähr gleich
ründlich; bei Beurtheilung der Art aber, in welcher fremde Völker im Unter¬
chiede von uns denken und empfinden, bei Feststellung der Hauptbeweggründe,
ach denen sie im Allgemeinen handeln, wird der, welcher nach Augenzeugen¬
chaft entscheidet, ohne Zweifel im Vortheil Vor dem sein, der nur aus Büchern
topft. Jedenfalls wird man zugestehen, daß jener, falls er überhaupt gut
evbachtet hat. hier in vielen Fällen rascher zu einem Urtheile gelangen und
rmer anschaulicher schildern kann als dieser, selbst wenn er die betreffende
'eratur sehr genau kennt.
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rngtuns zu einem zweitenorzugpger
"er durch weite Reisen im Morgenlande, langen Aufenthalt in muhammeda-
'schen Städten, scharfen Blick und vortreffliches Gedächtniß erlangten unge-
^ri gründlichen Kenntniß des innern und äußern orientalischen Wesens eine
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tetist. daß auch die profane Welt der Nichtgelehrten die Hauptergebnisse
Forschungen des Verfassers ohne Anstoß verstehen und sich aneignen kann.
Aber auch für die im innersten Vorhof Dienst thuenden Kreise ist diese
rbeit von ungewöhnlicher Bedeutung, ja nach einer Seite hin gradezu epoche¬
achend. Allerdings wird man am Ganzen infolge des BildungswegS, den
prenger beschütten hat. den Mangel vollkommner Geschultheit zu ccmstatiren haben,
n Einzelnen bisweilen ziemlich barocken Ansichten begegnen, ja offenbare historische
rrthümer aufzeigen und selbst Lücken in der Bekanntschaft deS Verfassers mit
er Grammatik nachweisen können — Ausstellungen, die neben einem sonst
ur bei Autodidakten und Dilettanten so kräftig sich ausprägenden, unsrer Em¬
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uchten, noch ein besonderes Recht erlangen, ausgesprochen und betont zu werden.
llein diesen Mängeln stehen doch so bedeutende Vorzüge gegenüber, daß wir
at als Ganzes wirklich als einen sehr verdienstlichen Beitrag zur Ge¬
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Der Verfasser hat zunächst eins vor den bisher ausgetretnen Biographen
vhammads voraus: in seinem Buche weht die Luft, in welcher der Islam
ntstand, er kennt den heutigen Orient, der in den wesentlichsten Zügen die
hysiognomie bewahrt hat, welche er zur Zeit der Hidschra trug, aus lcmg-
ühriger Anschauung, er hat geraume Zeit mit Muslimen aller Classen, vom
lehrten bis herab zum rohen Beduinen verkehrt, er vermag sich so aus le¬
endiger Erfahrung heraus leicht vollständig in die Denkweise der Morgenländer
n versetzen, was ihm bei der Untersuchung schwieriger psychologischer Fragen
nelfach ^ Statten kommt. Die äußere Lebensweise des Arabers, seine Sitten,
eine Zustände sind auch aus Büchern zu erfahren und zwar, bei dem Reich-
hum der hierüber existirenden Literatur alter und neuer Zeit, ungefähr gleich
ründlich; bei Beurtheilung der Art aber, in welcher fremde Völker im Unter¬
chiede von uns denken und empfinden, bei Feststellung der Hauptbeweggründe,
ach denen sie im Allgemeinen handeln, wird der, welcher nach Augenzeugen¬
chaft entscheidet, ohne Zweifel im Vortheil Vor dem sein, der nur aus Büchern
topft. Jedenfalls wird man zugestehen, daß jener, falls er überhaupt gut
evbachtet hat. hier in vielen Fällen rascher zu einem Urtheile gelangen und
rmer anschaulicher schildern kann als dieser, selbst wenn er die betreffende
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'schen Städten, scharfen Blick und vortreffliches Gedächtniß erlangten unge-
^ri gründlichen Kenntniß des innern und äußern orientalischen Wesens eine
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/487>, abgerufen am 15.01.2025.