Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.sondern in mehr als einem Beispiel wirkliche poetische Begabung, tiefe Gedanken Gedichte von Max Freidank, Elberfeld, 186S. Verlag von Bädeker. Auch dieser Dichter gehört mit einem Theil seiner Poesien nicht zu den Witiko. Eine Erzählung von Adalbert Stifter. Erster Band. Pesth, Verlag von Gustav Heckmast. 186S. Witiko ist ein junger böhmischer Ritter, der im Jahre 1138, um sein sondern in mehr als einem Beispiel wirkliche poetische Begabung, tiefe Gedanken Gedichte von Max Freidank, Elberfeld, 186S. Verlag von Bädeker. Auch dieser Dichter gehört mit einem Theil seiner Poesien nicht zu den Witiko. Eine Erzählung von Adalbert Stifter. Erster Band. Pesth, Verlag von Gustav Heckmast. 186S. Witiko ist ein junger böhmischer Ritter, der im Jahre 1138, um sein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0271" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283624"/> <p xml:id="ID_740" prev="#ID_739"> sondern in mehr als einem Beispiel wirkliche poetische Begabung, tiefe Gedanken<lb/> und ein warmes wahres Gefühl.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Gedichte von Max Freidank, Elberfeld, 186S. Verlag von Bädeker.</head><lb/> <p xml:id="ID_741"> Auch dieser Dichter gehört mit einem Theil seiner Poesien nicht zu den<lb/> alltäglichen mit Reminiscenzen aus Heine und Lenau oder Herwegh hantieren¬<lb/> den lyrischen Phrasenmachern. Vielfach geht er seinen eignen Weg, und na¬<lb/> mentlich seine poetische» Erzählungen zeigen schöne Begabung. Seine Menschen<lb/> haben Fleisch und Blut, seine Naturschilderung ist originell, vortrefflich giebt<lb/> er oft Farbe und Stimmung wieder. Dagegen sind die lyrischen Versuche der<lb/> Sammlung meist nur mittelmäßig gelungen, es mangelt an echtem Schwung,<lb/> und die rhetorische Kunstblume muß häusig die aus natürlicher Empfindung<lb/> aufblühende ersetzen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Witiko. Eine Erzählung von Adalbert Stifter. Erster Band. Pesth,<lb/> Verlag von Gustav Heckmast. 186S.</head><lb/> <p xml:id="ID_742" next="#ID_743"> Witiko ist ein junger böhmischer Ritter, der im Jahre 1138, um sein<lb/> Glück zu machen, aus dem Böhmerwald an den Hof des Herzogs Sobeslaw<lb/> zieht, sich hier durch Tüchtigkeit empfiehlt, dem Herzog, als derselbe am Sterben<lb/> ist, durch Erkundung der Beschlüsse der in'Prag zusammengetretenen Adclsvcr-<lb/> sammlung über die Wahl des Nachfolgers einen werthvollen Dienst leistet und<lb/> dann sich im Kampfe an der Seile des neuen Herzogs Wladislaw, gegen den<lb/> sich ein Theil des Adels erhoben, durch Umsicht und Tapferkeit neue Verdienste<lb/> erwirbt. Wir haben also hier den Versuch eines historischen Romans vor uns,<lb/> und zwar hat sich der Verfasser, wenn wir nicht irren, dabei Scheffels „Ekke-<lb/> hard" zum Muster genommen und seiner Arbeit umfassende Studien der alt-<lb/> böhmischen Kulturgeschichte zu Grunde gelegt, die ihn das Colont der Zeit bis<lb/> in die kleinste» Details schildern lassen. Darin liegt aber auch der Hauptwerk<lb/> dieser Erzählung, so weit sie bis jetzt geführt ist, und ein Bild von der Lebens¬<lb/> weise, den Sitten und der Denkart der Böhmen im zwölften Jahrhundert zu<lb/> geben war wohl auch der Hauptzweck des Verfassers. Viele der auftretenden<lb/> Personen sind offenbar nur zu diesem Ende da, ebenso Viele von den Aus¬<lb/> flügen, die der Held des Romans in der Zeit unternimmt, wo er dicnstlos<lb/> auf seinem väterlichen Hofe lebt. Die Charaktere sind, wie immer bei Stifter,<lb/> trotz des großen Aufwands von äußerlichen Zügen, die uns von ihnen mit¬<lb/> getheilt werden, nicht viel mehr als Schemen. Der Gang der Entwickelung<lb/> ist schleppend, die Erlaubniß zu epischer Breite bis zur Ermüdung ausgebeutet.<lb/> Mehr als ein halb Dutzend Mal wird, um nur Eins anzuführen, ausführlich<lb/> berichtet, wie und warum Witiko für sein graues Pferd sorgt. Bis ins Kleinste<lb/> werden die Anzüge der Lenden und Zupanc ausgemalt. Ihre Gespräche sind<lb/> dagegen meist ziemlich inhaltlos, und das, was sie innerlich sind, hervortreten<lb/> ZU lassen, ist der Verfasser nur hin und wieder im Stande. Recht gut sind die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0271]
sondern in mehr als einem Beispiel wirkliche poetische Begabung, tiefe Gedanken
und ein warmes wahres Gefühl.
Gedichte von Max Freidank, Elberfeld, 186S. Verlag von Bädeker.
Auch dieser Dichter gehört mit einem Theil seiner Poesien nicht zu den
alltäglichen mit Reminiscenzen aus Heine und Lenau oder Herwegh hantieren¬
den lyrischen Phrasenmachern. Vielfach geht er seinen eignen Weg, und na¬
mentlich seine poetische» Erzählungen zeigen schöne Begabung. Seine Menschen
haben Fleisch und Blut, seine Naturschilderung ist originell, vortrefflich giebt
er oft Farbe und Stimmung wieder. Dagegen sind die lyrischen Versuche der
Sammlung meist nur mittelmäßig gelungen, es mangelt an echtem Schwung,
und die rhetorische Kunstblume muß häusig die aus natürlicher Empfindung
aufblühende ersetzen.
Witiko. Eine Erzählung von Adalbert Stifter. Erster Band. Pesth,
Verlag von Gustav Heckmast. 186S.
Witiko ist ein junger böhmischer Ritter, der im Jahre 1138, um sein
Glück zu machen, aus dem Böhmerwald an den Hof des Herzogs Sobeslaw
zieht, sich hier durch Tüchtigkeit empfiehlt, dem Herzog, als derselbe am Sterben
ist, durch Erkundung der Beschlüsse der in'Prag zusammengetretenen Adclsvcr-
sammlung über die Wahl des Nachfolgers einen werthvollen Dienst leistet und
dann sich im Kampfe an der Seile des neuen Herzogs Wladislaw, gegen den
sich ein Theil des Adels erhoben, durch Umsicht und Tapferkeit neue Verdienste
erwirbt. Wir haben also hier den Versuch eines historischen Romans vor uns,
und zwar hat sich der Verfasser, wenn wir nicht irren, dabei Scheffels „Ekke-
hard" zum Muster genommen und seiner Arbeit umfassende Studien der alt-
böhmischen Kulturgeschichte zu Grunde gelegt, die ihn das Colont der Zeit bis
in die kleinste» Details schildern lassen. Darin liegt aber auch der Hauptwerk
dieser Erzählung, so weit sie bis jetzt geführt ist, und ein Bild von der Lebens¬
weise, den Sitten und der Denkart der Böhmen im zwölften Jahrhundert zu
geben war wohl auch der Hauptzweck des Verfassers. Viele der auftretenden
Personen sind offenbar nur zu diesem Ende da, ebenso Viele von den Aus¬
flügen, die der Held des Romans in der Zeit unternimmt, wo er dicnstlos
auf seinem väterlichen Hofe lebt. Die Charaktere sind, wie immer bei Stifter,
trotz des großen Aufwands von äußerlichen Zügen, die uns von ihnen mit¬
getheilt werden, nicht viel mehr als Schemen. Der Gang der Entwickelung
ist schleppend, die Erlaubniß zu epischer Breite bis zur Ermüdung ausgebeutet.
Mehr als ein halb Dutzend Mal wird, um nur Eins anzuführen, ausführlich
berichtet, wie und warum Witiko für sein graues Pferd sorgt. Bis ins Kleinste
werden die Anzüge der Lenden und Zupanc ausgemalt. Ihre Gespräche sind
dagegen meist ziemlich inhaltlos, und das, was sie innerlich sind, hervortreten
ZU lassen, ist der Verfasser nur hin und wieder im Stande. Recht gut sind die
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