Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band."daß jener göttliche Mann, den der griechische Weise forderte, und jener gött¬ Verheißungen. "Bereit, unsere ganze Kraft für Deutschland zu ver¬ Klagelieder. Hieran schließt sich ein Weheruf über jene, "welche zur „daß jener göttliche Mann, den der griechische Weise forderte, und jener gött¬ Verheißungen. „Bereit, unsere ganze Kraft für Deutschland zu ver¬ Klagelieder. Hieran schließt sich ein Weheruf über jene, „welche zur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283601"/> <p xml:id="ID_682" prev="#ID_681"> „daß jener göttliche Mann, den der griechische Weise forderte, und jener gött¬<lb/> liche Stamm fehlen, denen die andern sich willig unterordnen". Also Deutsch¬<lb/> land soll so lange ohnmächtig und zerrissen bleiben, bis das aristotelische<lb/> Staatsideal verwirklicht werden kann! Der Redner beruft sich mit Emphase<lb/> auf den Ausspruch seines Weltweisen, daß der Mensch, nur im Staate seine<lb/> Aufgabe erfüllen könne: als ob unsere deutschen Mittel- und Kleinstaaten, der<lb/> künftige Schleswig-holsteinische nich't ausgenommen, auch nur die einfachsten Er¬<lb/> fordernisse eines wirklichen Staatswesens zu leisten im Stande wären!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Verheißungen.</head> <p xml:id="ID_683"> „Bereit, unsere ganze Kraft für Deutschland zu ver¬<lb/> wenden, fordern wir, auch die Kleineren von den Größeren, eine auf Vertrauen<lb/> gegründete Freundschaft." Rührend, aber nicht neu! in seiner bekannten<lb/> Unterredung mit Herrn v. Bismarck hatte unser gnädigster Herr Preußen<lb/> bereits Aehnliches als Surrogat für diesseitige Garantien empfohlen. „Oft<lb/> genug haben die Herzogthümer es ausgesprochen, daß sie für Deutschland, für<lb/> den deutschen Bundesstaat zu jedem gerechten Opfer an der eignen Entscheidung<lb/> bereit sind." In demselben Athemzuge, wo der wohlbekannte Wechsel auf das<lb/> in den Wolken schwebende schwarzrothgoldne Deutschland der Zukunft von<lb/> Neuem ausgestellt wird, durch den Bauernpffigkeit sich mit den berechtigten An¬<lb/> sprüchen Preußens abzufinden gedenkt, in demselben Athemzuge klagt Herr F.,<lb/> „daß unser Volk und sein Herzog willig Preußen gewisse materielle Bordseite<lb/> einzuräumen bereit seien, und daß es nicht ihre Schuld sei, wenn man den<lb/> übereinstimmenden Erklärungen beider kein Vertrauen schenken wolle!"</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Klagelieder.</head> <p xml:id="ID_684" next="#ID_685"> Hieran schließt sich ein Weheruf über jene, „welche zur<lb/> Trauer Deutschlands mit unnatürlicher Freude täglich schadenfrohe Verläum-<lb/> dungen in die Welt senden, vergessend, daß ein Schandfleck wohl von ihrem<lb/> Gewand abzuwaschen, aber der Schmutzfleck einer absichtlichen schadenwollenden<lb/> Lüge nie von der Seele zu tilgen ist". Sachte, sachte: im Hause des Gehenkten<lb/> spricht man nicht vom Strick! Dachte denn ein so gewiegter Diplomat wie<lb/> Peter Forchhammer wirklich, als er so sprach, nicht an die unermüdlichen De-.<lb/> mentis der augustenburgischen Partei hinsichtlich des bekannten Zwischenfalls<lb/> in der Unterredung mit Bismarck, die ein volles Jahr lang fortgesetzt wurden,<lb/> bis der Herzog selbst durch die nienstedtner Erklärung weitere Lügen seiner<lb/> Getreuen abschnitt? Fiel ihm denn nicht ein, daß einem der herzoglichen Räthe<lb/> die stricte Befolgung der talleyrandschen Lehre nachgerühmt wird, daß die Zunge<lb/> dem Menschen gegeben sei, um seine Gedanken zu verheimlichen? Wahrscheinlich<lb/> verließ er sich auf die jüngste, eine tiefe sittliche Entrüstung athmende Abläug-<lb/> nung Herrn Geheimraths Francke, daß je an ihn von Herrn Schleiden ein<lb/> Brief über die Nützlichkeit einer Preisgabe Nordschleswigs geschrieben wor¬<lb/> den sei. wie die nationalen behaupteten: ließ sich ein schlagenderer Beweis für<lb/> die Verläumdungssucht dieser schwarzen Seelen beibringen? Ach, der Festredner</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0248]
„daß jener göttliche Mann, den der griechische Weise forderte, und jener gött¬
liche Stamm fehlen, denen die andern sich willig unterordnen". Also Deutsch¬
land soll so lange ohnmächtig und zerrissen bleiben, bis das aristotelische
Staatsideal verwirklicht werden kann! Der Redner beruft sich mit Emphase
auf den Ausspruch seines Weltweisen, daß der Mensch, nur im Staate seine
Aufgabe erfüllen könne: als ob unsere deutschen Mittel- und Kleinstaaten, der
künftige Schleswig-holsteinische nich't ausgenommen, auch nur die einfachsten Er¬
fordernisse eines wirklichen Staatswesens zu leisten im Stande wären!
Verheißungen. „Bereit, unsere ganze Kraft für Deutschland zu ver¬
wenden, fordern wir, auch die Kleineren von den Größeren, eine auf Vertrauen
gegründete Freundschaft." Rührend, aber nicht neu! in seiner bekannten
Unterredung mit Herrn v. Bismarck hatte unser gnädigster Herr Preußen
bereits Aehnliches als Surrogat für diesseitige Garantien empfohlen. „Oft
genug haben die Herzogthümer es ausgesprochen, daß sie für Deutschland, für
den deutschen Bundesstaat zu jedem gerechten Opfer an der eignen Entscheidung
bereit sind." In demselben Athemzuge, wo der wohlbekannte Wechsel auf das
in den Wolken schwebende schwarzrothgoldne Deutschland der Zukunft von
Neuem ausgestellt wird, durch den Bauernpffigkeit sich mit den berechtigten An¬
sprüchen Preußens abzufinden gedenkt, in demselben Athemzuge klagt Herr F.,
„daß unser Volk und sein Herzog willig Preußen gewisse materielle Bordseite
einzuräumen bereit seien, und daß es nicht ihre Schuld sei, wenn man den
übereinstimmenden Erklärungen beider kein Vertrauen schenken wolle!"
Klagelieder. Hieran schließt sich ein Weheruf über jene, „welche zur
Trauer Deutschlands mit unnatürlicher Freude täglich schadenfrohe Verläum-
dungen in die Welt senden, vergessend, daß ein Schandfleck wohl von ihrem
Gewand abzuwaschen, aber der Schmutzfleck einer absichtlichen schadenwollenden
Lüge nie von der Seele zu tilgen ist". Sachte, sachte: im Hause des Gehenkten
spricht man nicht vom Strick! Dachte denn ein so gewiegter Diplomat wie
Peter Forchhammer wirklich, als er so sprach, nicht an die unermüdlichen De-.
mentis der augustenburgischen Partei hinsichtlich des bekannten Zwischenfalls
in der Unterredung mit Bismarck, die ein volles Jahr lang fortgesetzt wurden,
bis der Herzog selbst durch die nienstedtner Erklärung weitere Lügen seiner
Getreuen abschnitt? Fiel ihm denn nicht ein, daß einem der herzoglichen Räthe
die stricte Befolgung der talleyrandschen Lehre nachgerühmt wird, daß die Zunge
dem Menschen gegeben sei, um seine Gedanken zu verheimlichen? Wahrscheinlich
verließ er sich auf die jüngste, eine tiefe sittliche Entrüstung athmende Abläug-
nung Herrn Geheimraths Francke, daß je an ihn von Herrn Schleiden ein
Brief über die Nützlichkeit einer Preisgabe Nordschleswigs geschrieben wor¬
den sei. wie die nationalen behaupteten: ließ sich ein schlagenderer Beweis für
die Verläumdungssucht dieser schwarzen Seelen beibringen? Ach, der Festredner
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