Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.des Buches, weil Jona, dessen Geschichte man hier hatte, nach der oben an¬ Da das Buch Jona der rein geschichtlichen Auffassung manchen Anstoß Noch ist zu erwähnen, daß man bisweilen in unserm Buche Anklänge an Die Redefreiheit der Kammern, besonders in Preußen. Bekanntlich erhob das Herrenhaus in seiner 17. Sitzung am 14. Juni, -) Der geistvollste Versuch dieser Art ist unstreitig die bekannte humoristische Ballade:
"Im schwarzen Wallfisch zu Askalon". des Buches, weil Jona, dessen Geschichte man hier hatte, nach der oben an¬ Da das Buch Jona der rein geschichtlichen Auffassung manchen Anstoß Noch ist zu erwähnen, daß man bisweilen in unserm Buche Anklänge an Die Redefreiheit der Kammern, besonders in Preußen. Bekanntlich erhob das Herrenhaus in seiner 17. Sitzung am 14. Juni, -) Der geistvollste Versuch dieser Art ist unstreitig die bekannte humoristische Ballade:
„Im schwarzen Wallfisch zu Askalon". <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283457"/> <p xml:id="ID_299" prev="#ID_298"> des Buches, weil Jona, dessen Geschichte man hier hatte, nach der oben an¬<lb/> geführten Stelle aus dem zweiten Buch der Könige in Beziehung zum König<lb/> Jervbeam dem Zweiten gestanden hatte, wie auch die andern ältesten Propheten<lb/> deren Zeitalter bekannt war, Hosea und Amos (Joel und Obadja erhielten aus<lb/> andern Gründen ihre Stellung resp, vor und hinter Amos).</p><lb/> <p xml:id="ID_300"> Da das Buch Jona der rein geschichtlichen Auffassung manchen Anstoß<lb/> bot, so hat man es früher sowohl in der christlichen wie in der jüdischen Kirche<lb/> vielfach allegorisch gedeutet oder als einen Traum oder eine Vision gefaßt.<lb/> Die Willkürlichkeit und Verkehrtheit solcher Versuche liegt auf der Hand.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_301"> Noch ist zu erwähnen, daß man bisweilen in unserm Buche Anklänge an<lb/> griechische Mythen gefunden hat. Allerdings bieten die Erzählungen von<lb/> Hesione und Herakles sowie von Andromeda und Perseus besonders in gewissen<lb/> eigenthümlichen Ausbildungen mehre Vergleichspunkte, doch berühren sie alle<lb/> nicht das Wesen unsrer Geschichte, und ich möchte sie für zufällig halten. Daß<lb/> der Verfasser, der doch voraus^shlich in Jerusalem schrieb, den Jona von Joppe,<lb/> dem Hafenort Jerusalems, abfahren ließ, lag sehr nahe, und er brauchte diesen<lb/> Ort nicht erst aus einer griechischen oder phönizischen Sage zu nehmen, welche<lb/> den Mythus von Perseus frühzeitig in Joppe localisirte. Wie dem aber auch<lb/> sei, vollkommen verkehrt ist es jedenfalls, die Geschichte Jonas mit babylonischen<lb/> Mythen zusammenzuhalten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Redefreiheit der Kammern, besonders in Preußen.</head><lb/> <p xml:id="ID_302" next="#ID_303"> Bekanntlich erhob das Herrenhaus in seiner 17. Sitzung am 14. Juni,<lb/> erregt vornehmlich durch die Reden der Abgeordneten Gneist über die Militär¬<lb/> reorganisation, Tochter über die Gerichte in Preußen, Virchxw über den<lb/> Marineetat, den Antrag des Herrn v. Waldau-Steinhöfel zum Beschlusse: «die<lb/> königliche Staatsregierung zu ersuchen, innerhalb der Grenzen der bestehenden<lb/> Gesetze Vorsorge zu treffen, daß Injurien, Verleumdungen und andere ver¬<lb/> brecherische Aeußerungen auch dann den allgemeinen Strafgesetzen unterworfen<lb/> bleiben^ wenn sie von einem Mitgliede der Häuser des Landtages bei einer<lb/> Berathung in denselben ausgehen". Am Schluß der lebhaften und zum Theil</p><lb/> <note xml:id="FID_14" place="foot"> -) Der geistvollste Versuch dieser Art ist unstreitig die bekannte humoristische Ballade:<lb/> „Im schwarzen Wallfisch zu Askalon".</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
des Buches, weil Jona, dessen Geschichte man hier hatte, nach der oben an¬
geführten Stelle aus dem zweiten Buch der Könige in Beziehung zum König
Jervbeam dem Zweiten gestanden hatte, wie auch die andern ältesten Propheten
deren Zeitalter bekannt war, Hosea und Amos (Joel und Obadja erhielten aus
andern Gründen ihre Stellung resp, vor und hinter Amos).
Da das Buch Jona der rein geschichtlichen Auffassung manchen Anstoß
bot, so hat man es früher sowohl in der christlichen wie in der jüdischen Kirche
vielfach allegorisch gedeutet oder als einen Traum oder eine Vision gefaßt.
Die Willkürlichkeit und Verkehrtheit solcher Versuche liegt auf der Hand.*)
Noch ist zu erwähnen, daß man bisweilen in unserm Buche Anklänge an
griechische Mythen gefunden hat. Allerdings bieten die Erzählungen von
Hesione und Herakles sowie von Andromeda und Perseus besonders in gewissen
eigenthümlichen Ausbildungen mehre Vergleichspunkte, doch berühren sie alle
nicht das Wesen unsrer Geschichte, und ich möchte sie für zufällig halten. Daß
der Verfasser, der doch voraus^shlich in Jerusalem schrieb, den Jona von Joppe,
dem Hafenort Jerusalems, abfahren ließ, lag sehr nahe, und er brauchte diesen
Ort nicht erst aus einer griechischen oder phönizischen Sage zu nehmen, welche
den Mythus von Perseus frühzeitig in Joppe localisirte. Wie dem aber auch
sei, vollkommen verkehrt ist es jedenfalls, die Geschichte Jonas mit babylonischen
Mythen zusammenzuhalten.
Die Redefreiheit der Kammern, besonders in Preußen.
Bekanntlich erhob das Herrenhaus in seiner 17. Sitzung am 14. Juni,
erregt vornehmlich durch die Reden der Abgeordneten Gneist über die Militär¬
reorganisation, Tochter über die Gerichte in Preußen, Virchxw über den
Marineetat, den Antrag des Herrn v. Waldau-Steinhöfel zum Beschlusse: «die
königliche Staatsregierung zu ersuchen, innerhalb der Grenzen der bestehenden
Gesetze Vorsorge zu treffen, daß Injurien, Verleumdungen und andere ver¬
brecherische Aeußerungen auch dann den allgemeinen Strafgesetzen unterworfen
bleiben^ wenn sie von einem Mitgliede der Häuser des Landtages bei einer
Berathung in denselben ausgehen". Am Schluß der lebhaften und zum Theil
-) Der geistvollste Versuch dieser Art ist unstreitig die bekannte humoristische Ballade:
„Im schwarzen Wallfisch zu Askalon".
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