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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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6) Das Spießruthen- oder Steigriemen-Laufen.

7) Das L alten liegen. Der Verurtheilte mußte mehre Tage oder
Wochen in einem engen Behälter zubringen, dessen Boden aus scharfkantigen
Latten bestand.

8) Der Staupbesen oder die Staupe. Der zu Bestrafende wurde mit
einer besenartigen Nuthe entweder auf der Stelle oder laufend vom Henker ge¬
peitscht, wenn er des Ortes oder Landes verwiesen wurde.

9) Das Jnfammachen.

10) Das Handabhauen.

11) Das Hängen oder Verbrennen.




Natur- und Reisebilder aus Südamerika.
Franz Engel. Von4.

In der Ticadcr" wurde neuer Proviant an Mais und Bananen auf'
genommen. Eine ganze Familie von den dreien oder Vieren, welche das Thal
bewohnten, aus Mann. Frau und drei Kindern von 4--8 Jahren bestehend,
schloß sich der Colonistencaravane an. Mit Annäherung an die montana äst
wono mehrten sich die Waldbäche, welche, den Weg kreuzend, durchwatet werden
mußten. Nach den vorausgegangenen Regengüssen hatte ihre Anschwellung eine
gefährliche Höhe erreicht. Rings von diesen wilden Gewässern umgeben und
abgeschnitten, empfanden wir bei dem vielen Gepäck unsres Zuges nicht geringe
Sorge. Ein Fluß nach dem andern wurde mit beträchtlichem Verluste an Zeit
und Kräften, wenn auch immer ohne Unfall durchschritten; der letzte aber, der
größte vor dem heutigen Ziele, stellte sich unserem Uebergange mit seinen gelben
Schlammmassen, seinen rollenden Steinen und seinen unterhöhlten Ufern be¬
sonders drohend entgegen. Ein Thier wurde nach dem andern mit großer
Anstrengung hindurchgezogen; die schwächern Fußgänger stützten sich auf die
stärkern. Die Kraft und Gewandtheit der Einzelnen war erstaunlich; dennoch
strauchelten und fielen einige der Thiere, die dann nur durch große Behendig¬
keit und Schnelligkeit mit Stricken und Lassos wieder aufgebracht und gerettet
wurden. Ein Gleiches geschah dicht vor mir mit einem störrischen Maulesel.


6) Das Spießruthen- oder Steigriemen-Laufen.

7) Das L alten liegen. Der Verurtheilte mußte mehre Tage oder
Wochen in einem engen Behälter zubringen, dessen Boden aus scharfkantigen
Latten bestand.

8) Der Staupbesen oder die Staupe. Der zu Bestrafende wurde mit
einer besenartigen Nuthe entweder auf der Stelle oder laufend vom Henker ge¬
peitscht, wenn er des Ortes oder Landes verwiesen wurde.

9) Das Jnfammachen.

10) Das Handabhauen.

11) Das Hängen oder Verbrennen.




Natur- und Reisebilder aus Südamerika.
Franz Engel. Von4.

In der Ticadcr» wurde neuer Proviant an Mais und Bananen auf'
genommen. Eine ganze Familie von den dreien oder Vieren, welche das Thal
bewohnten, aus Mann. Frau und drei Kindern von 4—8 Jahren bestehend,
schloß sich der Colonistencaravane an. Mit Annäherung an die montana äst
wono mehrten sich die Waldbäche, welche, den Weg kreuzend, durchwatet werden
mußten. Nach den vorausgegangenen Regengüssen hatte ihre Anschwellung eine
gefährliche Höhe erreicht. Rings von diesen wilden Gewässern umgeben und
abgeschnitten, empfanden wir bei dem vielen Gepäck unsres Zuges nicht geringe
Sorge. Ein Fluß nach dem andern wurde mit beträchtlichem Verluste an Zeit
und Kräften, wenn auch immer ohne Unfall durchschritten; der letzte aber, der
größte vor dem heutigen Ziele, stellte sich unserem Uebergange mit seinen gelben
Schlammmassen, seinen rollenden Steinen und seinen unterhöhlten Ufern be¬
sonders drohend entgegen. Ein Thier wurde nach dem andern mit großer
Anstrengung hindurchgezogen; die schwächern Fußgänger stützten sich auf die
stärkern. Die Kraft und Gewandtheit der Einzelnen war erstaunlich; dennoch
strauchelten und fielen einige der Thiere, die dann nur durch große Behendig¬
keit und Schnelligkeit mit Stricken und Lassos wieder aufgebracht und gerettet
wurden. Ein Gleiches geschah dicht vor mir mit einem störrischen Maulesel.


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[0366] 6) Das Spießruthen- oder Steigriemen-Laufen. 7) Das L alten liegen. Der Verurtheilte mußte mehre Tage oder Wochen in einem engen Behälter zubringen, dessen Boden aus scharfkantigen Latten bestand. 8) Der Staupbesen oder die Staupe. Der zu Bestrafende wurde mit einer besenartigen Nuthe entweder auf der Stelle oder laufend vom Henker ge¬ peitscht, wenn er des Ortes oder Landes verwiesen wurde. 9) Das Jnfammachen. 10) Das Handabhauen. 11) Das Hängen oder Verbrennen. Natur- und Reisebilder aus Südamerika. Franz Engel. Von4. In der Ticadcr» wurde neuer Proviant an Mais und Bananen auf' genommen. Eine ganze Familie von den dreien oder Vieren, welche das Thal bewohnten, aus Mann. Frau und drei Kindern von 4—8 Jahren bestehend, schloß sich der Colonistencaravane an. Mit Annäherung an die montana äst wono mehrten sich die Waldbäche, welche, den Weg kreuzend, durchwatet werden mußten. Nach den vorausgegangenen Regengüssen hatte ihre Anschwellung eine gefährliche Höhe erreicht. Rings von diesen wilden Gewässern umgeben und abgeschnitten, empfanden wir bei dem vielen Gepäck unsres Zuges nicht geringe Sorge. Ein Fluß nach dem andern wurde mit beträchtlichem Verluste an Zeit und Kräften, wenn auch immer ohne Unfall durchschritten; der letzte aber, der größte vor dem heutigen Ziele, stellte sich unserem Uebergange mit seinen gelben Schlammmassen, seinen rollenden Steinen und seinen unterhöhlten Ufern be¬ sonders drohend entgegen. Ein Thier wurde nach dem andern mit großer Anstrengung hindurchgezogen; die schwächern Fußgänger stützten sich auf die stärkern. Die Kraft und Gewandtheit der Einzelnen war erstaunlich; dennoch strauchelten und fielen einige der Thiere, die dann nur durch große Behendig¬ keit und Schnelligkeit mit Stricken und Lassos wieder aufgebracht und gerettet wurden. Ein Gleiches geschah dicht vor mir mit einem störrischen Maulesel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/366>, abgerufen am 11.12.2024.